Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
kämmte ihr glattes Haar und ließ es von der Luft trocknen. Das war das Gute an einem perfekten Schnitt: Die Frisur saß von alleine. Das bißchen Gepäck, das sie mitgenommen hatte, lag noch im Kofferraum ihres Mietwagens, der wohl auf dem Parkplatz vor der gestrigen Schmuddelbar stand; leider wußte sie nicht genau, wo sie sich befand beziehungsweise wie weit davon entfernt. Alles, was sie an Schminke in ihrer Handtasche hatte, waren ein Kompaktpuder und ein Lippenstift. Rasch richtete sie sich her, denn sie wollte nicht länger in den Spiegel schauen als unbedingt nötig.
    Durch die geöffnete Tür ließ sie frische Morgenluft herein und schaltete dann den kleinen Fernseher, der an der Wand festgekettet war, an. Sie setzte sich in den einzigen Stuhl, ein unbequemes Ding mit einem zerrissenen Vinylsitz, der aussah, als stammte er aus einem Krankenhauswartesaal.
    Die laufende Talk-Show flimmerte unbeachtet über sie hinweg. Es war die Geräuschkulisse, die sie brauchte. Auch zu Hause schaltete sie oft zum Einschlafen ihren eigenen Fernseher an, damit sie die Stimmen hörte und das Gefühl los wurde, vollkommen verlassen zu sein.
    So saß sie noch, als ein Wagen direkt vor der Tür anhielt. Eine Staubwolke wehte herein, und der Motor wurde abgeschaltet. Ausstiegsgeräusche und Schritte wurden laut auf dem Asphalt – dann tauchte Webb in der Tür auf. Er stand vor der blendenden Sonne, seine breiten Schultern füllten den Rahmen beinahe vollständig aus.
    Das Zimmer betrat er nicht. Alles, was er sagte, war: »Bist du fertig?« Wortlos stand sie auf, schaltete das Licht und den Fernseher ab und nahm ihre Handtasche.
    Er begleitete sie zur Beifahrerseite. Der Südstaaten-Gentleman war also doch noch nicht ganz verschwunden, trotz einer Dekade selbstauferlegten Exils. Roanna kletterte hinein, wobei sie darauf achtete, nicht durch ihre Mimik zu verraten, daß ihre Beweglichkeit litt. Jetzt, bei Tag, konnte sie sehen, daß sein Pick-up armeegrau war, auch im Innern, und noch ziemlich neu. Es gab einen extra Schaltknüppel, was bedeutete, daß er Vierradantrieb haben mußte, wahrscheinlich unverzichtbar auf den Viehweiden.
    Als Webb hinters Lenkrad schlüpfte, warf er ihr einen rätselhaften Blick zu. Einerseits könnte sie ihn womöglich mit einem Hochzeitstermin überfallen, andererseits mit einem Wutanfall, weil er sich heute morgen einfach davongemacht hatte. Aber Roanna saß nur stumm da.
    »Hast du Hunger?«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann fiel ihr ein, daß er immer gerne eine verbale Antwort haben wollte. »Nein, danke.«
    Er preßte die Lippen zusammen, ließ den Motor an und fuhr dann rückwärts aus der Parklücke. »Du wirst aber was essen. Du hast ein bißchen zugenommen, und es steht dir gut. Ich lasse dich nicht ohne was im Magen zurückfliegen!«
    Sie hatte noch keinen Rückflug gebucht, da ja der Ausgang der Dinge ungewiß war. Schon machte sie den Mund auf, um ihm das mitzuteilen, da sah sie den rebellischen Ausdruck in seinen Augen und erkannte, daß er sich wohl um den Rückflug gekümmert haben mußte.
    »Wann fliege ich?«
    »Um eins. Ich habe einen Direktflug von Tucson nach Dallas für dich ergattert. Der Anschluß in Dallas ist etwas knapp, nur eine Dreiviertelstunde, aber du wirst zu einer vernünftigen Zeit in Huntsville ankommen. Um zehn, halb elf kannst du heute abend zu Hause sein. Möchtest du anrufen, damit dich jemand abholt?«
    »Nein.« Sie war selbst zum Flughafen gefahren, weil niemand bereit gewesen war, um halb vier Uhr morgens den Chauffeur zu spielen. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie hatte niemanden darum gebeten, bat nie jemanden um irgend etwas.
    Bis sie gegessen haben würde, worauf er anscheinend bestand, müßte sie fast sofort aufbrechen, damit sie ihren Mietwagen wieder abgeben und dennoch pünktlich am Flugsteig sein könnte. Er ließ ihr keine Zeit zum Atmen, wahrscheinlich mit Absicht. Reden war ihm sicher lästig, genauso wie ein längeres Zusammensitzen.
    »Es gibt einen kleinen Club, nicht weit von hier, dort servieren sie Frühstück bis elf. Man ißt Hausmannskost, aber gute.«
    »Laß mich einfach bei der Bar raus, wo mein Wagen parkt«, sagte sie und blickte dabei aus dem Seitenfenster, überall hin, bloß nicht zu ihm. »Ich halte dann mal bei einem McDonald's.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte er grimmig. »Ich will mit eigenen Augen jeden Bissen in deinem Mund verschwinden sehen.«
    »Hin und wieder esse ich schon«, meinte sie milde. »Ich kann es

Weitere Kostenlose Bücher