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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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enterben.« Webb schüttelte abrupt den Kopf. »Die alte Lady würde so etwas nie tun, bloß wegen einer Trennung.«
    Booley verschränkte die Arme hinter dem Kopf und bettete seinen Schädel in seine Pranken. Er studierte den jungen Mann, der vor ihm saß. Webb war groß und stark, ein geborener Athlet; er besaß die Kraft, um Jessie mit einem Schlag den Schädel einzuschlagen – aber hatte er es auch getan? Umgehend wechselte er das Thema. »Angeblich hatte Jessie Sie und Roanna bei einem Geplänkel in der Küche erwischt. Möchten Sie mir etwas darüber erzählen?«
    Webbs Augen blitzten auf, und einen Moment lang sah Booley die kalte, unheimliche Wut, die er in sich verschlossen hielt. »Ich war Jessie nie untreu«, erwiderte er kurzangebunden.
    »Nie?« Booley ließ ein wenig Zweifel in seinen Ton einfließen. »Was hat Jessie dann eigentlich gesehen, das sie so hätte aufbringen können?«
    »Einen Kuß.« Sollte Booley doch ruhig die schlichte Wahrheit hören.
    »Sie haben Roanna geküßt? Um Himmels willen, Webb, wissen Sie denn nicht, daß sie ein ganz kleines bißchen zu jung für Sie ist?«
    »Verdammt nochmal, natürlich ist sie zu jung!« schnauzte Webb. »So war es ja auch nicht.«
    »Wie war es dann? Was läuft da zwischen Ihnen beiden?«
    »Gar nichts läuft zwischen uns.« Unfähig, länger stillzuhalten, sprang Webb auf die Füße, was Booley zusammenzucken und automatisch an seinen Pistolengürtel fahren ließ; doch er entspannte sich, als Webb begann, das Büro mit langen Schritten zu durchmessen.
    »Warum haben Sie sie dann geküßt?«
    »Das hab ich nicht. Sie hat mich geküßt.« Anfangs jedenfalls. Doch den Rest brauchte Booley ja nicht zu wissen. »Warum hätte sie das tun sollen?«
    Webb rieb sich den Nacken. »Roanna ist wie eine kleine Schwester für mich. Sie war aufgeregt und durcheinander ...«
    »Warum?«
    »Tante Gloria und Onkel Harlan sind heute eingezogen. Sie kommt nicht sehr gut mit Tante Gloria aus.«
    Booley grunzte, als ob er das verstehen könnte. »Und Sie haben sie ... getröstet?«
    »Ja. Und ich hab versucht, sie zum Essen zu bewegen. Immer wenn sie sich aufregt oder nervös ist, bringt sie nichts mehr runter, und deswegen hab ich mir Sorgen gemacht.«
    »Sie glauben, sie ist – wie heißt das noch – anorektisch oder so ähnlich? Sie hungert sich zu Tode?«
    »Anorexisch, magersüchtig. Vielleicht. Was weiß ich? Ich hab ihr gesagt, ich würde mit Tante Lucinda reden und ihr die anderen vom Leib halten, wenn sie mir ein paar Bissen verspricht. Auf einmal ist sie mir um den Hals gefallen und hat mich geküßt. Jessie kam rein und die Hölle brach los.«
    »War das das erste Mal, daß Roanna Sie geküßt hat?«
    »Bis auf den einen oder anderen Kuß auf die Wange, ja.«
    »Dann läuft also keine Romanze zwischen euch?«
    »Nein«, sagte Webb kurzangebunden.
    »Ich hab gehört, sie ist verknallt in Sie. Ein süßes junges Ding ist sie, da geraten eine Menge Männer in Versuchung.«
    »Sie verläßt sich auf mich, seit ihre Eltern tot sind. Das ist kein Geheimnis.«
    »War Jessie eifersüchtig auf Roanna?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Sie hatte keinen Grund dazu.«
    »Obwohl Sie so gut mit Roanna auskommen? Nach den allgemeinen Aussagen haben Sie sich mit Jessie überhaupt nicht mehr gut verstanden. Vielleicht war sie ja deswegen eifersüchtig.«
    »Sie haben da offenbar allerhand mitgekriegt, Booley«, erwiderte Webb müde. »Jessie war nicht eifersüchtig. Sie hat losgetobt, sobald sie nicht ihren Willen bekam. Sie war stocksauer auf mich, weil ich heute morgen ohne sie nach Nashville gefahren bin; als sie sah, wie Roanna mich küßte, war das ein guter Vorwand, die Fetzen fliegen zu lassen.«
    »Es kam zu Handgreiflichkeiten, nicht wahr?«
    »Ich hab ein Glas zerbrochen.«
    »Haben Sie Jessie geschlagen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie sie je geschlagen?«
    »Nein.« Er hielt inne. »Ich hab ihr mal den Arsch versohlt, als sie sechzehn war – wenn das zählt.«
    Booley unterdrückte ein Grinsen. Jetzt war nicht die Zeit für Fröhlichkeit, aber das hätte er nur zu gerne gesehen, wie Jessie ihr Hinterteil angewärmt bekam. Eine Menge Kids heutzutage, Jungs und Mädchen, würden seiner Meinung nach von einer solchen Behandlung profitieren. Webb war damals auch erst siebzehn, aber schon immer reif für sein Alter gewesen.
    »Was passierte dann?«
    »Jessie geriet ständig mehr außer sich. Ich hab mich auf die Socken gemacht, bevor es ausuferte.«
    »Wann sind Sie

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