Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
ihrer Wange. Trotzdem wirkte er unnachgiebig und zu allem entschlossen.
    »Und wenn nun heute nacht nichts geschieht?« fragte sie. »Dann versuchen wir es morgen nochmal. Irgendwann werden wir ihn kriegen.«
    Lange Zeit stand sie mit ihm vorm Fenster und blickte in die Mondnacht hinaus, bis ihr die Augen wehtaten. Nichts regte sich, und die Grillen zirpten ohne Unterlaß.
    »Bist du sicher, daß die Alarmanlage eingeschaltet ist?«
    An der kleinen Box neben der Balkontür leuchtete ein grünes Licht. Es wurde rot, wenn eine Tür aufging, und wenn man nicht innerhalb von fünfzehn Sekunden den Code eingab, ging der Alarm los.
    Webb schien eine Geduld wie Hiob zu haben und eine Ausdauer wie ein Marathonläufer. Regungslos stand er da und hielt Wache, aber Roanna konnte nicht so lange stillhalten. Sie durchmaß, fest in die Decke gewickelt, langsam den Raum. Schließlich schlug Webb vor: »Warum legst du dich nicht ein wenig hin und versuchst zu schlafen?«
    »Ich leide unter Schlaflosigkeit, schon vergessen?« schoß sie zurück. »Einschlafen kann ich nur, wenn ...«
    Sie hielt inne, und er lachte leise. »Jetzt könnte ich fast etwas Unfeines sagen, aber das tue ich nicht. Ich mag diese komische Art von Schlaflosigkeit«, neckte er sie, »verschafft mir einen Anreiz.«
    »Als ob ausgerechnet du sowas nötig hättest!«
    »Wenn wir erst mal dreißig Jahre verheiratet sind, dann ...« Er brach ab, und jeder Muskel seines Körpers spannte sich an.
    Roanna eilte nicht zum Fenster, obwohl das ihr erster Gedanke war. Sie trug ein weißes Nachthemd; man könnte sie leicht erkennen. Statt dessen flüsterte sie: »Siehst du was?«
    »Der Hurensohn kommt über die Außentreppe raufgeschlichen«, murmelte er. »Hab ihn erst jetzt gesehen. Aber Loyal vielleicht nicht ...« Er nahm sein Handy heraus, wählte Loyals Privatnummer und machte seine Meldung: »Er ist hier, kommt die Außentreppe hoch.« Das war alles. Webb schob die Klappe zu und steckte das Handy wieder in die Tasche.
    »Was sollen wir tun?« flüsterte sie.
    »Abwarten, was er vorhat. Loyal ruft den Sheriff an, dann kommt er rüber zur Verstärkung.« Er drehte sich ein wenig, um den Eindringling besser im Auge zu haben. Das Mondlicht fiel auf sein Gesicht. »... geht ums Haus zur Vorderseite ... Jetzt sehe ich ihn nicht mehr ...«
    Ein rotes Licht blinkte auf und zog Roannas Aufmerksamkeit auf sich. Sie starrte auf die Alarmbox. »Webb, er ist im Haus! Das Licht blinkt.«
    Fluchend holte sich Webb die Pistole von der Kommode. Roanna, die noch das Licht beobachtete, sagte überrascht: »Jetzt hat es aufgehört zu blinken. Es ist wieder grün«.
    Er fuhr herum und starrte die Box an. »Jemand hat ihn rein gelassen.« Seine Stimme klang bedrohlich. Dieser Jemand mußte sich auf etwas gefaßt machen. »Corliss.«
    Er schüttelte die Schuhe von den Füßen und tappte geräuschlos zur Tür.
    »Was hast du vor?« wisperte Roanna, und versuchte nicht zu laut zu werden. Es war nicht leicht, wenn man vor Wut und Angst beinahe erstickte. Sie zitterte am ganzen Körper und mußte die Fäuste ballen, so gerne wäre sie mit ihm gegangen – doch sie zwang sich stillzuhalten. Sie konnte sich nicht allein verteidigen, und das letzte, was er jetzt noch brauchte, war eine zusätzliche Last am Hals.
    »Versuche, unbemerkt an ihn ranzukommen!« Er öffnete die Tür einen winzigen Spalt und spähte den Gang entlang. Nichts. In der Hoffnung, daß der Mann seine Position verraten würde, beschloß er zu warten. Er glaubte, ein leises Flüstern gehört zu haben, doch das konnte eine Täuschung sein. Die Sekunden tickten vorüber, und Webb riskierte einen größeren Spalt. Jetzt konnte er den ganzen Gang bis zur Treppe überblicken, aber er war leer. Er schlüpfte hinaus und schlich dann auf nackten Füßen über den mit Teppich ausgelegten Gang, immer dicht an der Wand entlang. Als er an die Ecke kam, blieb er stehen, hob die Pistole und entsicherte sie. Mit an die Wand gepreßtem Rücken riskierte er einen kurzen Blick um die Mauer. Eine dunkle Gestalt lauerte am anderen Ende des Flurs. Webb zuckte zurück, aber nicht schnell genug – er war entdeckt! Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, und Putz flog ihm um die Ohren.
    Webb fluchte wie ein Postkutscher, warf sich mit einem Hechtsprung über den Gang, rollte herum und hob seine Waffe. Er drückte ab, und die schwere Pistole schlug seinen ausgestreckten Arm hoch, aber die dunkle Gestalt am anderen Ende rannte auf Lucindas Tür zu.

Weitere Kostenlose Bücher