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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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nichts, weil ihm sofort kaltes Wasser in die Augen spritzte. Es fühlte sich herrlich an. Er roch eine Mischung aus Benzin, verbranntem Fleisch, geschmolzenem Plastik und heißem Metall. Benommen drehte er sich um seine eigene Achse – und fühlte, wie der Schock über ihn kam. Er stand auf einem ordentlich gemähten Rasen neben einem zwanzig Meter hohen Feuerpilz. Das kalte Wasser, das auf ihn herabregnete, machte die Nähe der Flammen aushaltbar. Seine Männer waren irgendwo in diesem Inferno.
    Er griff an das Knochenschallmikro, das an seiner Wange festgeschmolzen war. «Waucheuer! Reese! Littleton! Meldet euch! Kirkson! Engels! Bitte melden!» Plötzlich hatte er das Mikro in der Hand. Seine Ohrhörer unter dem Kevlar-Helm waren tot.
    Seine Männer waren umgekommen. Alle.
    Merritt war wie betäubt. Er drehte sich auf der Stelle, um sich zu orientieren, und sah etwa dreißig Meter weiter das Haus von blendend weißem Licht erfüllt. Er wollte den Arm heben und merkte, dass der Schaft seiner MP-5 an seinem Ärmel festgeschmolzen war. Sein Nylongeflechtgürtel mit den Munitionsclips war mit seinem Overall und der Kevlar-Weste verschmolzen. Er war sich nicht sicher, ob er schwer verletzt war, aber jetzt erfüllte ihn Zorn. Er beschloss, diesem Zorn nachzugeben.
    Merritt packte mit der linken Hand den Lauf der MP und hebelte die deformierte Masse von seinem Arm los. Das Nomex schien ihn vor dem Schlimmsten bewahrt zu haben, aber er fühlte das verwirrte Sirren seiner Nervenenden, die ihm wohl mitteilen wollten: «Bleib auf Empfang. Schmerz kommt gleich   …»
    Merritt rannte los, aber nicht in Richtung Grundstücksgrenze und Sicherheit. Er rannte im Gegenteil in Richtung des umzäunten Pool-Bereichs und einer weißen Terrassentür mit polierten Messingklinken – und grell erleuchteten Glasscheiben. Den Blick starr auf die Tür geheftet, sprang er über Steinbänke und Kräuterbeete.
    In dem Rasensprengerregen um sich herum roch er wieder Benzin, und er hörte hinter sich das
Wuuusch
der Flammen, das ihn einzuholen suchte, aber er war schneller und blieb unter dem Schleier aus kühlem Wasser, der das Feuer vom Haus abhielt.
    Im Rennen tastete Merritt in seinem Kreuz nach der kurzläufigen Remington-Repetierflinte, die dort hing. Er zerrte immer noch an dem gummiverkleideten Pistolengriff, um den Handrepetierer von der geschmolzenen Masse seines Nylongeflechtgürtels zu lösen, als er das Holztor der Pool-Umzäunung eintrat. Metallene Torbeschläge klirrten über dieSteinplatten – aber er pflügte bereits durch ein Feld aus Teakholzliegestühlen und umkippenden Tischen, stur auf die Terrassentür zu. Fast da. Vage bekam er mit, wie sich vom Haus her Scheinwerfer auf ihn richteten, aber ihm war scheißegal, was Sobol vorhatte. Auch wenn er tot umfiel, sobald er dort war – er würde in dieses verdammte Haus kommen.
    Er riss sein Mark- V-Messer aus der Scheide und schnitt das geschmolzene Nylongeflecht von der Flinte. Um Zeit zu sparen, warf er das Messer voraus. Es blieb zitternd im Türrahmen stecken. Er zog die Remington 870 und lud sie mit einem befriedigenden
Klick-Klack
durch.
    Dann sprang Merritt aus vollem Lauf gegen die Tür. Er hatte so viel Schwung, dass er sich beinah das Schienbein brach – was einen spitzen Schmerznagel mitten in sein Gehirn trieb. Er taumelte zurück und wischte sich im Reflex mit dem Handschuhrücken über den Mund. Auf dem Handschuh war Blut. Seine oberen Schneidezähne fühlten sich locker an.
    Egal.
    Merritt richtete die Flinte auf die Türklinke und pustete an deren Stelle ein Dreißig-Zentimeter-Loch in das Holz. Er lud nach und verpasste der Tür oben und unten zwei weitere Ladungen an den wahrscheinlichsten Stellen für eine zusätzliche Verriegelung.
     
    Ein paar hundert Meter weiter im FB I-Lager war die Hölle los. Agenten und Polizisten irrten umher, um Bergungszubehör zusammenzusammeln, während andere herumrannten, um dafür zu sorgen, dass sich niemand dem Angriffsort näherte. Es war ein heilloses Durcheinander. Und irgendwo in dem Chaos hörte Trear plötzlich ferne Flintenschüsse.
    Er brüllte: «Wer schießt da? Decker, befehlen Sie ihnen, das Feuer einzustellen.»
    «Funkverbindung ist weg.»
     
    Merritt warf sich mit der Schulter gegen die Tür, und sie flog auf. Er stolperte in ein Fernsehzimmer mit Möbeln im Missionsstil und breiten Holzdielen. Da war ein tiefer liegender Sitzbereich vor einem mächtigen Plasmafernseher. Die Lampen hier waren so gleißend

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