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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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einen Scheiß.»
    McCruder klopfte mit den Knöcheln auf die Tischplatte. «Also, was beschließt der Vorstand von Autocracy Incorporated? Bleiben wir bei unserer bisherigen Unternehmensstrategie?»
    Sie sahen sich an, hoben dann alle die Hand. «Ja.»
    McCruder nickte. «Einstimmig angenommen. Da wirdsich ein massiv-paralleler Cyberorganismus aber freuen.» Er zeigte auf die arbeitende Haas. «Wann sind diese Teile fällig?»
    Voelker überlegte kurz. «Sie müssen morgen Mittag um zwölf an den Wegpunkten deponiert werden.»
    McCruder blickte wieder auf den Bildschirm. «Wir brauchen Zeit, um diese Pläne zu studieren. Die sehen kompliziert aus.» Er sah genauer hin. «Das ist technisch ganz schön anspruchsvoll – da, das Schwungradgehäuse – und die Hydraulik.»
    Voelker nickte. «Grafit-Epoxy-Schwungrad mit 70   000   Umdrehungen pro Minute im Vakuum. In einem Magnetfeld schwebend.»
    Khan zeigte auf den Bildschirm. «Das ist echt geiler Scheiß, das müsst ihr doch zugeben. Schon vom Aussehen richtig fies. Wir sollten es rendern, damit wir wissen, wie’s in Farbe wirkt.»
    McCruder ignorierte ihn. «Wann kommt die erste Materialeinheit?»
    Voelker griff nach der Maus und navigierte zum Kopf der Nachricht. «Freitag.»
    McCruder zeigte auf die Haas. «Brauchst du Hilfe, um die Teile rechtzeitig fertig zu kriegen?»
    «Nein. Haut schon hin.»
    McCruder sah zu dem Mustang hinüber. «Dann würde ich sagen, wir studieren diese Pläne und sehen verdammt nochmal zu, dass wir die besten Rädchen sind, die der Daemon hat.»

38   Montagestraße
    Er war ein Paradebeispiel für die überdesignte amerikanische Kultur. Seine Abendschuhe hatten Wanderstiefelsohlen, als ob sie für das Erklimmen urbaner Felsklippen gedacht wären. In den Falten seiner eleganten Hose verbargen sich sechs Taschen, die je einen markenrechtlich geschützten Namen trugen (z.   B. « E-Pouch ») und dank deren er theoretisch so viel mit sich herumtragen konnte wie ein Infanteriesoldat aus dem Ersten Weltkrieg. Seine gelbgetönte Wrap-around-Sonnenbrille war aus unerfindlichen Gründen fähig, einem Kleinkalibergeschoss zu widerstehen, während sie gleichzeitig U V-Strahlen ausfilterte und die Kontrastwahrnehmung bei einem breiten Spektrum von Indoor- und Outdoor-Lichtverhältnissen maximierte.
    Insgesamt bündelte sein Outfit zweitausend Personenjahre Forschung und Entwicklung, acht Barrel Öl und sechzehn Patent- und Markenrechtsprozesse. Alles nur, damit er diesen «Casual Style» an den Tag legen konnte. Einen Style, in dem ein logistischer Aufwand steckte, mit dem man im neunzehnten Jahrhundert eine ganze Brigade ins Feld hätte stellen können.
    Aber er sah gut aus. Lässig.
    Er ging durch die Großstadtstraßen, vorbei an Coffee-Bars und Cafés, die so proppenvoll waren, als hätte niemand ein Zuhause. Er begegnete Hunden mit Rucksäcken und Jugendlichen mit Turnschuhen, in deren Sohlen Rollen integriert waren. Allüberall Casual Style.
    Es war ein gutes Gefühl, wieder dazuzugehören. Die Depression hatte ihn fast verschlungen, als sein erster Job in ein Billigland verlagert worden war. Dann auch sein zweiter. Und sein dritter. Kein großer Bedarf mehr an I T-Project -Managern in den USA.
    Aber jetzt verstand er die Welt wieder. Sie ergab wieder einen Sinn – und er war immer noch absolut für den Fortschritt.
Disruptive Innovation
nannten sie es. Veränderung war gut. Schmerzhaft, aber gut. Sie machte einen stärker. Wenn man aufhörte, sich zu verändern, fing man an zu sterben.
    Zum ersten Mal seit Jahren war seine Lebenssituation gesichert. Er wusste, er würde die Miete bezahlen können – sogar in seiner immer teureren Wohngegend. Er würde sich ernähren und kleiden können, wie es einem Mann von seiner Intelligenz und Ausbildung zukam. Er musste den Vergleich mit den Leuten in den Zeitschriften nicht mehr scheuen. Er war wieder in der Spur.
    Er hatte eine Aufgabe. Und im Moment bestand seine Aufgabe darin, zu einem angegebenen GP S-Wegpunkt zu gehen und weitere Instruktionen der Stimme abzuwarten.
    Die synthetisch-femininen Worte der Stimme kamen über seinen Funkohrhörer.
«Straße überqueren.»
    Er gehorchte und fand sich auf einer belebten Einkaufsplaza wieder, die ringsum von Kettenläden gesäumt war. Hier und da entdeckte er Straßenkünstler, die allesamt Fotoausweise trugen – zum Beweis dafür, dass ihre familiengerechten, getestetermaßen drogenfreien Darbietungen auf einer offiziellen Genehmigungsliste im

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