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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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den Kutscher – wieder – zu bitten, schneller zu fahren. Die Straße war zu glatt, eine Folge davon, dass sie dem Wind vom Meer ausgesetzt war. In den Ritzen zwischen den Pflastersteinen waren Schlamm und Schnee gefroren. Mit jeder Erhöhung der Geschwindigkeit hätten sie riskiert, dass die Kutsche von der Straße rutschte.
    »Hephyra wird wütend sein«, sagte Talia.
    »Ich weiß.« Danielle hatte einmal gesehen, wie Kapitän Hephyra einen Mann, der fast doppelt so groß war wie sie selbst, vom Deck ihres Schiffes geworfen hatte. Sie rieb sich die Augen und versuchte, die Müdigkeit und die letzten Spuren ihrer Träume wegzuscheuern. »Trittibar hat gesagt, es müsste funktionieren.«
    »Der hat gut reden! Er ist es ja nicht, der dich vor einer stinksauren Dryade beschützen muss! Wir hätten eine Eskorte mitnehmen sollen.«
    »Und es so aussehen lassen, als wollten wir ihr drohen?« Danielle schüttelte den Kopf. Schlimm genug, dass eine Extragarnison königlicher Soldaten im Hafen stationiert worden war. König Theodore hatte sie gegen Sonnenaufgang in Marsch setzen lassen, nachdem die Nachricht den Palast erreicht hatte, dass der Hafenmeister und mehrere seiner Männer Schnees Magie zum Opfer gefallen waren.
    Der Rhythmus der Kutsche veränderte sich, als sie die gefrorene Schneematsch-und-Stein-Straße gegen die Holzplanken der Hafenbecken eintauschten. Der Kutscher rief nach hinten: »Lasst die Jalousien unten, Euer Hoheit!«
    Zur Sicherheit vergewisserte sich Danielle noch einmal, dass die Jalousien eingehakt waren. »Was hältst du von Gerta?«
    Talia seufzte und lehnte sich zurück. »Sie ist eine magische Konstruktion, erschaffen von einer Frau, die zu dem Zeitpunkt gegen dämonische Besessenheit ankämpfte.«
    Im Augenblick wartete Gerta im Palast; sie würde nachkommen, sobald Danielle sie benachrichtigen ließ. Wenn alles gut ging, konnten sie in weniger als einer Stunde fort sein, gerade rechtzeitig, um die vormittägliche Flut zu erwischen. »Du traust ihr nicht.«
    »Wir wissen ja nicht einmal, was sie ist. Ich habe Schnee schon früher unglaubliche Zauber wirken sehen, aber einen neuen Menschen zu erschaffen … Es scheint unmöglich.«
    »Ich habe Jakob erschaffen«, wandte Danielle ein. »Mit ein wenig Hilfe von Armand.«
    »Das hat ein paar Monate gedauert – Schnee hat nur ein paar Herzschläge gebraucht. Sie ist diejenige, die immer sagt, dass jeder Zauber seinen Preis hat.«
    Danielles Gedanken hatten sich in eine ähnliche Richtung bewegt. Was kostete es, ein neues Leben zu erschaffen? »Gerta behauptet, ein Teil von Schnee zu sein.«
    Talia nickte. »Ein Teil, den Schnee aus sich herausgerissen hat. Der Teil, den sie vor dem Dämon zu beschützen versucht hat.«
    »Und was wird dann aus Gerta, wenn wir Erfolg haben?« Danielle verstand wenig von Zauberei, aber wenn Gerta unvollständig war, ein Bruchstück Schneewittchens, würde Schnee dann nicht letzten Endes dieses Bruchstück zurückfordern müssen? Wie lange konnte Gerta überhaupt selbstständig überleben?
    »Ich denke mir, diese Frage hat sie sich auch schon gestellt.« Talias Mund war verkniffen. »Gerta hat um nichts hiervon gebeten.«
    »Ich weiß.« Die Kutsche wurde langsamer. »Behalte sie im Auge! Sie hat nichts getan, was unser Misstrauen verdienen würde, und ich bin ihr dankbar, dass sie versucht hat, Armand zu retten, aber sie ist nicht Schnee. Man könnte leicht vergessen, dass sie eine Fremde für uns ist.«
    Talia zog eine Braue hoch. »Prinzessin, ich habe dafür gesorgt, dass sie von dem Moment an, wo ich sie fand, unter Bewachung stand.«
    »Natürlich hast du das.« Danielle schenkte ihr ein schwaches Lächeln, während sie ihren Umhang um sich wickelte. Die Kutsche schützte sie, als sie hinunterstieg, aber als sie sich von ihr fort bewegte, wurde sie vom Wind durchgeschüttelt und auf die weißen Klippen zugedrängt, die sich hinter ihr erhoben.
    Sie hatten die Handelsschiffe hinter sich gelassen und eine Biegung in den Klippen umrundet, um den Teil des Hafens zu erreichen, der von der Marine Lorindars benutzt wurde. Von dem Signalturm, der ein kleines Stück weiter weg in die Klippen gebaut worden war, flatterten Fahnen. Große Schiffe lagen in Reih und Glied in den Anlegeplätzen wie Pferde in der Stallung.
    Zum Schutz vor der Flut hatte man die Straße hier erhöht angelegt, trotzdem erfüllte ein salziger Nebel die Luft, wenn die Wellen sich an den Felsen brachen. Aus den Kaminen der Gebäude, die dicht

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