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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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irgendwo im Dunkeln über ihm stand. «Ja. Der Sender arbeitet noch. Muss auf Notakku laufen.»
    Devon sah zu einem FB I-Van hinüber, wo ein Arsenal von Parabolmikrophonen auf verschiedene Teile des Sobol-Anwesens gerichtet war. «Agent Gruder, haben wir den Generator ausgeschaltet?»
    Gruder hob den Zeigefinger und horchte über Kopfhörer. Nach gut zehn Sekunden gab sie das Daumen-hoch-Zeichen. «Er ist tot, Major. Gute Arbeit.»
    Leicht forcierte Beifallsrufe kamen von den Nächststehenden. Es war ein kleiner Sieg.
    Major Devon lächelte ins Dunkel. Jetzt galt es nur noch zu warten, bis die Notakkus im Computerraum leer waren. Zwölf Stunden hatte der Daemon noch zu leben.

16   Der Schl ü ssel
    Gragg hatte drei Tage nicht mehr geschlafen und fing allmählich an zu halluzinieren. Jedenfalls hoffte er, dass es eine Halluzination war. Oder vielleicht auch ein Traum. Oberstleutnant Boerner stand im Dunkeln vor ihm und rauchte eine Zigarette mit dieser tuntigen langen Zigarettenspitze. Er morphte zu einer Colonel-Klink-artigen Figur, und Gragg riss sich am Riemen.
    Gragg brauchte dringend Schlaf, aber wenn er sich erst mal an einem Problem festgebissen hatte, arbeitete sein Hirn weiter, bis es die körperliche Erschöpfung zum Absturz brachte. An diesem Punkt war er jetzt fast.
    Schlafen. Einfach nur schlafen. Einen tiefen, traumlosen Schlaf. Kein Boerner, der ihn verfolgte – dieser texturierte 3 D-Bastard ! Aber er konnte nicht schlafen, bevor er das Problem gelöst hatte. Das Problem des Schlüssels. Und das war verdammt schwer zu knacken.
    Gragg sah sich um. Er lag auf seinem Sofa, unter einer kratzigen Wolldecke, in der der muffige Gestank eines Houstoner Kellers hing. Das Sofa war ein riesiges Monstrum, das er bei irgendeinem Garagenverkauf aufgelesen hatte. Es roch ebenfalls nach zu vielen Jahren an einem feuchten Ort. Die längst verschollenen Polster waren durch eine mehr oder weniger in den Rahmen passende Matratze ersetzt. Das Sofa war ihm Schlafstätte, Esstisch und Entspannungssessel in einem und stand wie eine Insel mitten in dem Fabrikraum, der ihm als Wohnung diente. Um das Sofa herum war sieben Meter weitgar nichts. Das war Absicht. Manchmal musste er einfach von Computerbildschirmen wegkommen.
    Der Schlüssel. Was zum Teufel bedeutete der Schlüssel? Es machte Gragg wahnsinnig. Er hatte einen Screenshot von der kodierten Inschrift an dieser Monte-Cassino-Turmwand gemacht, aber da hatte er nichts gesehen, was der Schlüssel sein könnte. Konnte er in einem anderen Raum gewesen sein? Was hatte er übersehen?
    Verdammt!
    Welcher sadistische Scheißkerl erstellte eine Map mit einem unlösbaren Rätsel? Noch irritierender war, dass Gragg die Map nicht nochmal laden konnte, um an weitere Informationen zu kommen. Nicht nur dass der Houstoner Monte-Cassino-Server verschwunden war, es gab auch sonst nirgendwo eine Monte-Cassino-Map. Sie war einfach weg, als ob sie der Designer ganz aus dem Netz genommen hätte.
    Wie hatte es derjenige geschafft, dass Oberstleutnant Boerner diese Sachen sagen konnte? War das Ganze eine Art
Easter egg
von CyberStorm? Gragg hatte in allen Foren geguckt, aber da war nichts – kein Wort über die verschlüsselte Botschaft oder Boerners kleine Ansprache oder das Verschwinden der Monte-Cassino-Map. War er der Einzige, der das mitgekriegt hatte? Gefragt hatte er allerdings niemand. Es war Graggs Geheimnis.
    Inzwischen hatte er den Verdacht, dass die Monte-Cassino-Map auf seinem Computer einen Registrierungseintrag hinterlassen hatte, der jetzt verhinderte, dass sie wieder in den Game-Listings auftauchte. Um das zu überprüfen, löschte er die Festplatte eines anderen PC und installierte darauf
Over the Rhine
, in der Hoffnung, über den sauberen Rechner wieder Zugang zur Monte-Cassino-Map zu erlangen, aber die erschien auch jetzt nicht in den Serverlisten.
    Hatte das Spiel irgendwie seine I P-Adresse gesperrt? Oderdie MA C-Adresse seines Routers? Verdammt, er tappte wirklich im Dunkeln.
    Denk nach!
    Das Problem: Er hatte eine verschlüsselte Zeichenkette, aber keinen Schlüssel – und keine Ahnung, was für ein Verschlüsselungsalgorithmus benutzt worden war, um diese Kette zu generieren. Boerner hatte ihm – oder jedenfalls seinem Avatar – direkt ins Gesicht geblickt und gesagt:
«…   benutzen Sie Ihren Schlüssel, dann werden wir uns wiedertreffen.»
Wenn Gragg den Schlüssel fand und die Zeichenkette entschlüsselte, wo sollte er den Klartext eingeben? Wenn er ihn

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