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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Ross auf ein gestohlenes oder geborgtes Konto spielen würde. Über seine I P-Adresse den Internet-Provider herauszufinden und uns von diesem dann die reale Adresse für die Verbindung geben zu lassen schien uns erfolgversprechender.» Sie blickte in die Runde. «Wir hatten in Vorbereitung dieses Treffens Hubschrauber-Einsatzteams in den wichtigsten Städten der USA organisiert, in der Hoffnung, dass Ross sich in einem großstädtischen Umfeld versteckt hielt.»
    Der FB I-Analyst konnte es sich nicht verkneifen. «Aus der Tatsache, dass Ross immer noch flüchtig ist, schließe ich, dass dieser Plan nicht aufging.»
    Eine Stimme im Dunkeln: «Können wir bitte weitermachen?»
    Philips nickte.
    Plötzlich erwachte das Bild auf der Leinwand zum Leben. Animierte 3 D-Gestalten spazierten durch die Szenerie. Ihre Bewegungen waren geradezu unheimlich realistisch. Aber nur die Hälfte von ihnen hatten glimmende Namen über den Köpfen.
    «Die Charaktere ohne Namen sind NPCs   – Non-Player-Charaktere. Sie sind computergesteuert. Nur menschliche Spieler haben Namen.»
    Die Perspektive auf der Leinwand änderte sich. Jetzt sahman das Geschehen mit den Augen von Philips’ Charakter, der sich durchs Gewimmel bewegte.
    «Wir haben diese Session von unseren Räumlichkeiten in Crypto City aus durchgeführt. Das Spiel erlaubt Benutzern, mit Spielern in ihrer Nähe direkt über einen Voice-Kanal zu kommunizieren. Ross hatte eine solche Verbindung zwischen uns verlangt. Ich steure diesen Spielcharakter, und Sie werden meine Stimme mit Ross reden hören. Ich hatte an meinem Headset eine Stummschaltung, und Sie werden auch hören, wie ich meinem Team Anweisungen gebe. Ross hatte mir den Namen seines Charakters vorher nicht genannt, aber gesagt, ich würde ihn erkennen. Deshalb hatten wir das Script für die automatische Rückverfolgung installiert. Aber Ross hatte sich von Sobols Raffiniertheit eine Scheibe abgeschnitten.»
    Das Sichtfeld auf der Leinwand schwenkte, als Philips’ Charakter sich hin und her drehte, um die Kunden auf dem Markt in Augenschein zu nehmen. Dann richtete sich der Blick auf eine 3 D-Nubierin in einem tief ausgeschnittenen schwarzen Lederkorsett. Um die wohlgeformten Hüften trug sie eine Art Stahl-Tanga. Ein Hentai-Covergirl. Als sich das Auge der Spielfigur der Nubierin näherte, drehte sich diese um. Ihr Gesicht war unverkennbar eine computergenerierte Version von Philips’ Zügen.
    Leise Belustigung machte sich im Konferenzraum breit. Philips ignorierte es.
    Der glimmende Name über dem Nubierinnen-Avatar lautete:
Cipher
. Über die Lautsprecher kam jetzt Philips’ aufgezeichnete Stimme:
    Philips: Beschaffen Sie die IP für den Screenname ‹Cipher›. Ich buchstabiere: C-I-P-H-E-R.
    NS A-Informatiker : Hab Sie, Dr.   Philips. Stelle den Provider fest   …
    Das Auge der Spielfigur bewegte sich noch weiter auf
Cipher
zu und machte unmittelbar vor ihr halt. Die spärlich bekleidete Kriegerprinzessin blickte frontal von der Leinwand. Über die Lautsprecher kam eine Männerstimme:
    Ross: Guten Abend, Dr.   Philips.
    Philips: Mr.   Ross. Offenbar können Sie dem Identitätsdiebstahl einfach nicht widerstehen. Wie haben Sie mein Bild in dieses Spiel geladen?
    Ross: Ich habe gar nichts geladen. Als Spieler kann man die Geometrie seines Avatars bearbeiten. Ich habe diesen hier zu Ihrem Abbild geformt.
    Philips: Ich wusste gar nicht, dass Sie mein Äußeres so genau studiert haben.
    Ross: Wie könnte ich Sie vergessen? Außerdem war mir klar, dass Sie schon vor diesem Treffen versuchen würden, mein Konto zu identifizieren, aber Ihre automatischen forensischen Tools wissen nicht, wie Sie aussehen, Dr.   Philips. Ihre äußere Erscheinung ist eine graphische Verschlüsselung, zu deren Entschlüsselung das menschliche Gehirn auf einzigartige Weise befähigt ist.
    Philips: Das macht es nicht weniger irritierend, ein Gespräch mit mir selbst als transsexuellem Dessous-Model zu führen.
    Ross: Mir ist genauso unwohl dabei, mit Ihnen gesehen zu werden.
    Philips: Warum das?
    Ross: Na ja, Sie haben den Default-Skin eines generischen Kriegers, und niemand behält den Default-Skin. Sie sind das Fantasywelt-Äquivalent eines Feds. Ich habe Sie schon auf eine Meile erkannt.
    Philips: Jon, warum haben Sie mich hierherbestellt?
    Ross: Um Ihnen zu beweisen, dass ich unschuldig bin.
    Philips: Und wie gedenken Sie das zu tun?
    Ross: Indem ich Ihnen eine der Backdoors in diesem Spiel zeige.
    Philips: Wir haben jede Zeile

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