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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wie sie nur konnte, mit den Pferden zu verbringen. Bei den Tieren war sie so entspannt, wie sie es in Gegenwart von Menschen nie sein konnte; den Pferden war es egal, wie sie aussah oder ob sie beim Abendessen wieder einmal ein Glas umgestoßen hatte. Die Rösser reagierten auf ihre sanfte leichte Hand, auf ihre ganz besondere Stimme, mit der sie zu ihnen sprach, reagierten auf die Liebe und Fürsorge, die sie ihnen entgegenbrachte. Auf einem Pferd fühlte sie sich nie unbeholfen. Irgendwie paßte sich ihr dünner Körper dann immer dem Rhythmus des mächtigen Tiers unter ihr an, und sie verschmolz mit seiner Stärke und Grazie. Loyal hatte gesagt, daß niemand so eine gute Figur beim Reiten mache wie sie, nicht einmal Mr. Webb, und der ritt, als ob er im Sattel geboren wäre. Ihr Talent als Reiterin war das einzige an ihr, was Großmutter je lobte.
    Aber sie würde die Gäule mit Freuden aufgeben, wenn sie Webb dafür bekäme. Jetzt bot sich eine Chance, seine Ehe zerbrechen zu lassen – sie konnte sie jedoch nicht ergreifen, traute sich nicht. Sie brachte es einfach nicht über sich, ihm derart wehzutun, und wollte auf keinen Fall, daß er die Beherrschung verlor und einen nicht wiedergutzumachenden Fehler beging.
    Buckley fühlte ihre Unruhe, das war bei Pferden so, und begann nervös hin- und herzutänzeln. Roanna lenkte ihre Gedanken in die Gegenwart zurück und versuchte, ihn zu beruhigen, klopfte ihm den Hals und murmelte freundlichen Unsinn, doch ihre Gedanken wanderten rasch wieder ab. Trotz der Hitze rannen ihr kalte Schauder über den Rücken, und erneut hatte sie das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
    Loyal besaß normalerweise mehr Einfühlungsvermögen für Pferde als für Menschen; doch er runzelte die Stirn, als er ihr Gesicht sah, und kam zu ihr, um Buckleys Zügel zu übernehmen, während sie sich aus dem Sattel schwang. »Was ist los?« fragte er ohne Umschweife.
    »Nichts«, erwiderte sie, dann wischte sie sich zitternd den Schweiß von der Stirn. »Ich glaube, mir ist einfach zu heiß geworden, das ist alles. Leider hatte ich meine Mütze vergessen.«
    »Du solltest es wirklich besser wissen«, schimpfte er. »Geh ins Haus und trink ein Glas kalte Limonade, dann ruh dich ein bißchen aus, während ich mich um Buck kümmere.«
    »Du hast gesagt, man soll sich immer selbst um sein Pferd kümmern«, protestierte sie, aber er unterbrach sie mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    »Und jetzt sag ich, daß du gehen sollst. Los, ab mit dir. Wenn du nicht genug Verstand besitzt, um auf dich selbst zu achten, dann kannst du dich auch nicht um Buck kümmern.«
    »Okay. Danke!« Sie zwang sich zu einem schwachen Lächeln, denn sie wußte, daß sie wirklich krank aussehen mußte, wenn Loyal mal eine Ausnahme machte, und sie wollte ihn nicht verärgern. Tatsächlich fühlte sie sich krank, im Herzen, und so voll ohnmächtiger Wut, daß sie glaubte, jeden Moment zu explodieren. Sie haßte, was sie gesehen hatte, haßte Jessie, daß sie es tat, haßte Webb dafür, daß er solch eine Situation – wenn auch unwissentlich – zuließ.
    Nein, dachte sie, während sie zum Haus eilte, schon der Gedanke war unerträglich. Sie haßte Webb nicht, das würde sie nie können. Es wäre besser für sie, wenn sie ihn nicht lieben würde – aber das konnte sie genausowenig abstellen, wie sie die Sonne daran hindern konnte, an jedem Morgen aufzugehen.
    Keiner sah sie, als sie durch die Vordertür huschte. In der prächtigen Eingangshalle hielt sich niemand auf, doch Tansys Gesang drang aus der Küche, und in einem der Zimmer lief ein Fernseher. Wahrscheinlich schaute Onkel Harlan eine seiner Game-Shows an, die er so liebte. Roanna ging auf Zehenspitzen die Treppe hinauf, denn im Moment wollte sie niemandem begegnen.
    Großmutters Suite lag nach vorne, zur Auffahrt hin; es war die erste Tür auf der rechten Seite. Jessies und Webbs Suite befand sich links davon. Über die Jahre hatte sich Roanna schließlich in einem der hinteren Räume eingerichtet, weit weg von allen anderen; aber zu ihrem Verdruß nisteten sich Tante Gloria und Onkel Harlan in der mittleren Suite auf der rechten Seite des Hauses ein; die Tür stand offen, und sie konnte Großmutter und Tante Gloria drinnen sprechen hören. Als sie noch aufmerksamer lauschte, hörte sie auch die Stimme von Bessie, der Haushälterin, die wohl die Koffer auspackte. Da sie vor allem Tante Gloria fürchtete, wendete sie sich in die andere Richtung und eilte durch die

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