Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
beim Wort.
    »Sieh dich in Schnees Bibliothek um! Ich bezweifle zwar, dass sie Jakob dorthin bringen würde, aber was immer passiert ist, hat mit der Zerstörung ihres Spiegels seinen Anfang genommen. Sieh dich vor!«
    »Und was machst du?«
    Danielle war schon auf der Treppe. »Mein Mann war einer der Ersten, die geschnitten wurden. Jetzt, wo Schnee verschwunden ist, hat er vielleicht ein paar Antworten parat.«

*
    Talia nahm jedes Mal zwei Bronzesprossen auf einmal, als sie den engen Schacht hinunterstieg, der in dem Zimmer versteckt war, das Danielle sich mit ihrem Mann teilte. Als sie sich dem Boden näherte, ließ sie die Leiter los und landete lautlos auf der kalten, festgetretenen Erde. Der Aufprall erinnerte sie unangenehm an die Quetschungen an ihrer Seite und rief auch den stechenden Schmerz in der Schulter wieder hervor.
    Es gab kein Licht hier unten. Sie trat von der Leiter weg und bemühte sich, ihre Atmung zu verlangsamen, denn im Moment hörte sie nichts außer dem Hämmern ihres eigenen Herzens.
    Talia bewegte sich nach der Erinnerung; sie machte zwei Schritte, streckte die Hand aus und berührte das glatte Holz der Tür. Sie drückte das Ohr dagegen und horchte ein paar Herzschläge lang, ehe sie sie öffnete und hineinging.
    Sie ließ die Hand über die getünchte Wand zu ihrer Rechten wandern, bis sie die Lampe und die Zunderbüchse gefunden hatte, die dort verwahrt wurden. Sie nahm die Zunderbüchse aus dem geölten Lederbeutel und aus dieser das Stahlstück und den Feuerstein. Sie kniete sich hin, stellte die Büchse vor sich auf den Boden, brachte den Leinwandzunder in Stellung und rieb mit dem Stahl über den Feuerstein. Dank der Umsicht, die Beatrice ihnen allen eingetrichtert hatte, war die Apparatur in einwandfreiem Zustand, und Augenblicke später brannte die Lampe.
    Überall vor ihr auf dem Boden lagen schwarze Plättchen herum, jedes in Form eines Segelschiffs gestaltet. Schnees Magie hatte diese Plättchen an die Karte von Lorindar gebunden, die sich an der Decke befand, und es damit ermöglicht, die Bewegungen der verschiedenen Schiffe in den umliegenden Gewässern zu verfolgen. Jetzt waren die Lapislazulimeere leer.
    Auf beiden Seiten glänzten Waffen an den Wänden. Talia nahm sich einen aratheanischen Krummdolch und steckte ihn in den Gürtel, dann drehte sie sich um, um eine weitere Lampe anzuzünden.
    Ein Satz angespitzter Stahlschneeflocken, jede ungefähr so groß wie eine Spielkarte, lag auf einem kleinen Regal in der Ecke. Die ursprünglichen Schneeflocken waren ein Geschenk Talias gewesen, Jahre zuvor. Schnee verlor die Dinger ständig, was bedeutete, dass Talia mindestens einmal im Jahr einen neuen Satz in Auftrag geben musste.
    In der Bibliothek rührte sich nichts. Sie nahm noch einen Hiladi-Streitkolben mit Stahlbändern an sich, bevor sie durch die Tür ging, nur für alle Fälle. Der leere Platinrahmen von Schnees Spiegel, der auf dem Boden lag, warf das Licht ihrer Lampe zurück. Dunkle Flecken getrockneten Blutes zeigten ihr, wo Schnee versucht hatte, den Rahmen zu greifen; vielleicht um ihn daran zu hindern, umzufallen. Talia hielt die Lampe in Bodennähe und suchte nach dem verräterischen Glitzern von gesprungenem Glas: nichts. Schnee hatte jedes Körnchen eingesammelt.
    Überall auf dem Boden lagen Wachsklumpen herum. Mitten auf dem Tisch stand eine Kerze, um deren Fuß sich eine Wachslache gesammelt hatte. Blutstropfen, jetzt eingetrocknet und rostbraun, waren über Tisch und Boden verteilt.
    Talia kauerte sich nieder, um das Blut zu untersuchen. Die dicksten Tropfen führten zu einer Truhe aus Zedernholz in der Ecke: Schnee war bestimmt dorthin gegangen, um sich Verbandsmaterial zu besorgen. Talia war nur zu vertraut mit dem Inhalt dieser speziellen Truhe. In der Waffenkammer war kein Blut gewesen, also musste Schnee ihre Wunden verbunden haben, bevor sie gegangen war.
    Das hatte sie aber nicht sofort gemacht. Dunkle Striche und Blutflecke bedeckten den Tisch. Talia befühlte einen der schwarzen Striche: Bei der Berührung löste sich Asche ab. Die Striche waren zu regelmäßig, um zufällig entstanden zu sein. Irgendein Zauber, allerdings konnte Talia dem Muster nicht folgen. Die Asche steckte in der Oberfläche des geronnenen Bluts fest, was bedeutete, dass Schnee diesen Zauber gewirkt hatte, nachdem ihr Spiegel zu Bruch gegangen war, aber bevor sie ihre Wunden versorgt hatte. Verkohlte Stängel, vielleicht von Blumen, waren in dem Durcheinander verstreut.

Weitere Kostenlose Bücher