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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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beschreiben?«
    »Eigentlich nicht, nein!« Sie biß sich auf die Lippe und dachte an jenen Tag. »Es war nur ein kurzer Blick auf die beiden, an Jessies Todestag, und das auch nur aus der Ferne. Ich habe es dir damals nicht erzählt, weil ich Angst hatte ...« Sie hielt inne und ein Ausdruck tiefer Traurigkeit glitt über ihre Züge. »Ich hatte Angst, du würdest ausrasten und etwas Dummes tun, dich in Schwierigkeiten bringen. Also hab ich den Mund gehalten.«
    »Und nachdem Jessie getötet worden war, hast du auch nichts gesagt; du dachtest, man würde mich dann verhaften und behaupten, ich hätte sie aus Eifersucht umgebracht.« Aus demselben Grund hatte er geschwiegen und war beinahe daran erstickt. Ihm tat das Herz weh, wenn er daran dachte, das Roanna das gleiche Geheimnis bewahrt hatte, und zwar aus demselben Beweggrund. Sie war noch so jung gewesen, außerdem unter Schock angesichts der Leiche ihrer Cousine – und weil man sie vorübergehend des Mordes verdächtigt hatte; hinzu kam die Kränkung seiner Zurückweisung, und trotz allem hatte sie den Mund gehalten.
    Roanna nickte und blickte ihm forschend ins Gesicht. Die Sonne verschwand jetzt rasch hinter dem Horizont, und die Dämmerungsschatten drangen mit ihren mysteriösen, blaulila Schleiern hervor. Es war jener kurze Moment, in dem die Erde zwischen Tag und Nacht verharrte, als würde die Zeit stillstehen und alles ringsum süßer und reicher werden. Von seiner undurchdringlichen Miene ließ sich nicht ablesen, was er dachte oder fühlte.
    »Also hast du es für dich behalten«, sagte er leise. »Um mich zu schützen. Ich wette, du bist beinahe daran erstickt, als Jessie reinkam und uns lauthals beschuldigte, miteinander zu schlafen, wo du sie erst wenige Stunden zuvor mit einem anderen ertappt hast.«
    »Ja«, sagte sie kläglich; diesen Alptraum würde sie nie vergessen.
    »Hat sie dich gesehen?«
    »Nein, ich hab mich nicht gemuckst. Damals war ich ziemlich gut im Anschleichen.« Sie warf ihm einen Blick zu, der sagen wollte, was für ein verwegenes Ding sie doch damals gewesen war.
    »Ich weiß«, bestätigte er ihr trocken. »Erinnerst du dich noch, wo sie sich getroffen haben?«
    »Es war auf irgendeiner Waldlichtung. Ich könnte dich ungefähr hinführen, glaube aber nicht, daß ich die exakte Stelle wiederfinden würde. Es ist zehn Jahre her und die Lichtung wahrscheinlich längst zugewachsen.«
    »Wenn sie auf der Lichtung waren, warum kannst du den Mann dann nicht beschreiben?«
    »Weil sie Sex hatten!« stieß sie heftig hervor. »Er war nackt. Ich hatte noch nie einen nackten Mann gesehen. Offen gestanden hab ich nicht auf sein Gesicht geachtet!«
    Webb ließ erstaunt die Hände sinken und sah sie im schwindenden Licht der Dämmerung mit zusammengekniffenen Augen an. Dann fing er an zu lachen. Er lachte nicht bloß einmal auf, sondern röhrte vor Vergnügen, und es schüttelte ihn geradezu. Eigentlich wollte er aufhören, doch sie zeigte einen so verdatterten Blick, daß er fröhlich weiterwieherte.
    Sie boxte ihn an die Schulter. »Hör auf«, brummte sie.
    »Also ich kann mir Booley so richtig vorstellen«, keuchte Webb prustend. »T-tut mir leid, Sheriff, ich hab sein Gesicht nicht gesehen, weil ich seinen – Whoff!« Diesmal versetzte sie ihm einen Magenschwinger. Er stieß zischend die Luft aus und klappte, sich den Bauch haltend, zusammen.
    Roanna reckte das Kinn. »Ich hab mir nicht«, sagte sie würdevoll, »seinen Whoff angesehen.« Sie stapfte in ihr Zimmer und machte Anstalten, ihm die Balkontür vor der Nase zuzuknallen. Im letzten Moment zwängte er sich durch den verbleibenden Spalt. Roanna stellte den Alarm an und zog die Vorhänge zu.
    Er schlang den Arm von hinten um sie, bevor sie ihm entschlüpfen konnte, und zog sie fest an sich. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich weiß, daß dich das Ganze ziemlich aus der Fassung gebracht haben muß.«
    »Es hat mich krank gemacht«, sagte sie heftig. »Ich haßte sie dafür, daß sie dich betrog.«
    Mit gesenktem Kopf rieb er sein stoppeliges Kinn in ihrem Haar. »Ich glaube, sie hatte vor, mir das Baby unterzuschieben und mir weiszumachen, daß es meins wäre. Dafür mußte sie mich aber erst dazu bringen, mit ihr zu schlafen, und ich hatte sie seit vier Monaten nicht mehr angerührt. So, wie die Dinge standen, konnte sie es unmöglich als meins deklarieren. Als sie uns beim Küssen erwischte, hat sie wahrscheinlich ihren ausgeklügelten Plan in Rauch aufgehen sehen. Sie

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