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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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gewusst hätte, hätte er es gesagt. Sie sah, wie Trittibar sich ein schlankes Rapier von der Wand schnappte. Ihr eigenes Schwert stieß gegen ihre Hüfte, als sie an Stephan vorbei in die kalte Nachtluft lief.
    In einer Ecke des Hofes hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. Danielles Herz hämmerte in der Brust; sie rannte schneller und sprang über die niedrige Steinmauer, die den Garten einfasste.
    »Geht zur Seite!« Ihre Rufe machten ihr und Trittibar den Weg frei. Zwei Wachen hielten Talia nahe am Fuß des Turms fest. Ihre Nase blutete, und sie wirkte benommen. Danielle wirbelte herum und betrachtete forschend die Menge. »Was ist hier passiert?«
    Talia zeigte auf ein zerbrochenes Fenster im Turm. »Schnee hat Jakob entführt.« Ihre Worte waren kurz und bündig. Sie versuchte sich loszumachen. »Ich konnte nicht an ihn herankommen. Sie hat mich angegriffen. Die Wachen haben schon in dem Raum nachgesehen, aber außer Frederic niemanden gefunden. Sie bringen ihn gerade zu Vater Isaac, damit der herausfindet, was mit ihm los ist. Ich weiß nicht, wo Schnee Jakob hingebracht hat.«
    »Lasst sie los!«, befahl Danielle. Die Wachen sprangen zurück. Talia schwankte, hielt aber das Gleichgewicht. »Schafft Tymalous her!«
    »Ich brauche keinen Heiler.« Talia wischte sich die Nase am Ärmel ab.
    Danielle hatte keine Zeit zu diskutieren; sie rannte in den Turm und nahm mit jedem Schritt zwei Stufen auf einmal. Die Tür zur Werkstatt des Kerzenmachers stand offen, der Riegel war zersplittert. Sie starrte in den leeren Raum. Kalter Wind blies durch das zerbrochene Fenster. In einer Kerze an der Wand bemerkte sie eine verspiegelte Glasscherbe.
    »Was auch mit Armand geschehen ist, angefangen hat es mit Schnee und ihrem Spiegel.« Talia ging zur Wand und holte die Kerze mit der Scherbe. »Sie muss die übrigen Stücke eingesammelt haben. Jeder, der von einem ihrer Spiegel geschnitten worden ist, muss sofort unter Bewachung gestellt werden.«
    Danielle machte sich aufs Schlimmste gefasst. »Ist Jakob verletzt worden?«
    Talia zögerte. »Ich weiß von zwei Schnitten, die Schnee ihm zugefügt hat. Die Magie schien keine Wirkung auf ihn zu haben.«
    Schock und Unglaube ließen Danielle wie erstarrt dastehen. Der Wind wehte über sie hinweg, als sie vor sich hin flüsterte: »Sie hat ihn geschnitten?«
    »Nur kleine Schnitte«, sagte Talia schnell.
    Danielle wirbelte herum und wandte sich an die Wachen, die ihnen die Treppe hinauf gefolgt waren. »Riegelt den Palast ab! Stephan, geht zum König und berichtet ihm, was sich zugetragen hat! Bringt ihn irgendwohin, wo er sicher ist, und lasst keinen in seine Nähe!«
    Die Tore zu verschließen würde Schnee nicht aufhalten; sie konnte überall sein – oder alles. Ihre Magie konnte sie und Jakob in Mäuse verwandeln oder eine Illusion erzeugen, die sie beide verbarg. »Wir werden Jagdhunde brauchen. Trittibar, bringt die Hunde her und gebt ihnen etwas mit Jakobs Witterung. Nicolette kann …«
    »Nicolette ist auch geschnitten worden«, sagte Talia leise.
    Danielle nickte, weigerte sich aber, sich von dieser Neuigkeit berühren zu lassen. »Sie muss auch bewacht werden.« Sie berührte ihr nacktes Handgelenk, um das immer das Spiegelarmband gelegen hatte: Gestern noch hätte ein einziger Kuss auf diesen Spiegel ein Bild ihres Sohns hervorgezaubert. »Schafft Armand zu Vater Isaac!«
    Isaacs Zauberkunst war nicht so mächtig wie diejenige Schnees, aber von allen im Palast hatte er die besten Chancen, rückgängig zu machen, was immer Schnee getan hatte. Sie wartete, bis die anderen aus dem Raum geeilt waren und sie allein mit Talia war. »Weshalb sollte sie meinen Sohn entführen?«
    »Ich glaube … ich glaube, sie war neugierig.« Talia betrachtete nachdenklich die umgekippte Bank. »Sie wollte wissen, wieso ihr Spiegel keine Wirkung auf ihn hatte.«
    »Denkst du, sie wird … was wird sie mit ihm machen?«
    Talia sah weg. »Ich weiß es nicht.«
    Danielle spürte, wie die Angst in ihr nach oben drängte. Sie legte eine Hand aufs Schwert, aber nicht einmal die Berührung des letzten Geschenks ihrer Mutter konnte ihr diese panische Angst nehmen. Schnee hatte sich ihres Sohnes bemächtigt! »Sag mir die Wahrheit: Geht es dir gut genug, um zu kämpfen?«
    »Immer!«, antwortete Talia. Das Blut, das aus ihrem linken Nasenloch tropfte, nahm dieser Versicherung etwas von ihrer Überzeugungskraft, ebenso wie die offensichtliche Steifheit in ihrem Arm, aber Danielle nahm sie

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