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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Sicherheitsvorkehrungen. Lange Gänge mit orangefarbenem Indoor-Outdoor-Bodenbelag kreuzten sich in einem kahlen Lichthof in der Mitte des Gebäudes.
    In seiner Trinkwasserfirmenuniform mit Fotoausweis wartete er geduldig neben seiner Wasserflaschenkarre, während die Stimme alle zehn Sekunden
«…   bitte warten   …»
in sein Ohr sagte.
    Dann sagte sie nach einer etwas längeren Pause:
«Vektor 209.   Bereit machen zum Aushändigen der montierten Einheit.»
    Es war so weit. Der Empfänger kam. Er sah auf sein GPS und drehte sich zur Eingangstür.
     
    Charles Mosely schritt zügig auf die Eingangstür zu. Es war ein strahlender Frühlingstag unter einem weiten texanischen Himmel. Er konnte sein Spiegelbild in der Glastür sehen. Er trug eine Telefongesellschaftsuniform mit Werkzeuggürtel, ein Headset und unter dem Arm ein Klemmbrett. Er zogseine Magnetkarte durch, und die Tür öffnete sich mit einem Summton.
    Die Stimme sagte durch das Headset:
«Montageeinheit entgegennehmen auf Worte: ‹Da ist es.›»
    Mosely steuerte auf einen jungen Asiaten zu, der mit einer Karre voller 2 0-Liter -Wasserspenderflaschen in der Eingangshalle stand. Als er an ihm vorbeiging, streckte ihm der Asiate ein merkwürdiges Ding aus Stahl und gelbem Plastik hin. «Da ist es.»
    Mosely streckte die Hand mit dem Arbeitshandschuh aus, ergriff das Ding und steckte es in eine Halterung an seinem Werkzeuggürtel, die eigens dafür bestimmt war. Er hörte hinter sich den Wasserlieferanten zum Ausgang hinausgehen, folgte selbst aber zielstrebig seinem Vektor, der ihn an einem Typen in einem Shirtpullover mit dem Logo irgendeiner Firma vorbeiführte. Er nickte dem Typen freundlich zu, aber der nahm ihn gar nicht zur Kenntnis. Nur jemand von einer der Firmen im Haus.
    «Vektor 155»
, sagte die Stimme in Moselys Ohr.
    Das hieß geradeaus, den Gang entlang. Mosely folgte dem Gang und sah auf die Bürotüren.
    Bürosuite 500.
    Vor zehn Minuten hatte er noch gedacht, er sollte irgendeine Telefonanlage anzapfen. Doch dann hatte er das montierte Stück erhalten und sofort erkannt. So was hatte er schon benutzt.
    Es war eine elektronische Pistole.
    Das Ding aus knallgelbem Plastik und gebürstetem Stahl sah aus wie ein Heimwerkerartikel – es hatte an der Seite sogar ein Werkzeugfirmenlogo. Aber in Wirklichkeit war es eine vollautomatische, präzisionsgefertigte Handfeuerwaffe. Sie war nahezu hundertprozentig verlässlich, weil sie keine beweglichen Teile hatte. Statt eines Schlagbolzens und eines kompliziertenrückstoßbasierten Nachlademechanismus verfügte sie über ein elektrisches Zündsystem. Die hülsenlosen Geschosse steckten hintereinander in vier parallel angeordneten Läufen, die durch aufeinandergesetzte Stahlplatten gebildet wurden, und ein Chip zündete jedes Geschoss separat durch ein elektrisches Signal von einer integrierten Batterie. Nachgeladen wurde, indem man einfach ein neues Set fertiggeladener Läufe einschob. Mosely hatte draußen auf der Straße bereits von einem Kurier drei Schnellladesets erhalten. Es war eine idiotensichere, nicht zurückverfolgbare Waffe, die nur einen Zweck hatte: Menschen auf kurze Entfernung zu töten.
    Bürosuite 710.
    Hier ging es um etwas Größeres. Das musste er sich immer wieder vor Augen halten. Das hier war nicht das, was er als Teenager gemacht hatte. Er tat es ja nicht für sich. Die Welt veränderte sich. Das hatte er doch selbst gesehen. Das hier war Teil des Plans. Innerhalb des Plans gab es keine Willkürakte.
    Die Stimme sagte:
«Stopp.»
    Bürosuite 1010.
    Mosely zog die ungeladene Pistole heraus, nahm dann die Läufe aus geschweißtem Stahl von der anderen Seite des Werkzeuggürtels und schob beide mit einem
Klick-Klack
ineinander. Die Waffe war jetzt geladen und hatte große Ähnlichkeit mit einer futuristischen Spielzeuglaserpistole.
    Die Stimme sagte in sein Ohr:
«Gerätecode   … 4   -   9   -   1   -   5.»
    Mosely drehte die Waffe um und gab den vierstelligen Code auf der Unterseite des Griffs ein. Jetzt war die Pistole entsichert.
    Er drehte sich zur Tür. Griff dann in die Tasche und zog einen Hartplastikschlüssel heraus, den ihm eine Frau auf der Straße übergeben hatte. Alle Hauptschlüsselanlagen waren anfällig für mathematische Reduktion.
    Die Stimme in seinem Ohrhörer sagte:
«Folgende Anweisung
bestätigen: Töten Sie sämtliche Anwesenden in Suite   … 10   -   10.»
    Mosely schloss die Augen. Darauf war er gar nicht scharf. Er hatte gedacht,

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