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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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erkannte er, dass es eine große Datei war. Er speicherte sie in einem zentralen Share-Verzeichnis und öffnete sie dann in AutoCAD. Das dauerte ein paar Sekunden, selbst auf seiner potenten Unix-Workstation.
    Als das Laden beendet war, starrte er auf das dreidimensionale Drahtmodell, das jetzt auf seinem Bildschirm rotierte.
    Was zum Teufel hatte er da vor sich? Er drehte sich wieder zu dem Mustang um. «Jungs, kommt her und schaut euch das an.»
    Khan wischte sich die Stirn und hinterließ dabei eine Schmierölspur. «Nachher, Mann. Die Lenksäule macht Zicken.»
    «Nein. Ich finde, ihr solltet es
sofort
sehen.»
    Khan verdrehte theatralisch die Augen, patschte dann McCruder fest auf die Schulter.
    «Was?»
    Khan zeigte auf Voelker. «Der Brillenbär sagt, wir müssen uns die neuen Pläne angucken. Ist dringend   …»
    «Scheiße   …» McCruder knallte seinen Schraubenschlüssel hin, und beide schlenderten gemächlich zu Voelkers Workstation.
    «Wehe, es ist nichts Wichtiges, Kurt.»
    Voelker zeigte nur wortlos auf den Bildschirm. Beide legten die Stirn in Falten.
    «Was zum Henker?»
    «Du willst uns verarschen   …»
    Voelker schüttelte den Kopf.
    Sie sahen sich an. Bisher hatte es niemand ausgesprochen, aber ihnen war immer klar gewesen, dass jemand den Zorn des Daemon zu spüren bekommen würde. Nach den Geschehnissen auf Sobols Anwesen konnte ihnen der Zweck der AutoM8 kaum verborgen geblieben sein – aber sie hatten immer noch an der Hoffnung festgehalten, dass die Wagenvielleicht für den Transport von kritischem Material oder Agenten oder für irgendetwas unvorstellbar Geniales benutzt werden würden.
    Voelker ließ sich seufzend auf einen Hocker sinken.
    Khan zeigte auf den Bildschirm. «Was
ist
das?»
    McCruder zeigte ebenfalls hin. «Das ist voll Hardcore, Kurt.»
    Voelker sah immer noch auf den Boden. «Es ist nur Aftermarket-Kundenanpassung.»
    McCruder lachte: «Ach, echt? Darum geht’s nicht.»
    Khan nickte. «Er hat recht, Kurt. Das da hat nur einen einzigen Zweck: Leute zu töten.»
    Sie dachten stumm darüber nach. Das war eine neue Stufe. Jetzt produzierten sie eindeutig Waffen. Die nette Illusion war hin.
    Khan setzte hinzu: «Okay, es sieht ja cool aus und alles, aber das hier ist das reale Leben – kein verflixtes Computerspiel.»
    «Was tun wir?»
    Voelker trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Computertisch. «Ich bin mit dem laufenden Auftrag fast durch. Während ich das fertig mache, können wir entscheiden, wie wir am besten vorgehen.»
    McCruder gestikulierte erregt. «Meinst du etwa, wir hätten irgendeine
Wahl
, Kurt? Wenn wir diese Dinger nicht machen, kommen unsere eigenen Spielzeugautos und killen uns.»
    «Okay, jetzt beruhig dich mal.»
    Khan raufte sich die Haare. «Ich hätt wissen müssen, dass so was passiert. Es war zu perfekt.»
    McCruder wischte das beiseite. «Machen wir uns doch nichts vor. Wir wissen doch alle, dass wir die Dinger bauen werden – warum dann die Show mit dem schlechten Gewissen?»McCruder schnappte sich einen Stift und trat an ein Whiteboard. Er malte eine Verlustliste aus kleinen Strichmännchen hin. «Wenn wir sie nicht bauen, baut sie jemand anders, und Leute sterben –
plus
uns. Das macht x Leute plus drei. Wenn wir sie aber bauen, sterben ebenfalls Leute, aber wir
nicht
. Das macht x Leute plus null.» Bestätigt durch sein Rechenexempel, drehte er sich um. «Wir machen also das, was den wenigsten Leuten schadet.»
    Voelker warf einen Handschuh nach ihm. «Arschloch.»
    McCruder hob die Hände. «Schieb’s nicht auf mich. Wir haben uns alle drauf eingelassen, und ich bin nicht scharf drauf rauszufinden, was passiert, wenn wir aussteigen. In der Welt gehen große Veränderungen vor sich – Sachen, die wir nicht aufhalten können. Wir sind nur Rädchen im Getriebe, und wenn wir nicht funktionieren, werden wir eben ersetzt. Wir sind es uns schuldig zu überleben. Shit, wir sind es uns schuldig, was aus unserem Leben zu
machen
. Das haben unsere Vorfahren getan, und das werden auch wir tun. Es ist unser verdammter natürlicher Daseinszweck.»
    Alle schwiegen. Da war nur das mahlende Geräusch, das aus der Haas kam.
    Schließlich nickte Voelker. «Ich weiß ja, dass du recht hast. Ich hab nur nie gedacht, dass ich mal so was machen würde. Ich wollte immer Unterhaltungselektronik entwickeln.»
    Khan lehnte sich an den Computertisch. «Ich wollte Hängebrücken bauen. Soll ich dir was verraten: Was wir wollen, interessiert die Welt

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