DAEMON
Platten seines Panzers hindurchkrabbelte. Er dachte noch einen Moment darüber nach. «Die Morde, der Aktienbetrug, das war alles nur der Beginn von etwas noch Größerem?»
Ohne ihn auch nur anzusehen, sagte Ross: «Ich weiß es definitiv.»
«Nur als Gedankenspiel: Angenommen, der Daemon existiert. Wenn Sobol nicht wollte, dass jemand seinen Plänen einen Riegel vorschiebt, warum hätte er dann den Daemon überhaupt erst so bekannt machen sollen?»
«Um eine globale Marke zu erschaffen. Etwas mit Wiedererkennungswert. Etwas, das die Unzufriedenen für seine Sache mobilisiert. Weltweit.»
«Und welche Sache wäre das?»
«Das weiß ich noch nicht.»
Merritt humpelte schweigend neben ihm her.
«Agent Merritt, eines weiß ich: Der Daemon gewinnt an Macht. Er ist noch nicht sichtbar, wird sich aber bald zeigen. Und wenn er es tut, werden schlimme Dinge geschehen.»
Merritt sah sich um, ob sie jemand beobachtete. Niemand in der Nähe. Er wandte sich wieder Ross zu. «Stellen Sie sich, Jon. Ich werde tun, was ich kann –»
Ross schüttelte den Kopf. «Wenn ich in einer Zelle sitze und die Nachricht von meiner Verhaftung über den falschen E-Mail -Server geht, bin ich so gut wie tot.»
«Wir haben ein Zeugenschutzprogramm –»
«Probieren Sie’s gar nicht erst.»
«Und wenn Sie sich an die Medien wenden würden?»
«Der Daemon hat die Medien infiltriert, Agent Merritt.»
Merritt verdrehte die Augen. «Wie zum Teufel kann ein Computerprogramm die Medien infiltrieren?»
«Im Nachrichtenwesen werden Datensysteme benutzt, um Nachrichten zurückzuverfolgen, zu gewichten und aufzubereiten. Das Letzte, was ich will, ist, dass diese Sache in die Nachrichten kommt. Noch ehe die Story in den Äther ginge, wüsste der Daemon von mir. Falls sie überhaupt je gesendet würde.»
«Jetzt soll ich allen Ernstes glauben, dass der Daemon die Medien kontrolliert?»
«Nicht kontrolliert. Aber beeinflusst. Es gibt auf der Welt nur fünf große Medienkonzerne. Da braucht es nicht viel, um Content zu beeinflussen – schon gar nicht, wenn man in ihren Computersystemen drin ist und Leute an den entscheidenden Stellen auf seiner Seite hat.»
Merritt schüttelte immer noch den Kopf.
Ross wirkte nervös. «Ich bin schon zu lange geblieben.» Er steuerte eine nahegelegene Bushaltestelle an.
Merritt hinkte hinterher. «Sie haben gesagt, Sie zeigen mir Beweise für die Existenz des Daemon. Solange Sie das nicht getan haben, lasse ich Sie nicht aus den Augen. Ich werde Zeter und Mordio schreien, wenn Sie sich davonzumachen versuchen.»
«Ich habe hieb- und stichfeste Beweise dafür, dass der Daemon existiert. Aber Sie müssen mir vertrauen.»
«Den Teufel werde ich.»
«Warum sollte ich alles riskieren, um mit Ihnen zu sprechen, und dann nie wieder Kontakt mit Ihnen aufnehmen? Ich
will
etwas von Ihnen.»
«Was?»
«Ihre Hilfe.»
Merritt lachte höhnisch. «Ach, jetzt geht es plötzlich um meine Hilfe? Fahren Sie zur Hölle …»
«Sie müssen Dr. Natalie Philips von der NSA etwas von mir ausrichten.» Ross drückte Merritt einen Zettel in die Hand. «Unter dieser E-Mail -Adresse bin ich zu erreichen. Jedenfalls eine Weile.»
Merritt sah auf den Zettel. Eine wild zusammengewürfelte Adresse aus Buchstaben und Zahlen, ordentlich ausgedruckt. «Warum teilen Sie es ihr nicht selbst mit?»
«Sagen wir mal so: Ihre Adresse ist nicht so leicht zugänglich.Aber Sie können sie wahrscheinlich finden. Sagen Sie ihr, über diese Mail-Adresse erreicht sie mich direkt. Und bestellen Sie ihr, ich hätte die Backdoor in Sobols Spiel gefunden. Falls sie bezweifelt, dass ich es wirklich bin, sagen Sie ihr, ich sei dabei gewesen, als Sobol bei der Aufbahrung Sebeck angerufen hat.»
Merritt sah nicht weit entfernt einen Polizisten die Mall entlangpatrouillieren. Er schloss die Faust um das Zettelchen. Dann seufzte er und wandte sich wieder Ross zu. «Ich will auch etwas von Ihnen.»
«Okay. Was?»
«Geben Sie mir diese DVD.»
Ross warf die DVD aus dem Player aus und zögerte dann. «Agent Merritt, an Ihrer Stelle würde ich mir das nicht anschauen. Ihr Team verbrennt vor laufender Kamera. Es ist extrem brutal.»
Merritt zögerte jetzt ebenfalls: Seine Hand verharrte unschlüssig in der Luft. Dann nahm er die DVD. «Es heißt, Sie seien ein gerissener Schwindler. Ich verspreche Ihnen: Wenn Sie am Tod meiner Männer schuld sind, kriege ich Sie. Egal, wie lange es dauert.»
Ross hielt seinem Blick stand. «Etwas anderes
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