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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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wohl je könnte.
    Merritt stand an einem schmalen Tisch in der Mitte des Raums. Hinter einem erhöhten, mit Schnitzornamenten verzierten Richtertisch saßen Mitglieder des Kongressausschusses, vor sich Mikrophone. Sie blätterten in Papieren, die Bifokalbrillen tief auf der Nase.
    Der Ausschussvorsitzende blickte auf und zog sein Mikro näher heran. «Sie können sich setzen, Agent Merritt.» DieWorte hallten von der leeren Galerie wider. Es war eine vertrauliche Anhörung. Nur Merritt und die Ausschussmitglieder waren anwesend.
    «Sir.» Merritt hinkte zu dem Stuhl und setzte sich.
    Der Vorsitzende betrachtete ihn. «Agent Merritt, Aufgabe dieses Ausschusses ist es, die taktischen Fehler zu untersuchen, die im Oktober letzten Jahres auf dem Anwesen des verstorbenen Matthew Sobol zu Verlusten in den Reihen des FBI geführt haben, wie sie in dieser Höhe nie zuvor zu beklagen waren. Wir haben bereits diesbezügliche Aussagen aller damals vor Ort befindlichen FB I-Beamten und der lokalen Polizeibehörden gehört und möchten jetzt, da Sie hinlänglich von Ihren Verletzungen genesen sind, unsere Untersuchung mit Ihrer Anhörung zu diesem Thema abschließen.»
    Er hielt inne und legte seinen Blätterstapel hin. «Bevor wir beginnen, Mr.   Merritt, möchte ich offiziell erklären, dass sich dieser Ausschuss der enormen persönlichen Opfer bewusst ist, die Sie für dieses Land erbracht haben, sowohl hier in den Staaten als auch nach dem 11.   September in anderen Ländern. Wir haben größte Hochachtung vor Ihrem persönlichen Mut und vor Ihrem Patriotismus.»
    Merritt starrte vor sich auf den Boden und sagte nichts.
    Der Vorsitzende nahm die Papiere wieder auf und wandte sich an den Senator zu seiner Rechten. «Sie können jetzt fortfahren, Senator Tilly.»
    Tilly war ein weißhaariger Mann mit erschlafftem Gesicht – wie die meisten anwesenden Parlamentarier. Er blickte auf seine Notizen und sah dann Merritt an. Er sprach mit einem gedehnten Südstaatenakzent, der dem Verfahren auf seltsame Art gemäß schien. «Agent Merritt. Wir haben Ihre beiden schriftlichen Berichte – den ersten vom zehnten März und den zweiten vom dritten April – gelesen und festgestellt, dass diese Dokumente eine entscheidende Frage offenlassen:Warum haben Sie sich gewaltsam Zutritt zu Sobols Haus verschafft, nachdem Sie den Befehl erhalten hatten, Ihre Mission abzubrechen?»
    Merritt sah Tilly kaum an. Er holte Luft. «Ich habe dafür keine Erklärung, Senator.»
    Die Senatoren wechselten Blicke. Der Vorsitzende beugte sich an sein Mikrophon.
    «Mr.   Merritt, es ist Ihre Pflicht, uns   –»
    «Mein Team war tot. Meinetwegen. Ich war verletzt und wütend, und ich konnte nicht klar denken.»
    Tilly hakte sofort ein. «Sie konnten nicht klar denken? Aufgrund Ihrer Verletzungen oder aufgrund Ihrer Wut?»
    Er sah wieder zu Boden. «Aufgrund meiner Wut.»
    «Sie waren also wütend. Sind Sie der Meinung, dass Sie das in dem Moment von Ihrer Pflicht entbunden hat?»
    «Nein, Sir, bin ich nicht.»
    «Und Sie waren wütend auf Matthew Sobol?»
    Merritt nickte.
    Der Vorsitzende beugte sich wieder vor. «Agent Merritt, bitte fassen Sie Ihre Antwort in Worte.»
    Merritt sah auf. «Ich war wütend auf Sobol, ja. Ich wollte ihm das Handwerk legen.»
    Tilly fragte wieder nach. «Das war also, bevor Sie erfuhren, dass dieser sogenannte Daemon nicht existierte?»
    «Ja, Sir.» Er schwieg kurz. «Ich weiß, es ist meine Schuld, dass das Haus abgebrannt ist.»
    Der Vorsitzende bedeutete Tilly zu warten und wandte sich dann selbst an Merritt. «Der Ausschuss wird darüber befinden, wer Schuld trägt – so denn eine Schuld vorliegt. Bitte beantworten Sie einfach nur die Fragen.»
    Tilly machte weiter. «Der Klarheit wegen: Sie sind nicht in das Haus eingedrungen, um Schutz vor dem Feuer draußen zu suchen?»
    Wollten Sie ihm ein Schlupfloch eröffnen? Er dachte an die toten Gesichter seiner Männer. An deren vaterlose Kinder. Nein, er würde sich nicht einfach drücken. «Nein. Ich wollte den Daemon vernichten.»
    Tilly sah den Vorsitzenden leicht gequält an, wandte sich dann wieder an Merritt. «Das war Ihr
einziger
Grund, in das Haus einzudringen?»
    Merritt sah jetzt auf. «Ja.»
    Tilly blätterte in Merritts Berichten.
    Es herrschte Schweigen.
    Der Vorsitzende sah Merritt streng an. «Agent Merritt, ich kann mir nur ausmalen, was Sie durchgemacht haben, aber aufgrund Ihrer Aktionen sind das Haupthaus und sämtliche Nebengebäude bis auf die

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