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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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folterte, die ihr missfielen? Ihre Leichen einäscherte, während ihre Lieben zusahen?«
    Wimmernd fiel er zu Boden. Inzwischen war das Blut in seinem Arm fest gefroren. Eisbrocken würden abbrechen und durch seine Adern zum Herz fließen. Bis sein übriger Körper gefror, wäre er schon längst tot.
    Schnee richtete ihre Aufmerksamkeit auf die anderen Edelleute. »Und was ist mit Euch? Wie viele von Euch haben zugesehen und nichts getan?«
    Ein Mann trat vor. »Euer Majestät, ich weiß nicht, was mein Vater getan hat, aber er ist schon vor zwei Jahren gestorben. Eure Mutter habe ich nie gekannt. Und dass Ihr noch lebt, wussten wir auch nicht.«
    »Hofft Ihr etwa, mich von Eurer Loyalität zu überzeugen?«, fragte Schnee. »Eurer Rechtschaffenheit? Und doch habt auch Ihr einen Eid geschworen, König Laurence zu dienen, und jetzt kommt Ihr zu mir. Oder seid Ihr meiner Einladung gefolgt, um meinen Aufenthaltsort herauszufinden und mich zu vernichten? Meint Ihr, ich hätte Eure fehlgeschlagenen telepathischen Versuche, Hilfe herbeizuholen, nicht bemerkt?«
    Ohne Vorankündigung griff er an, aber die anderen folgten ihm schnell. In ihrer Zauberei lag wenig Kunstfertigkeit – ein einfacher Flammenspruch, ein Fluch, um ihre Sinne zu zerstören, ein anderer, um sie in den Schlaf zu schicken … Eine Frau versuchte eine ziemlich ungewöhnliche Form der Teleportation, indem sie versuchte, Teile von Schnees Körper zu unterschiedlichen Orten zu transportieren. Schnee fragte sich kurz, wo sie wohl diesen speziellen Trick gelernt hatte.
    Keiner der Zauber konnte ihr etwas anhaben: Schnee stand auf dem größten Zauberspiegel, der je erschaffen worden war. Er absorbierte all ihre Angriffe und warf sie zurück – nicht auf die Urheber, die wahrscheinlich gewusst hätten, wie sie ihren eigenen Zaubern zu begegnen hatten, sondern auf ihre Gefährten.
    Binnen Sekunden waren drei Adlige gefallen. Schnees Wächter, Männer, die zu Kreaturen aus Fell und Klauen und Reißzähnen entstellt worden waren, kamen heran, um sich um die übrigen zwei zu kümmern.
    »Bringt die Leichen an den Rand des Schlosses. Vergießt ihr Blut in einem durchgehenden Kreis.« Adliges Blut, voller Magie. »Ich werde nicht allein sein, mein lieber Stevan.«
    Ein Aufflackern von Magie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Kind. Jakob hatte es endlich geschafft, in seinem behelfsmäßigen Spiegel ein Bild zu beschwören. Er saß mit dem Rücken zu dem Gemetzel; seine Schultern zitterten. Schnee ging zu ihm hin und zog ihm das blutige Eis aus den Händen.
    Als sie sah, was er getan hatte, hätte sie es fast fallen lassen: Im Eis war Schnee selbst. Nicht wie sie war, sondern wie sie gewesen war: das Gesicht unvernarbt, das Lächeln von echter Fröhlichkeit geprägt. Das Spiegelbild trug eine grüne Jacke und saugte sich Zuckerguss von den Fingern. Es war eine Erinnerung von Jakobs Geburtstagsfeier früher in diesem Jahr. »Ich dachte, du würdest deine Mutter oder deinen Vater beschwören.«
    »Tante Schnee wird gegen dich kämpfen!«
    »Sie hat es versucht.« Ihr Fingerschnippen hätte das Bild verscheuchen müssen; stattdessen drehte das Spiegelbild den Kopf und streckte ihr die Zunge raus.
    Mit einem Ruck riss Schnee das Bild aus dem kleinen Spiegel und übertrug es in das Eis zu ihren Füßen. Einen Moment lang hallte dieser Ruck in ihr wider, und das gab ihr den Schlüssel: Jakob mochte instinktiv eine tröstliche Erinnerung aus dem Spiegel beschworen haben, aber auch mit seinem Elfenblut hatte er dieser Erinnerung kein Leben geben können.
    »Schon viel besser.« Das Spiegelbild streckte sich, dann drehte es sich um und schaute Jakob an. »Er ist klüger, als dir klar ist.«
    »Er ist ein Kind. Vielleicht weiß er es sogar zu schätzen, ein Teil meines Spiegels zu sein. Statt ein zu kurzes sterbliches Leben zu haben, wird er bis in alle Ewigkeit weiterleben.«
    »Ewigkeit?« Schnee grinste sie aus dem Eis heraus an. »Ich wette hundert Kronen, dass du den Monat nicht überlebst!«
    Mittlerweile waren die letzten Adligen weggeschleppt worden, und nur der blutige Glanz auf dem Eis zeugte von ihrem Untergang. »Ich weiß, was du getan hast. Hast dir einen Teil der Seele herausgeschnitten, hast sie aus deiner Erinnerung gelöscht, um sie vor mir zu verbergen! Du benutzt sie, um ein Fragment deiner eigenen Seele zu schützen! Raffiniert, aber ich werde Gerta früh genug wieder zurückhaben.«
    »So wie du sie in Kanustius hattest?«
    »Das warst du.« Sie dachte

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