Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
runzelte die Stirn, dann grub sie tiefer. Ihre Bemühungen enthüllten nichts als Schnee und Fels. »Das ist ja mal ein netter Trick!«
Der Dunkeling veränderte seine Gestalt und wurde wieder zu zwei schattendünnen Rentieren. Auf den Rücken der Kreatur zu steigen war nicht weniger beunruhigend als beim letzten Mal, aber der Dunkeling stellte nun einmal die schnellste Möglichkeit, den See zu erreichen, dar.
Danielle beobachtete Gerta und Talia, als sie das andere Rentier bestiegen, und fragte sich, was wohl in der Mine geschehen war. Gertas Angst war ganz im Hier und Jetzt, aber die Nervosität war aus ihnen verschwunden. Was Talia betraf, so litt sie, auch wenn sie versuchte, es zu verbergen. Die knappe Sprechweise, die Anspannung in ihrem Körper … Sie hatte vor, Schnee zu retten, koste es, was es wolle. Danielle konnte es an der Art erkennen, wie sie sich bewegte, besonnen und entschlossen.
Danielle betete um dasselbe, aber wenn Bellum und Veleris recht hatten und es nur einen Weg gab, diesen Dämon aufzuhalten … Sie betete, dass es nicht dazu kommen würde, um ihrer aller willen.
Talia blickte sie finster an, als sie merkte, dass Danielle sie beobachtete. »Komm schon! Je eher wir diese verdammten Elfen hinter uns lassen, umso froher bin ich.«
»Verdammte Elfen?«, wiederholte Danielle. »Schließt das mich auch mit ein?« Die Worte hörten sich seltsam an. Ihrer Ansicht nach war sie so menschlich wie Talia … Obwohl das vielleicht nicht der beste Vergleich war, angesichts der Magie, die durch deren Blut floss.
»Sei nicht blöd!«, fuhr Talia sie an.
Danielle kannte Talia gut genug, um zu wissen, dass ihre bissigen Bemerkungen nicht persönlich gemeint waren, ihre Wut nicht an ihre Adresse gerichtet war. »Es ändert die Dinge«, sagte sie. »Die Leute waren schon argwöhnisch genug, als ihr Prinz ein ascheüberzogenes Dienstmädchen heiratete. Was werden sie erst zu der Enthüllung sagen, dass ihre zukünftige Regentin nicht zu hundert Prozent menschlich ist?«
Talia sah sie nachdenklich an. »Euer Leben – Jakobs Leben – wäre vielleicht einfacher, wenn gewisse Dinge nicht an die Öffentlichkeit kämen.«
Während des Rittes ertappte Danielle sich dabei, wie sie über die Übereinkunft nachdachte, die die Herzogin mit den Elfen von Speas Elan erzielt hatte. Die Elfen Allesandrias waren gejagt und fast ausgerottet worden, aber war Lorindar denn besser? Ihr eigener Krieg mit dem Elfengeschlecht hatte mit Malindars Vertrag geendet, der die Elfenrasse auf eine einzige ummauerte Stadt einschränkte. Unterschied sich dieser Vertrag so sehr von den Bedingungen der Herzogin?
Jedes Geschichtsbuch, das sie gelesen hatte, beschrieb Konflikte zwischen Menschen und Elfen. In Arathea hatten die Elfen mithilfe von Talias Fluch die herrschende Linie ausgelöscht und den Adel ins Chaos gestürzt; in Allesandria und Lorindar hatten die Menschen triumphiert. Aber es waren alles Variationen desselben grundlegenden Krieges, die sich immer wieder abspielten. »Kennt ihr ein Land, wo Menschen und Elfen in Frieden zusammenleben, als Gleichgestellte?«
Talia hob eine Augenbraue. Gerta schüttelte den Kopf. »Nicht für sehr lange jedenfalls.«
»Elfenmagie hätte diesen Dämon bekämpfen können«, sagte Danielle, »aber Allesandria hat seine Elfen abgeschlachtet.« Die mächtigsten Elfen waren sicher zuerst getötet worden. Hatte der Dämon die Verwundbarkeit der Nation erkannt? War das ein weiterer Grund, weshalb er nach Allesandria geflohen war?
Jakob war sowohl menschlich wie elfisch. Danielle wäre eher gestorben, als ihren Sohn in die Hände der Herzogin zu geben, und dennoch … Wenn er älter war, würde er König von Lorindar sein. Was konnte er vollbringen, mit Verbindungen zu beiden Welten?
Sie schloss die Augen und stellte sich Jakob als Mann vor. Ein Anführer, ausgebildet in menschlicher wie elfischer Staatskunst gleichermaßen. Er konnte Dinge ändern. Menschen und Elfen – nicht länger Feinde, die durch einen Vertrag gebunden waren, sondern echte Verbündete.
Schon immer hatten Adelsfamilien ihre Kinder an ausländische Höfe geschickt, um dort zu dienen. Der König und die Königin von Elfstadt sprachen nur selten miteinander, aber es wäre sinnvoll für Jakob, sie beide zu besuchen … sobald er alt genug war.
Stattdessen hatte die Herzogin ihn verlangt. Ihr Handel mit Bellum und Veleris war Beweis für ihren Machthunger; einen Hunger, der zweifellos auch Jakob verbiegen und damit diese
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