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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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hatten ein ganzes Land, das sie absuchen mussten, und Spiegelmagie eignete sich besonders gut dazu, Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
    »Was meinst du, Jakob? Sollen wir uns von Duinos Jägern fangen lassen? Sollen wir uns von ihnen mit ihrer Magie töten lassen? Oder vernichten wir sie, bevor sie zuschlagen können?«
    »Ich will nach Hause!«
    Schnee schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Glaubst du denn, zu Hause wäre es sicherer? Das hier war mein Zuhause, Jakob. Es gibt welche in Lorindar, die deinen Tod planen seit dem Tag, an dem du geboren wurdest. Genau wie es der Kreis der Edlen bei mir getan hat. Einige handeln aus Gier, andere schlicht aus Angst vor dem, was du bist. Du kannst dich von ihnen bedrohen lassen und dich vor ihnen verstecken, aber du wirst nie wirklich entkommen. Oder du kannst handeln, um dich selbst zu schützen.«
    Sie waren den größten Teil des Morgens unterwegs gewesen, aber der Anstieg ging langsam vonstatten. Tief unten stieg Rauch von der Stadt auf, die am Rand des Sees auf dem Berghang errichtet worden war. Die Häuser waren dicht aneinandergebaut und erinnerten Schnee an Tiere, die in einem Verschlag zusammengepfercht waren. Ihre leuchtenden Farben waren ein vergeblicher Versuch, der Weiße des Winters Paroli zu bieten.
    Der Boden vibrierte wie die Saite einer Laute. Kleine Steine und Eisbrocken fielen herunter und polterten gegen den Schlitten. Einer davon traf Schnee an der Schulter; ein anderer prallte so hart gegen ihren Arm, dass er ihr sogar durch den Umhang hindurch eine Quetschung zufügte. Duino kam näher.
    »Such’s dir aus, kleiner Prinz: Sollen wir gegen die kämpfen, die uns töten würden? Wenn wir nichts machen, dann verspreche ich dir, dass wir beide vor Einbruch der Nacht tot sein werden. Bist du bereit zu sterben, Jakob?«
    Jakob schüttelte den Kopf.
    »Dann entscheidest du dich also dafür zu kämpfen. Sehr gut.« Die Geister der Rentiere sprangen vorwärts; sie wehrten sich gegen ihre unsichtbaren Bande.
    Duino war alt, selbst für allesandrische Begriffe. Manche sagten, er habe mehr als ein Jahrhundert gelebt und den größten Teil dieser Zeit mit dem Studium der Zauberei zugebracht. Doch auch wenn sein Körper schwach wie Asche war, so konnte er trotzdem seinen Geist mit der ganzen Kraft und Vitalität eines jungen Mannes hinausschleudern. In derartiger Gestalt war er immun gegen den Stich von Schnees Wespen, ebenso wie die, die neben ihm marschierten. Schnee hatte mehr als zwanzig Astralkrieger gezählt, die ihr so schnell hinterherrannten wie nur irgendein Pferd.
    Sie hätte einen Kreis zurück in die Stadt beschreiben können, um seine physische Form anzugreifen, aber darauf wäre er vorbereitet. Sie hatte keine Möglichkeit, herauszufinden, in welchem Haus sein Körper versteckt war, und bis sie ihn gefunden und seine Verteidigungen durchbrochen hätte, hätten sie sie eingeholt.
    Sie warf einen Blick nach oben. Der Stärke der Beben nach hatte Duino Hilfe herangezogen, vielleicht sogar des Königs eigene Sturmkrähen. Sie spielte mit dem Gedanken, diese Beben gegen sie zu kehren, indem sie versuchte, sie den Abhang herunterzuziehen und Duino und die restliche Stadt darunter zu begraben. Aber das würde dauern, und Duino war zu nah.
    Der Schlitten wurde wieder langsamer. Schnee legte eine Hand auf Jakobs Schulter; er zitterte wie ein verängstigtes Kätzchen. »Weißt du, was ein Seelenkrug ist?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe von einer Meerjungfrau davon erfahren.« Noch ein Verrat, einer, der Schnee fast das Leben gekostet hatte. Sie durchsuchte den Schlitten nach irgendetwas, was ihr als Krug hätte dienen können, fand jedoch nichts.
    Sie stieg aus dem Schlitten und schloss das rechte Auge. Der Glassplitter, der im linken eingebettet war, steigerte ihr Sehvermögen, als sie nach Duinos Herannahen Ausschau hielt.
    Der Zauber im Innern eines Seelenkrugs stellte das mystische Äquivalent von Spinnfäden dar, die sich ausstreckten, um bösartige Geister zu umschlingen und sie in einen Kokon aus magischer Energie zu ziehen. Der materielle Krug diente nur dazu, das Netz zu verankern. Da sie keinen solchen Krug hatte, würde Schnee einen anderen Anker benutzen müssen.
    Sie konnte sie jetzt sehen; ihre spirituellen Formen waren wie aus Nebel gesponnene Tiere. Tiergeister waren eine Neuheit aus dem Osten, eine, die Duino offensichtlich gemeistert hatte. Duino selbst war ein Hengst, der den Pfad hinaufgaloppierte. Über ihm flog ein Adler. Schnee sah

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