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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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gekostet haben. Allein in Boca Raton, Florida, waren es 200   Todesopfer . Die Polizeibehörden sind immer noch schockiert über das Ausmaß und die raffinierte Durchführung der Anschläge. Die Täter hinterließen überall dieselbe Botschaft: «Tod allen Spammern» .
     
    Internet-Provider verzeichnen seit den Angriffen einen Rückgang des ihre Server verstopfenden Spams um 80   Prozent.
     
    Sebeck saß im sterilen Besuchsraum des Todeszellentrakts von Lompoc. Seine Frau Laura saß ihm am Tisch gegenüber, den Blick gesenkt. Zu Sebecks Überraschung war da heute keine Panzerglasscheibe zwischen ihnen. Für seinen letzten Besuch galt eine Ausnahmeregelung. Zwei Aufseher standen an der Tür Wache.
    Laura sah auf. «Behandeln sie dich gut?»
    Sebeck zog eine Grimasse. «Sie werden mich heute Abend töten.»
    Sie schien unsicher, was sie darauf sagen sollte.
    Sebeck winkte ab. «Ist schon gut. Normale Konversation klappt hier drinnen nicht so recht. Mach dir nichts draus.»
    Sie saß noch ein paar Sekunden schmallippig und angespannt da. «Hast du Angst?»
    Sebeck nickte.
    «Ich weiß nicht, was ich tun soll, Pete.»
    «Tut mir leid wegen der Pension und der Lebensversicherung. Ich habe gehört, sie haben beides gestrichen.»
    «Ich kann einfach nicht glauben, dass das wirklich passiert.»
    «Ich auch nicht.»
    Sie blickte ihm ins Gesicht. «Sag’s mir nochmal, Pete.»
    Er sah sie an. «Ich habe niemanden getötet, Laura. Ich habe dich betrogen, aber diese anderen Sachen habe ich nicht gemacht. Ich hätte doch nie Aaron oder diesen anderen Leuten irgendetwas getan.»
    «Im Fernsehen behaupten sie schreckliche Dinge über dich. Es hört nicht auf.»
    «Das hat man mir erzählt.»
    «Für Chris war es in der Schule wirklich schwer.»
    Beide dachten ernst darüber nach. Dann sagte Sebeck: «Schön, dass du da bist, Laura.» Er lächelte matt. «Nach allem, was du meinetwegen durchgemacht hast, könnte ich’s dir nicht verdenken, wenn du nicht mehr mit mir reden würdest.»
    «Ich kenne dich mein Leben lang. Ich könnte dich nicht gehen lassen, ohne mich von dir zu verabschieden.»
    Etwas schnürte ihm die Kehle zusammen, als Laura zu weinen begann. Er räusperte sich. «Ich weiß, wir lieben uns nicht wirklich. Nicht auf die romantische Art. Wir haben nur geheiratet, weil es damals einfach das Richtige schien, mit dem Baby und allem.»
    Sie weinte lautlos hinter der vorgehaltenen Hand.
    Sebeck fuhr fort: «Aber ich glaube, wenn ich vor dem Ganzen die Chance gehabt hätte, mich in dich zu verlieben, hätte ich’s getan. Ich hatte nur einfach nicht die Chance.»
    Sie weinte nur.
    «Ich liebe unseren Sohn, Laura. Ich möchte, dass du das weißt. Und ich möchte, dass Chris es weiß. Ich bereue nicht, dass ich ihn in die Welt gesetzt habe. Ich bereue nur, wie ich dann damit umgegangen bin. Und dass ich immer allen anderen die Schuld an dem gegeben habe, was meine Entscheidung war.»
    Sie sah auf. «Du warst noch ein Junge, Pete. Wir waren beide noch halbe Kinder.»
    «Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin’s immer noch. Als ob ich in der Zeit stehengeblieben wäre.»
    Sie versuchte, mit dem Weinen aufzuhören. «Ich weiß nicht, was ich tun soll.»
    Sebeck seufzte: «Verkauf das Haus. Sorge dafür, dass Chris studiert. Und dann   … sieh zu, dass du dich verliebst. Du verdienst es, glücklich zu sein, Laura.»
    Jetzt weinte sie erst recht.
    Einer der Aufseher rief von der Tür herüber: «Sebeck! Zeit ist um!»
    Sebeck streckte die Hand aus. Sie nahm sie und drückte sie fest. «Danke, dass du so gut zu mir bist», sagte er noch, dann zogen ihn die Aufseher weg. Das Letzte, was er sah, als er durch die Tür in den hallenden Gang des Todestrakts geschoben wurde, war ihr Gesicht, das ihm durch den Tränenschleier hinterherblickte.
     
    Sebeck lag da, Hände und Füße mit Ledergurten festgeschnallt. Ein Gummischlauch war eng um seinen rechten Arm gezurrt und ließ die Venen hervortreten. Ein weitererbrauner Gummischlauch führte von der Kanüle in seiner Armbeuge zur Wand, wo er durch eine kleine Öffnung verschwand. Sebeck wusste, hinter dieser Wand saßen mehrere Männer, und jeder von ihnen präparierte die tödlichen Dosen: einen Cocktail aus Natriumthiopental, um ihn zu narkotisieren, Pancuroniumbromid, um seine Atmung zum Erliegen zu bringen, und Kaliumchlorid, um die elektrischen Impulse an sein Herz zu unterbrechen. Nur eine der Tropfvorrichtungen war an Sebecks Schlauch angeschlossen – sodass die drei

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