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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Kreatur in unsere Welt zu bringen. Ihr werdet uns helfen, sie aufzuhalten!«
    Noita setzte zu einer Antwort an, dann seufzte sie. »Ihr habt recht. Ich war ein Teil des Rituals. Ich teile auch die Verantwortung.« Sie erhob sich und ging in den hinteren Teil der Hütte. Holz scheuerte gegen Holz, als sie die Hintertür aufzog und damit den Augen der Betrachter einen so völlig anderen Anblick bot, dass Talia glaubte, durch ein magisches Portal zu sehen.
    Eine dünne Schneeschicht überkrustete einen Graspfad durch einen Blumengarten in voller Blüte. Zarte Veilchen umringten einen Kirschbaumbestand; Lilien und Löwenmäulchen wiegten sich zusammen im Wind. Sonnenblumen, so groß wie Talia, begrenzten den Durchgang wie Wachtposten. Der Geruch nach Magie trieb ihr das Wasser in die Augen.
    Die Kälte schien den Pflanzen nichts auszumachen: Nicht ein einziges Blatt verunzierte den Boden. Der Schnee knirschte unter Talias Füßen, als sie Noita in den Garten folgte. Nach ein paar Schritten blieb Talia stehen, denn sie erinnerte sich daran, was Gerta gesagt hatte. Wie viele Leichen hatten diese Aussaat gedüngt?
    »Es ist zu ruhig hier.« Danielle blickte sich um. »Es gibt keine Tiere. Keine Insekten. Es ist wie ein Gemälde oder eine Skulptur, eine Nachahmung der echten Sache.«
    »Nachahmung? Pah!« Noita hinkte in die Mitte des Gartens. »Blumen verwelken und sterben beim ersten Frost. Bäume werfen die Blätter ab und schlafen den Winter über. Das hier ist besser. Meine Magie durchströmt diesen Garten und gibt ihm die Kraft zu überleben. Dieser Garten ist so gut beschützt wie der Palast des Königs!«
    »Sie sind magisch.« Gerta drückte mit Daumen und Zeigefinger auf den Stängel einer Sonnenblume. »Jede Blume ist verzaubert, genährt vom Fleisch und Blut der Toten.«
    »Alle Pflanzen ernähren sich von den Toten und nehmen ihre Stärke auf. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.« Noita lehnte sich an einen Apfelbaum und massierte sich das Bein. »Ihr habt den Spiegel gesehen, die Kletterpflanzen, die in den Platinrahmen eingearbeitet waren? Das war meine Magie, die den Griff des Spiegels stärkte. Aber die Zauber waren von Rose. Selbst damals war ich nicht stark genug, um diesen Dämon aus eigener Kraft einzusperren.«
    Talia sah immer noch alles verschwommen, und ihre Nase hatte zu tropfen begonnen. Der blumige Geruch der Zauberei war dicht wie Rauch. Es war so schlimm wie der Aufenthalt in Schnees Bibliothek, wenn sie mit neuen Parfums experimentierte.
    »Ihr habt Rose geholfen«, protestierte Gerta und verdeckte mit einer Hand ein Gähnen. »Ihr müsst die Zauber kennen, die sie benutzt hat. Ich könnte mit Euch zusammenarbeiten und …«
    »Deine Mutter hütete ihre Geheimnisse immer krankhaft eifersüchtig. Meinst du etwa, sie hätte diese Art von Macht geteilt, selbst mit mir?« Noita schlurfte zu einer kleinen Steinbank, die praktisch völlig von grünen, teetassenförmigen Blumen verborgen wurde, die Talia nicht kannte. »Die Früchte dieses Gartens haben mir die Zukunft gezeigt. Ich habe euren Besuch schon vor Wochen vorhergesehen, ausgenommen den eurer in Wolf gehüllten Freundin. Und ich habe gesehen, was passiert, wenn wir versuchen, gegen diesen Dämon zu kämpfen.«
    Talia wollte nach vorn gehen, aber etwas zerrte an ihrem Bein. Dornen zerrissen ihre Hose, als Kletterpflanzen sich an ihrem Unterschenkel hochwanden. Sie zog fester und versuchte, den Stamm der Pflanze aus der Erde zu reißen.
    Gerta war schon schlafend zusammengebrochen. Danielle brachte noch einen Schritt zuwege, aber die Kletterpflanzen klammerten sich auch an ihre Beine. Sie durchtrennte eine mit ihrer Glasklinge, doch dann entglitt das Schwert ihrer Hand, und sie fiel ebenfalls zu Boden.
    Talia gelang es, das Bein loszureißen, gerade als noch mehr Rosen sich nach oben streckten, um ihren anderen Fuß zu packen. Ein Schwerthieb ließ Blüten herunterregnen.
    Zur Hölle damit! Talia stieß das Schwert in den Boden, zog einen Dolch und nahm ihn bei der Klinge, um zu werfen.
    »Töte mich, und sie werden nie wieder aufwachen!«, warnte Noita sie. »Der Zauber, der sie im Schlaf festhält, kann sie ebenso leicht in den Tod ziehen.«
    Rosa gesprenkelte weiße Blüten bedeckten die Zweige des Apfelbaums. Er hatte noch nicht in Blüte gestanden, als sie den Garten betreten hatten – dieser Baum musste die Quelle von Noitas Zauber sein.
    Ein Knurren baute sich in Talias Brust auf. Das waren Apfelblüten. »Schnees Mutter hat sie

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