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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Rauchschwaden vernebelten die Sicht, doch Webb kämpfte sich hastig auf die Füße und warf sich erneut nach vorn.
    Wie erwartet öffneten sich nach den Schüssen sämtliche Türen, und Köpfe wurden herausgestreckt. »Verflucht nochmal, alle zurück in die Zimmer!« brüllte er.
    Gloria ignorierte ihn und trat heraus in den Gang. »Du sollst nicht fluchen!« keifte sie entrüstet. »Was, um alles in der Welt, ist los?«
    Hinter ihr trat der Eindringling wieder auf den Gang hinaus, aber Gloria stand dazwischen, so daß Webb keinen Schuß abfeuern konnte. Grob stieß er sie beiseite, und sie landete mit einem Schrei rücklings auf dem Boden.
    Webb erstarrte. Der Mann hatte den Arm um Lucindas Hals geschlungen und schob die alte, gebrechliche Frau wie einen Schild vor sich her. In der anderen Hand hielt er seine Pistole; die Mündung war an Lucindas Schläfe gedrückt. Ein teufliches Grinsen lag auf seiner Miene.
    »Die Waffe ganz langsam entladen«, befahl er und wich zum vorderen Gang zurück. Webb gehorchte ohne Zögern. Auf dem Gesicht des Mannes lag ein Ausdruck, der besagte, daß Lucinda tot war, wenn er nicht gehorchte. Mit langsamen Bewegungen öffnete er den Zylinder und nahm alle Kugeln heraus.
    »Jetzt wirf sie hinter dich«, sagte der Mann, und Webb warf die Kugeln gehorsam zu Boden. »... und schieb die Pistole zu mir rüber!«
    Er bückte sich langsam und legte die leere Waffe auf den Teppich, dann stieß er sie mit einem Fußtritt zu dem Mann, der jedoch keine Anstalten machte, sie aufzuheben. Das brauchte er auch gar nicht; er hatte die Kugeln von der Waffe separiert, was eine effektive Bedrohung unmöglich machte.
    Lucinda stand stocksteif in seinem Würgegriff; ihr Gesicht war so weiß wie ihr Nachthemd. Ihr Haar stand zerzaust um ihren Kopf, als ob er sie aus dem Bett gezerrt hätte; vielleicht hatte er das auch, obwohl es wahrscheinlicher war, daß sie bei den Schüssen aufgestanden war, um nach dem Rechten zu sehen, und ihm buchstäblich in die Arme gelaufen war.
    Der Mann blickte sich mit einem wölfischen Grinsen um. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er all die Leute wie erstarrt in den Türen stehen sah; nur Gloria lag noch auf dem Teppich und wimmerte leise.
    »Alles herhören!« bellte er plötzlich. »Ich will jeden sehen! Da ich euch kenne, braucht ihr euch nicht lange zu verstecken – oder die alte Schachtel kriegt eine Kugel in den Kopf! Ihr habt fünf Sekunden! Eins – zwei – drei ...«
    Harlan trat aus dem Zimmer und bückte sich, um Gloria auf die Beine zu helfen. Sie klammerte sich heulend an ihn. Greg und Lanette traten kreidebleich aus ihrem Zimmer.
    »– vier ...«
    Webb sah Corliss und Brock aus dem anderen Gang hervortreten.
    Der Mann blickte sich um. »Da fehlt noch eine«, höhnte er. »Wo ist deine kleine Zuchtstute, Tallant? Glaubst du, ich würde die alte Schlampe nicht umbringen? Glaubst du das?«
    Nein, dachte Webb. Nein. So sehr er Lucinda auch liebte, Roanna konnte er einfach nicht riskieren. Lauf, dachte er inbrünstig. Lauf, mein Schatz. Hol Hilfe. Lauf!
    Der Mann blickte nach links und stieß ein zufriedenes Grunzen aus. »Da ist sie ja. Komm nur raus, Allerschönste! Schließ dich uns an.«
    Roanna kam vor und blieb zwischen Corliss und der vorderen Balkontür stehen. Sie war ebenso bleich wie Lucinda, und ihre schmale Gestalt in dem weißen Nachthemd wirkte fast unwirklich. Sie rang nach Luft, und alles Blut wich ihr aus dem Gesicht, als sie den Mann erblickte.
    »Na, ist das nicht nett?« krähte der Mann und grinste Roanna an. »Wie ich sehe, erinnerst du dich an mich!«
    »Ungefähr«, erwiderte sie schwach.
    »Das ist gut, denn du bist mir noch sehr gut im Gedächtnis. Wir beide haben da bis heute eine kleine Rechnung offen. Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als du in der Nacht einfach auf mich zukamst; aber wie ich hörte, hast du von der kleinen Beule, die ich dir verpaßte, eine Gehirnerschütterung bekommen – und erinnerst dich an nichts mehr. Stimmt das?«
    »Ja«, hauchte sie. Ihre braunen Augen wirkten riesig in ihrem weißen Gesicht.
    Er lachte zufrieden über diese Ironie. Seine kalten Augen glitten über die Anwesenden. »Ein richtiges Familientreffen. Jetzt stellt euch alle zusammen, dort unter dem Licht im vorderen Gang, damit ich euch ordentlich sehen kann.« Er wich ein wenig zurück, so daß er außer Reichweite war. Lucindas Kopf hielt er noch immer im Würgegriff. Webb drängte die anderen wortlos nach vorn, wo sie

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