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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Hand. »Brock«, befahl er, »aus dem Weg!« Brock kroch hastig zurück.
    Webbs Augen blickten kalt, und Neeley mußte seinen Tod darin gelesen haben, denn er fuhr hoch und reckte sich nach der Waffe. Webb zog am Abzug.
    Auf diese kurze Entfernung machte ein einziger Schuß der Szene ein Ende.
    Als der verhallte, näherte sich aus der Ferne das Aufheulen von Sirenen.
    Mit letzter Kraft versuchte Lucinda, sich aufzurichten. Roanna half ihr und stützte die alte Frau im Rücken ab. Lucinda rang keuchend nach Luft, und ihr Gesicht war ganz grau, während sie die Hand auf ihr Herz preßte. »Er – er war ihr Vater«, keuchte sie und streckte die Hand verzweifelt nach Webb aus, dem sie sich unbedingt verständlich machen mußte. »Ich konnte – ich konnte doch nicht zulassen, daß sie dieses Kind bekam.« Sie würgte mit verzerrtem Gesicht und preßte auch die andere Hand auf ihre Brust. Dann sank sie ohnmächtig in Roannas Armen zusammen.
    Webb ließ den Blick über die Familie, das Blut und die ZerStörung gleiten. Über das Stöhnen und Schluchzen hinweg ordnete er, ohne Widerspruch zu dulden, an: »Das hier bleibt unter uns, verstanden? Ich übernehme das Wort. Neeley war Jessies Vater. Er dachte, ich hätte sie umgebracht und war auf Rache aus. Das ist alles, habt ihr verstanden? Ihr alle, habt ihr das begriffen? Keiner hat etwas anderes vorzubringen, keiner!«
    Sie blickten ihn an, die Überlebenden, und begriffen. Lucindas schreckliches Geständnis würde ein Geheimnis bleiben.
    Drei Tage später saß Roanna in der Intensivstation an Lucindas Krankenbett, hielt ihre Hand und streichelte sie liebevoll, während sie leise auf sie einsprach. Ihre Großmutter hatte einen schweren Herzinfarkt erlitten, und da sie zuvor schon so geschwächt gewesen war, standen ihre Chancen ziemlich schlecht.
    Roanna war in jener Nacht nicht von ihrer Seite gewichen, hatte ihr flüsternd von ihrem Urenkel erzählt, der unterwegs war, und Lucinda hatte die Nacht wider aller ärztlichen Prognosen und Erwartungen überlebt. Roanna war so lange geblieben, bis Webb sie zwang, sich zu Hause ein wenig auszuruhen; doch sie eilte gleich herbei, sobald er es ihr erlaubte.
    Alle hörten jetzt auf Webbs Kommando; die Familie hatte sich wie ein Mann hinter ihn gestellt. Es gab so viel durchzustehen, daß alle wie betäubt waren vor Kummer. Am Tag zuvor hatten sie Corliss beerdigt. Greg lag auf der Intensivstation in Birmingham. Die Kugel hatte seine Wirbelsäule gestreift, und die Ärzte prognostizierten eine Lähmung – waren jedoch der Ansicht, daß er wieder würde gehen können, wenn auch mit Hilfe eines Stocks. Nun, das mußte man der Zeit überlassen.
    Lanette bewegte sich wie ein Zombie zwischen der Beerdigung ihrer Tochter und dem Krankenlager ihres Mannes hin und her. Gloria und Harlan befanden sich in fast demselben Zustand der Fassungslosigkeit. Um die Beerdigungsformalitäten und sonstigen Erledigungen kümmerte sich Brock. Seinem gutgeschnittenen Gesicht sah man Trauer und Erschöpfung an, doch seine Verlobte wich keinen Moment von seiner Seite, was ihm Kraft und Stärke zu geben schien.
    Roanna blickte ihm entgegen, als Webb den Raum betrat. Lucindas Augen leuchteten auf, als sie ihn erblickte, dann kamen ihr die Tränen. Es war das erste Mal, daß sie wach war während einer seiner Besuche. Zitternd tastete sie nach seiner Hand, und er nahm sie sanft in die seine.
    »So leid«, flüsterte sie, nach Atem ringend. »Tut mir so leid. Ich ... hätte etwas ... sagen sollen. Niemals ... wollte ... ich ... daß dich die Schuld ... traf ...«
    »Ist doch klar«, murmelte er.
    »Ich hatte solche Angst«, fuhr sie fort, entschlossen, sich nach all den Jahren endlich alles von der Seele zu reden. »Damals bin ich ... in euer Zimmer gegangen ... nachdem du weg warst ... wollte ... mit ihr reden ... Vernunft einbleuen. Sie ... war total außer sich ... hörte nicht einmal ... zu. Sagte ... sie würde ... dir eine Lehre erteilen ...« Die Beichte war eine Tortur für Lucinda. Sie mußte alle paar Sekunden nach Luft ringen, und die Anstrengung trieb ihr den Schweiß auf die Stirn. Doch ihr Blick ließ Webb nicht los, und sie sprach weiter. »Sie sagte ... sie würde ... Harper Neeleys Baby bekommen ... und es ... als deins ausgeben. ... konnte das nicht zulassen ... wußte, er war ... ihr eigener Vater ... Blutschande ...«
    Lucinda bebte von Kopf bis Fuß. Roanna, die auf der anderen Seite saß, hielt ihre Hand ganz fest.
    »Hab nein ... gesagt.

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