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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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der Stelle, wo Ihr erklärt, wer Ihr wirklich seid und wie Ihr hier gelandet seid!«
    Gerta zuckte die Achseln. »Ich bin die, die sie aus mir gemacht hat. Am Anfang wollte Schnee eine Mutter, um sie zu beschützen; später sehnte sie sich nach einer Freundin. Nachts lag sie immer wach und stellte sich vor, wie es wäre, eine Schwester zu haben. Sie dachte sich Geschichten aus. Wir erkundeten gemeinsam die Wälder und erlebten fantastische Abenteuer. Kämpfe gegen böse Zwerge, Rettungen verwunschener Prinzessinnen – wir machten alles, was sie nicht machen durfte.«
    »Sie stellte es sich vor? Dann seid Ihr also nicht real?«
    »Sehe ich etwa unreal aus?« Noch ein mattes Lächeln. »Möchtest du, dass ich es dir beweise, Talia?«
    »Ich hasse Magie!« Talia umkreiste Gerta. »Du weißt, wer ich bin.«
    »Ich besitze Bruchstücke von Schnees Erinnerung. Sie hat sie mir gegeben, bevor sie mich durch diese Tür gestoßen hat.«
    »Dich durch diese Tür gestoßen …« Womit zum Teufel hatte Schnee sich da beschäftigt? »Sie hat dich erschaffen? «
    »Ich glaube schon.« Gerta sah sich im Raum um. »Es fällt mir schwer, mich zu erinnern. Da waren Schmerzen. Druck, als würde mein Körper durchgeknetet und wie nasser Ton geformt. Meine erste deutliche Erinnerung ist die, wie Schnee auf mich herabblickt. Sie hatte Angst und war verletzt. Was ist ihr zugestoßen?«
    Talia erinnerte sich daran, wie sie Schnee auf der Treppe stehen sehen hatte: Das Blut war ihr noch vom Gesicht getropft. »Wir wissen es noch nicht. Kannst du sie finden?«
    Gerta schüttelte den Kopf. »Tut mir leid; ich bin nicht mächtig genug. In ihren Fantasien war sie immer die stärkere Zauberin.«
    »Weshalb hat sie dich hier zurückgelassen?«
    »Ich konnte spüren, wie sie gegen etwas ankämpfte, wie sie versuchte, an sich selbst festzuhalten.« Gerta drehte sich zum leeren Rahmen des Spiegels hin.
    Talia schnürte es die Kehle zu. »Ich weiß.«
    »Sie hat mir aufgetragen, dir zu helfen.« Gerta starrte die Wand an. »Ich spürte, wie sie sich Erinnerungen aus dem eigenen Verstand riss. Sie hat mich vor sich selbst versteckt, als sie diese Tür geschlossen und mich in der Dunkelheit eingesperrt hat. Sogar durch diese Tür fühlte ich, wie sie den Kampf verlor. Sie blieb lange hier unten. Nachdem sie gegangen war, konnte ich keine Magie einsetzen, um mich zu wärmen, weil ich Angst hatte, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich wartete, so lange ich konnte, und dann … aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Ich versuchte, die Treppe hinunterzusteigen, aber die Kälte wurde schlimmer.«
    Talia steckte das Messer weg. Ohne Gerta aus den Augen zu lassen, holte sie eine kleine verschlossene Truhe aus einer Ecke der Bibliothek. Mit einem Silberschlüssel, den sie an einer Kette um den Hals trug, schloss sie sie auf und öffnete den Deckel, woraufhin ein schmutziger roter, mit Wolfsfell gefütterter Umhang zum Vorschein kam. Sie rollte ihn zusammen und nahm ihn unter den Arm. »Ich sollte dich nach oben bringen, wo es wärmer ist.«
    »Danke, Talia. Viel länger hätte ich nicht überlebt.«
    »Komm mit! Du kannst Danielle und Vater Isaac erzählen, was du mir erzählt hast.«
    Und Isaac würde ihnen allen hoffentlich erzählen können, was genau Gerta war.

*
    Danielle hatte ihre Kindheit damit zugebracht, zu lernen, sich vor den Folterungen ihrer Stiefmutter und Stiefschwestern zu schützen, und sich einen Panzer zugelegt, den auch deren grausamste Stiche nicht zu durchdringen vermochten. Aber Erschöpfung hatte diesen Panzer geschwächt, und was noch davon übrig war, zertrümmerte Armand, ohne auch nur die Stimme zu heben.
    Er war an den Händen gefesselt; zwei bewaffnete Soldaten standen in der Nähe und behielten ihn im Auge. Vater Isaacs Magie hinderte ihn daran, jemandem körperlichen Schaden zuzufügen, solange er sich in der Kapelle befand, aber seine verbalen Attacken konnte sie nicht aufhalten.
    »Ohne meine Mutter, die dich lenkt, bist du doch hilflos! Du hast zugelassen, dass unser Sohn aus deinem eigenen Zuhause geraubt wurde. Du hast versagt, Euer Hoheit . Sowohl als Prinzessin wie auch als Mutter.«
    Danielle war versucht, ihm einen Knebel verpassen zu lassen, doch stattdessen wandte sie sich an Vater Isaac. »Welche Magie meinen Ehemann auch befallen hat, sie ist aus Schnees zersprungenem Spiegel gekommen. Könnt Ihr dieselbe Magie benutzen, um sie zu finden?«
    Isaac schüttelte den Kopf. Weder er noch Trittibar hatten

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