DAEMON
rechts von der Glastür schwebte. Es war ein blauer Button, den er durch seine HU D-Brille in der Luft hängen sah. Auf dem Button stand in großen, leuchtenden Lettern: ÖFFNEN. Gragg drückte mit der behandschuhten Hand auf den Button. Der blinkte.
Die reale Panzerglastür glitt auf, und er trat hindurch.
Philips hob entsetzt die Hände. «Er hat die Gaming-Arena verlassen.»
Ross deutete auf die Monitore. «Das Sicherheitssystem ist kompromittiert.»
«Und wohin ist das outgesourct worden?»
Der Major sah sie an. «Sparen Sie sich das jetzt.» Er wandte sich an den Kontrollpult-Operator. «Unterbrechen Sie den Strom zum Nordausgang, aber von Hand.»
Der Pult-Operator rollte mit seinem Stuhl rückwärts, öffnete einen Sicherungskasten an der Wand und legte Kippschalter um.
Philips beugte sich über das Kontrollpult und klickte von Kamera zu Kamera. «Wo ist er?»
«Keine Sorge, Dr. Philips. Er kommt nicht raus.»
«Das haben Sie eben schon mal gesagt. Zeigen Sie ihn mir.»
«Wir haben gerade die Sicherungen rausgenommen. Damit ist die Ausgangstür in verriegelter Stellung blockiert. Durch daumendicke Stahlplatten kommt er nicht.»
Sie studierte die Batterie von Schwarzweißmonitoren. Der größte in der Mitte zeigte jetzt den Eindringling in einem ausweglosen Korridor, ein ganzes Stück von der Stahltür entfernt. Er stand neben drei am Boden liegenden Korr-Leuten, deren Körper rauchten. Der Eindringling blickte auf, genau in die Kamera. Irritierend gelassen. Es war ein junger Bursche – Anfang zwanzig höchstens.
Der Major deutete mit dem Kinn auf den Monitor. «Ich sagte ja, wir haben ihn.» Er wandte sich an einen Security-Mann. «Ich will, dass jede MP auf dem Vorfeld auf diesen Ausgang gerichtet ist.»
Philips beugte sich an das Mikrophon, das aus dem Kontrollpult ragte. Sie drückte die Sprechtaste. «Sie sitzen in der Falle. Geben Sie auf, dann passiert Ihnen nichts.»
Die Stimme des Eindringlings kam blechern über die Lautsprecher. «Dr. Philips, wie ich sehe, haben Sie den D-Raum entdeckt. Oder jedenfalls eine Schicht davon.»
Angst durchzuckte sie. Er kannte ihren Namen. Woher konnte er ihren Namen kennen? Das Bild ihrer Eltern in Washington sengte sich ins Zentrum ihres Denkens. Sie wandte sich an den Major. «Rufen Sie Dr. Fulbright in Fort Meade an. Sagen Sie ihm, er soll meine Eltern in Schutzgewahrsam nehmen. Sofort!»
Der Major schnippte zu einem Korr-Mann hinüber, der augenblicklich ein Telefon abnahm.
Sie drückte die Sprechtaste des Mikrophons. «Sie wissen, wer ich bin. Und wer sind Sie – oder haben Sie Angst, mir Ihren Namen zu sagen?»
«Keineswegs. Ich bin Loki, der mächtigste Hexenmeister der Welt, und ich bin gerade dabei, Ihnen den Tag so richtig zu verderben.»
Merritt zog sein Jackett aus und marschierte zur Tür. «Beschäftigen Sie diesen Irren, Dr. Philips.»
Ross packte Merritt am Arm. «Keine Heldenstückchen, Roy.»
«Habe ich auch nicht vor.»
Der Major verstellte ihm den Weg. «Wo wollen Sie hin?»
Merritt sah ihn ruhig an. «Ich will mal sehen, wie dieser Scheißkerl auf Schockgranaten reagiert. Öffnen Sie die Türen der Gaming-Arena, Major.»
Der Major taxierte Merritt kurz und griff sich dann ein Sprechfunkgerät samt Headset aus einer Ladestation. Er warf es Merritt zu. «Viel Glück.»
Philips drehte sich wieder zum Monitor und drückte erneut die Sprechtaste. «Loki, Sobol benutzt Sie. Was Sie da machen, ist Hochverrat. Wenn Sie sich jetzt ergeben, kann ich Ihnen helfen.»
«Sie können
mir
helfen?» Er lachte. «Ich bin hier nicht der, der Hilfe braucht. Die Gesellschaft, die Sie verteidigen, ist dem Untergang geweiht.»
«Es ist auch Ihre Gesellschaft, Loki.»
«Nein. Es ist die Gesellschaft meiner
Eltern
, nicht meine. Was hat sie meiner Generation denn zu bieten? Ein sinnloses Dasein. Ein langes, langweiliges Leben, in dem man jeden Tag von Leuten gemolken wird, die einem etwas verkaufen. Ein Leben als Herdenvieh einer dauerhaft herrschenden Klasse. Was soll ich mit dieser Gesellschaft, ihren Gesetzen, ihrem Versagen? Der Daemon hat das alles längst hinter sich gelassen.»
«Das ist die letzte Warnung: Ergeben Sie sich.»
Loki lächelte. «Sie kapieren es nicht, was?»
Philips seufzte gequält und drückte dann wieder die Sprechtaste. «Wir haben den Strom zu der Tür vor Ihnen von Hand unterbrochen. Ihre Hacks nützen da nichts. Selbst wenn Sie durch die Tür kämen, ist das ganze Pistenvorfeld im Visier von
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