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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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gedrängt am Fuß der Klippen standen, zogen dünne Linien aus Rauch quer über den Himmel.
    Danielle entdeckte die Phillipa sofort; sie lag ein Stück weiter unten in der Nähe der Hafenausfahrt am Pier. Anders als die anderen Schiffe trug die Phillipa keinen Anstrich; ein schlankes, zweimastiges Schiff elfischer Bauart. Silberne Segel waren dicht an den Rahen eingerollt. Ein geschnitzter Schwan reckte den Hals über den Bugspriet. Die Phillipa führte weniger Kanonen als die meisten Schiffe der Flotte, aber sie war so widerstandsfähig wie jedes Kriegsschiff.
    »Prinzessin Whiteshore!«, tönte es ihnen entgegen, als sie sich dem Pier näherten. Kapitän Hephyra stand an der Reling. Selbst aus dieser Entfernung konnte Danielle die Wut in ihrem Gesicht sehen. »Wart Ihr es, auf deren Befehl der Hafen geschlossen wurde?«
    Der Befehl war von König Theodore gekommen, aber Danielle bezweifelte, dass das für Hephyra eine Rolle spielen würde. Sie wölbte die Hände vor dem Mund. »Ich möchte mit Euch sprechen, Hephyra!«
    Hephyra sprang vom Schiff herunter, ohne sich groß mit dem Fallreep aufzuhalten. Sie landete so hart, dass Danielle befürchtete, der Aufprall würde die Planken des Piers zertrümmern, aber Dinge aus Holz folgten für Hephyra anderen Gesetzen.
    Kapitän Hephyra war eine Dryade, verbannt aus Elfstadt wegen Verbrechen gegen ihre Königin. Sie war größer als die meisten Menschen und auf eine Weise gekleidet, die das kalte Wetter völlig außer Acht ließ. Ihre schwarze Hose war an den Knien abgebunden, sodass Unterschenkel und Füße entblößt waren; ein passendes schwarzes Hemd gab Taille und Arme von den Ellbogen abwärts den Blicken preis. Ein großes grünes Kopftuch hielt kastanienbraune Haare aus einem Gesicht zurück, das sowohl streng als auch schön war.
    Ihre ausgreifenden Schritte schienen die Entfernung zwischen ihnen zu schlucken. Einen Moment lang dachte Danielle, Hephyra wollte sie einfach ins Wasser werfen, aber einen halben Schritt vor ihr kam die Dryade abrupt zum Stehen. Misstrauen füllte ihre kalten grauen Augen. »Beatrice ist tot.«
    »Ja«, sagte Danielle.
    Hephyra rieb sich das Handgelenk. Als Danielle die Dryade zum letzten Mal gesehen hatte, hatte eine goldene Tätowierung dieses Handgelenk umgeben, ein Zeichen ihrer Bindung an Königin Beatrice; heute war Hephyras Haut leer. »Die Elfenkönigin schenkte mein Schiff Beatrice. Mit deren Tod habt Ihr keine Macht mehr über mich oder die Phillipa und kein Recht, mich hier festzuhalten.«
    Danielle hielt stand. »Ich brauche Euch, um uns auf eine allerletzte Reise mitzunehmen. Nach Allesandria.«
    »Und zurück«, ergänzte Talia. »Kein Auf-den-Strand-Setzen auf der anderen Seite des Ozeans!«
    Hephyra prustete. »Schön, dich wiederzusehen, Talia.« Zu Danielle sagte sie: »Es geht um Eure Freundin, nicht wahr? Die, die heute früher am Tag wie ein Höllensturm davongesegelt ist.«
    »Du hast sie gesehen?«, fragte Talia.
    »Sie hat ein Handelsschiff genommen. Keins dieser dickbäuchigen Frachtschiffe, sondern ein Geleitschiff, schnell und bewaffnet.« Hephyra richtete den Zeigefinger aufs Meer. »Sie stand mit wehenden Haaren und flatterndem Umhang am Bug. Auch ich konnte die Magie spüren, die sie wirkte, während das Schiff aus dem Hafenbecken raste. Sie durchfuhr die Ketten an der Hafeneinfahrt, als wären sie aus Nebel. Hätte ich ihre Kräfte, ich hätte dasselbe getan.«
    Mit gepresster Stimme fragte Danielle: »War Jakob bei ihr?«
    »Das konnte ich nicht erkennen. Tut mir leid, Prinzessin. Trotzdem viel Glück bei der Suche nach dem kleinen Schössling. Ich mochte ihn.«
    »Es ist noch keine zwei Jahre her, da habe ich Euer Schiff gerettet«, rief Danielle ihr ins Gedächtnis. »Ihr schuldet mir etwas.«
    Hephyra schnaubte verächtlich. »Ihr habt keine Abmachung mit mir getroffen. Ich weiß es zu schätzen, was Ihr für die Phillipa getan habt, versteht mich nicht falsch. Aber es war Eure Unternehmung, die uns überhaupt erst in Gefahr gebracht hat. Eure und die Beatrices. Ich schulde Euch nichts, und meine Antwort lautet nein.«
    »Ich hab’s dir ja gesagt«, flüsterte Talia.
    »Ich weiß.« Danielle hatte gehofft, es würde nicht so weit kommen. »Ich habe Euch nicht um Eure Hilfe gebeten , Kapitän. Die Elfenkönigin gab Euer Schiff Beatrice Whiteshore als Geschenk.«
    »Und Beatrice ist tot.« Hephyra machte auf dem Absatz kehrt und begann, zur Phillipa zurückzugehen.
    Danielle hob die Stimme. »Die

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