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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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jetzt.«
    »Dann macht es dir ja nichts aus, wenn ich zuschaue.«
    Sie kannte diesen Ton; so klang er, wenn er etwas beschlossen hatte, und da konnte man sich das Argumentieren ebensogut sparen. Als sie noch jünger war, hatte ihr dieser Ton immer ein eigenartiges Gefühl der Sicherheit beschert: Er symbolisierte seine solide, unbeugsame Verläßlichkeit und Stärke, etwas, das sie nach dem Tod ihrer Eltern dringend gebraucht hatte. Irgendwie stellte er das noch immer dar; er mochte sie ja vielleicht nicht besonders, begehrte sie wohl nicht grundsätzlich; aber zumindest wollte er nicht zulassen, daß sie verhungerte.
    Das kleine Restaurant, zu dem er sie brachte, war nicht viel größer als die Küche in Davenport: ein paar Sitznischen, ein paar Tische und vier Barhocker vor dem Tresen. Es roch herrlich nach gebratenem Speck und Würstchen, dazu nach Kaffee und scharfen Chillies. Zwei sonnenverbrannte alte Männer saßen in einer der hinteren Nischen, und beide blickten interessiert auf, als Webb Roanna in eine Ecke führte.
    Eine dünne Frau unbestimmten Alters, deren Haut ebenso braun und ledrig war wie die der beiden Alten, kam zu ihnen. Sie zog einen grünen Block aus der Hüfttasche ihrer Jeans und hielt den Stift bereit, um ihre Bestellung zu notieren.
    Anscheinend gab es keine Speisekarte. Roanna blickte Webb fragend an. »Ich nehme Pancakes, Spiegeleier mit Schinken, die große Portion«, sagte er, »und für sie ein Rührei mit Toast und Speck. Kaffee für uns beide!«
    »Spiegeleier gibt es nur noch gewendet. Ist 'ne neue Vorschrift, wissen Sie«, erläuterte die Kellnerin.
    »Also gut, dann gewendet, aber wachsweich bitte.«
    »Null Problemo.« Die Bedienung riß das Blatt vom Block, während sie zu einer Durchreiche hinter dem Tresen ging. Sie legte den Zettel dorthin. »Betts! Hab 'ne Bestellung.«
    »Du ißt wohl oft hier«, erkundigte Roanna sich.
    »Fast immer, wenn ich in der Stadt bin.«
    Ihr lag eine zweideutige Bemerkung über wachsweiche Eier auf der Zunge, doch sie beherrschte sich. Wie leicht es doch ist, bei ihm wieder in die alten Gewohnheiten zu verfallen, dachte sie traurig. Aber sie hatte gelernt, ihre flinke Zunge im Zaum zu halten, denn die meisten Leute stießen sich daran, sogar an ihren harmloseren Bemerkungen. Webb hatte nie zu ihnen gehört, aber vielleicht bloß aus Freundlichkeit.
    Die Kellnerin stellte zwei dampfende Tassen Kaffee vor sie hin. »Milch?« fragte sie, und Webb verneinte, womit er für sie beide ablehnte.
    »Ich brauche mindestens eine, vielleicht auch zwei Wochen, um hier alles zu regeln, damit ich wegkann«, fing er plötzlich an. »Die Ranch will ich behalten, also werde ich immer mal wieder pendeln müssen. Davenport wird nicht mein einziges Interesse sein.«
    Sie nippte an ihrem Kaffee, um ihre Erleichterung zu verbergen. Er kam also doch nach Hause! Er hatte es bereits in Aussicht gestellt, wenn sie mit ihm ins Bett ging – doch bis jetzt war sie sich nicht sicher gewesen, ob er es ernst gemeint hatte. Für sie persönlich stand der Entschluß fest, selbst wenn sie gewußt hätte, daß er log; wie auch immer, letzte Nacht war ein Traum für sie wahr geworden, und sie hatte die Gelegenheit Hals über Kopf ergriffen.
    »Lucinda würde nicht von dir erwarten, daß du die Ranch verkaufst«, sagte sie.
    »Bullshit! Sie glaubt, die Welt dreht sich nur um Davenport. Es gibt nichts, das sie nicht tun würde, um den Fortbestand zu sichern.« Er lehnte sich zurück und streckte seine langen Beine aus, wobei er sorgfältig darauf achtete, nicht mit den ihren in Kontakt zu kommen. »Erzähl mir, was so los ist bei euch. Mutter hat mir ein paar Dinge berichtet und auch Tante Sandra, aber keine von beiden kennt euren Alltag. Ich weiß bloß, daß es Gloria geschafft hat, ihre ganze Sippschaft in Davenport einzuquartieren.«
    »Nicht alle. Baron und seine Familie leben nach wie vor in Charlotte.«
    »Die Aussicht, unter demselben Dach mit Lanette und Corliss leben zu müssen, könnte mich dazu verleiten, mir eine eigene Bleibe in der Stadt zu kaufen.«
    Roanna sagte nicht, daß sie ihm beipflichtete; aber sie wußte genau, was er meinte.
    »Was ist mit dir?« fuhr er fort. »Ich weiß, daß du in Tuscaloosa auf der Universität warst. Warum hast du deine Meinung geändert? Wolltest du nicht auf ein örtliches College gehen?«
    Sie hatte die Ferne gewählt, weil das für lange Zeit einfacher gewesen war, als zu Hause zu bleiben. Ihre Schlafstörungen vergingen dort, und die

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