Daemmerung der Leidenschaft
kosten müssen. Auch sie war erregt gewesen, hatte sich seinem Mund sehnsüchtig entgegengebogen.
Er bot ihr an, aufzuhören. Es kostete ihn all seine Willenskraft, aber er tat es. Und Roanna hatte ausgesehen wie geohrfeigt. Sie war kreidebleich geworden und ihre Lippen hatten gezittert. »Willst du mich denn nicht?« hatte sie geflüstert, und das Flehen in ihrer Stimme war so erbarmungswürdig, daß ihm das Herz wehtat. Seine Skrupel, durch den Tequila ohnehin unterhöhlt, blieben endgültig auf der Strecke. Anstelle einer Antwort hatte er ihre Hand gepackt und sie an seine Lenden gezogen, an seine Erektion gepreßt. Er hatte auch dann noch nichts gesagt, sondern sie wortlos betrachtet, sah das Erstaunen und die Freude, die sich mit einem Mal auf ihrem Gesicht ausbreiteten und den verletzten Ausdruck vertrieben. Das glich einem puren Sonnenaufgang!
Sie hatte ihre Hand umgedreht, damit sie ihn umfassen konnte, und »bitte« gesagt – da war er verloren.
Dennoch hatte er grimmig um Beherrschung gerungen. Während er hastig aus seinen Klamotten stieg, kämpfte er mit sich, um das Feuer, das in ihm toste, ein wenig abzukühlen. Es hatte nicht funktioniert. Allmächtiger, er war derart bereit für sie gewesen, daß er geglaubt hatte, zu kommen, sobald er sich ihrer bemächtigte.
Und das mußte er, verdammt nochmal, ausprobieren!
Irgendwie schaffte er es, sich zurückzuhalten. Seine Beherrschung reichte jedoch nicht mehr für ein verlängertes Vorspiel. Er hatte sich einfach über sie geschoben, ihren zarten schmalen Körper unter sich geklemmt und sie geküßt, während er seinen Penis bis zum Ansatz in sie hineinzwängte.
Er hatte gewußt, daß er ihr wehtat, war aber außerstande gewesen, aufzuhören oder auch nur innezuhalten. Indessen konnte er es, sobald er einmal in ihr drin war, wenigstens gut für sie machen. »Ladys first« war schon immer seine Devise gewesen, und er besaß genug Erfahrung, um sein Ziel zu erreichen. Roanna reagierte unglaublich, ja überwältigend sensibel auf jede seiner Berührungen, ihre Hüften bewegten sich, sie hatte sich ihm dargeboten und spitze kleine Schreie ausgestoßen. Jessie hatte sich immer ein wenig zurückgehalten, aber Roanna gab sich ihm ohne Einschränkung hin. Sie war unglaublich schnell zum Höhepunkt gekommen, und dann hatte ihn sein eigener Orgasmus gepackt, härter und turbulenter als je zuvor. Er hatte sich wie ein Wilder in sie gerammt und sie mit seinem Samen überflutet.
Danach hatte sie sich nicht sofort von ihm zurückgezogen, war nicht aufgesprungen und ins Bad gegangen, um sich zu waschen. Statt dessen schlummerte sie ganz einfach ein, die Arme immer noch um seinen Hals geschlungen.
Vielleicht war er ja auch ein wenig eingedöst, er wußte es nicht. Doch schließlich hatte er sich aufgerafft, war von ihr heruntergestiegen, hatte das Licht ausgeknipst, sie zugedeckt und sich danebengelegt.
Binnen kürzestem regte sich sein Hunger wieder, herausgefordert von dem seidenweichen Körper in seinen Armen. Und Roanna hatte ihn bereitwillig willkommengeheißen, das erste Mal ebenso wie im folgenden, als er im Dunkeln nach ihr tastete.
Der Morgen dämmerte herauf.
Die Wirkung des Tequilas war verpufft, nun mußte er sich den vollendeten Tatsachen stellen. Ob es ihm gefiel oder nicht, er hatte Roanna erpreßt, mit ihm zu schlafen. Leider wäre es gar nicht nötig gewesen, sie hätte sich auch ohne Zwang hingegeben.
Etwas war mit ihr geschehen, etwas, das ihr ihre Lebendigkeit und Spontaneität geraubt hatte. Anscheinend hatte sie sich endgültig von all den Bemühungen, sie in eine bestimmte Form zu pressen, besiegen lassen.
Das gefiel ihm nicht. Es machte ihn wütend.
Am liebsten hätte er sich in den Hintern getreten, weil auch er nichts anderes getan hatte als all die anderen, nämlich sie zu etwas zu zwingen. Es spielte keine Rolle, daß es ihr offensichtlich gefallen hatte. Er mußte klarstellen, daß seine Rückkehr nicht von ihrer Willfährigkeit abhing. Selbstverständlich begehrte er sie – Teufel nochmal, das tat er –, aber er wollte es ohne Bedingungen oder Drohungen, und es war seine eigene gottverdammte Schuld, daß er sich nun in dieser Situation befand.
Dem Frieden mit Lucinda stand eigentlich gar nichts mehr im Wege. Es war höchste Zeit, und der Gedanke, daß sie bald sterben würde, ließ ihn all die verlorenen Jahre bereuen. Davenport und der ganze Haufen Geld interessierten ihn nicht. Jetzt nicht mehr. Sich wieder miteinander zu
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