Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
klassenspezifische Redeweise anbiedern zu können – sparen Sie sich die Mühe.»
    Nicht gut.
Mosely trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er drehte sich um. Irgendwie hatte sich eine weitere helle Holztür drei Meter hinter ihm geschlossen. Völlig geräuschlos, nicht mal eine Luftbewegung hatte er gespürt. Automatisch verlagerte er sein Gewicht auf die Fußballen und sah sich nach allen Seiten um.
    «Mr.   Taylor, bitte treten Sie näher.»
    «Leck mich! Sagt mir lieber, warum ich hier bin.»
    «Würden Sie das Gefängnis bevorzugen?»
    «Jetzt im Moment würde ich sagen: ‹Ja, Mann.›»
    Beide lachten.
    Eindeutig gar nicht gut.
    «Hören Sie, falls es Ihnen ein Trost ist, wir haben das auch durchgemacht.»
    «Ach ja? Und was genau ist ‹das›?»
    «Treten Sie einfach näher, bitte.»
    «Ich will eine Antwort, verdammt. Ich rühre mich nicht von der Stelle, bis ich erfahren habe, wer zum Teufel hinter dem Ganzen steckt und warum ich hier bin!» Seine Stimme hallte im Raum.
    «Wir sind nicht darauf aus, Ihnen etwas zuleide zu tun.»
    «Dann verfrachtet eure halslosen Gestalten dahin, wo ihr hergekommen seid, und holt den Obermacker. Jetzt sofort!»
    Die beiden Männer sahen sich an und seufzten. Dann kamen sie zielstrebig auf ihn zu.
    Mosely nahm seinen Schlips ab. Bloß bei einer Schlägerei keine Schlinge um den Hals haben! Er wickelte sich den Seidenstoff um die rechte Faust. Schon tänzelte er wie ein Boxer in der Tür. «Kommt nur her, ihr Weicheier! Ihr wollt diese Fäuste kosten? Bitte, könnt ihr haben!»
    Die beiden Männer blieben stehen. Sie wirkten entwaffnend gelassen. Ein subtiler Blick des Kräftigen. Ein leises Nicken, an irgendetwas hinter Mosely adressiert. Der älteste Trick der Welt. Trotzdem   …
    Mosely drehte blitzschnell den Kopf. Die Tür war verschwunden, und stattdessen war da ein halbes Dutzend stämmiger Männer direkt hinter ihm. Einer streckte einen silbernen Stab aus und berührte damit Moselys Hüfte. Ein elektrisches Knistern, und Mosely fiel zu Boden wie ein Sack Knochenmehl. Das war das Letzte, was er mitbekam.
     
    Als er wieder zu sich kam, lag er rücklings auf einem Tisch in der Mitte eines größeren Raums. Sein Anzug war gegen leichtere Kleidung ausgetauscht, und seine Gliedmaßen fühltensich festgezurrt an. Er versuchte sich aufzurichten, aber selbst sein Kopf war fixiert – in etwas Schraubstockartigem, das auf seine Schläfen drückte.
    Reflexhaft kämpfte er gegen seine Fesseln an. Nach kurzem Rucken und Zerren befand er, dass er ebenso gut an der Schiffswand der
Queen Mary
festgeschweißt sein könnte: nichts zu machen. Außerdem stach da etwas in seinem rechten Arm – wie eine Infusionsnadel.
    Nicht gut ist gar kein Ausdruck mehr.
    Er räusperte sich. «Okay. Unser Kennenlernen ist schiefgelaufen. Seh ich jetzt ein.»
    Medizinische Experimente.
    Er war immer ein mutiger Typ gewesen – hauptsächlich deshalb, weil es ihn nicht sonderlich kümmerte, ob er starb oder nicht   –, aber die sterile, unpersönliche Gewalt dieses Ortes hatte etwas, das in ihn eindrang, ihn am Stammhirn packte und nicht wieder losließ. Urtümliche Angst stieg in ihm auf.
    «Hey! Wenn ihr mich foltern wollt, könnt ihr wenigstens vorher drüber reden.»
    Ein bizarres Geräusch ließ ihn jäh verstummen. Es schien aus der unmittelbaren Umgebung seines Kopfes zu kommen und klang wie ein Presslufthammer, den er durch zehn Meter Gestein hörte. Das Hämmern war abartig schnell. Dann langsam. Dann war da ein stoßweises Zirpen. Dann Stille.
    Ein bekanntes Gesicht schob sich in sein Gesichtsfeld. Der kräftige Typ. «Mr.   Taylor.»
    «Sei nicht so hart zu mir, Bruder. Sag mir, was hier läuft. Warmonk hat mich als Versuchskaninchen für medizinische Experimente verkauft, stimmt’s?»
    Der kräftige Typ schüttelte den Kopf. «Warten Sie einfach ab.»
    «Verdammt nochmal, ich will nicht warten! Sag mir jetzt,was hier läuft!» Er zerrte wieder an seinen Fesseln, hauptsächlich um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, nicht weil er wirklich geglaubt hätte, sich losreißen zu können.
    Der Kräftige kontrollierte jetzt etwas, was Moselys Kopf umspannte. «Sie werden es gleich erfahren. Zu fest so?»
    «Ja!»
    «Dann ist es perfekt.» Er sah Mosely direkt in die Augen. «In einem Punkt hatten Sie recht, mein Freund. Da ist ein weißer Typ. Jedenfalls war er mal weiß. Jetzt ist er vermutlich eher grau.» Er lachte herzhaft und senkte eine Kombination aus einer Art Brille und

Weitere Kostenlose Bücher