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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Curtana!«, flüsterte sie und betrachtete Gerta, als sei sie das Meisterstück eines Malers. »Hätte nie gedacht, dich noch mal wiederzusehen. Was hast du mit deinen Haaren angestellt, Kind?«
    Gerta warf Talia einen nach Beruhigung heischenden Blick zu, bevor sie antwortete. »Ermillina ist meine Schwester.«
    »Du betrittst ohne Erlaubnis mein Land und lügst mir ins Gesicht?« Noita schnalzte mit der Zunge und musterte Gerta genauer, die zurückschreckte. »Für eine Prinzessin hast du jedenfalls keinerlei Manieren. Ich habe dich aus den Lenden deiner Mutter gezogen, Mädchen. Diese Hände haben die Nabelschnur durchtrennt und dich sauber gewischt. Ich kenne dich!«
    »Gerta sagt die Wahrheit«, schaltete Talia sich ein.
    Gerta stellte sich dichter zu Talia. »Ich heiße Rose Gertrude Curtana. Ich bin Schnees Schwester. Irgendwie.«
    »Die alte Königin hatte nur das eine Kind. Jemand hat dich belogen, was deine Herkunft angeht, Kind. Geh nach Hause. Hier gibt es nichts für dich.«
    »Hat meine Mutter Euch die Leichen für Euren Garten gebracht?« Gerta verbarg ihre Furcht, so gut sie konnte, aber Talia konnte das leichte Zittern in ihrer Stimme hören. »Hat sie sie für Euch getötet oder habt Ihr ihnen die Kehle durchgeschnitten, bevor Ihr sie in der Erde aufgebahrt habt?«
    »Was für Leichen?«, fragte Noita herrisch – etwas zu schnell. »Welche Geschichten hast du dir da angehört?«
    »Ich habe Euch gesehen.« Gertas Mut schien zuzunehmen, während Noita noch mehr in sich zusammenzufallen schien. »Schnee hat mich hergebracht. Wir haben beobachtet, wie Ihr Eure Samen in ihre Körper gepflanzt habt, wie Ihr sie tief ins Fleisch gedrückt habt. Schnee … sie kannte einen der Jungen, aus dem Palast.«
    Noita seufzte und musste sich schwerer auf ihre Krücke stützen. »Das ist lange her. Damals war eine andere Zeit.« Sie strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht. »Du hast schon die gleichen Gesichtszüge …«
    »Ich bin Schnees Schwester.«
    Noita humpelte näher und streckte die Hand aus. »Darf ich?«
    Talia hob warnend das Schwert; Danielle zog ihre eigene Waffe.
    »Ich werde dem Mädchen nichts tun. Ich will nur verstehen, wer sie ist.«
    Gerta nickte, blieb aber dicht bei Talia, die beim beißenden Geruch des Zauberns erneut die Nase rümpfte.
    Noita grunzte überrascht. »Na, das ist beeindruckend!«
    »Was?«, fragte Talia.
    Noita trat zurück. »Es gibt Zauber, die die Seele aufspalten, damit man einen Teil seines Selbst wegschicken kann. Gefährlich, aber nützlich, um Botschaften zu senden, Geheimnisse auszugraben und so weiter. Ich habe allerdings noch nie von jemandem gehört, der solche Zauber auf diese Weise gewirkt hätte.«
    »Schnee hat es gerne mit den Regeln nicht so genau genommen«, sagte Talia.
    »Das kleine Schneewittchen!«, flüsterte Noita. »Inzwischen nicht mehr ganz so klein, nehme ich an. Ich hab sie eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich habe mich oft gefragt, was aus ihr geworden ist, nachdem sie ihre Mutter ermordet hatte.«
    »Ermordet?« Talias Hand legte sich fester um den abgenutzten Ledergriff ihres Schwerts. »Rose Curtana befahl, sie umbringen zu lassen! Sie machte Jagd auf Schnee, ermordete den Mann, den Schnee liebte, und hätte dasselbe auch mit ihr gemacht!«
    »Doch als es zur Machtprobe kam, war es Schneewittchen, die den Schauplatz lebend verließ. Wie hat sie das geschafft? Das Mädchen hatte Talent, doch mangelte es ihm an Disziplin. Selbst mit jeder Menge Glück – eine Hexe wie Rose zu besiegen …« Noita schnalzte mit der Zunge.
    »Schnee hat sie zweimal besiegt«, sagte Talia. »Beim ersten Mal hat sie Roses Körper getötet. Beim zweiten Mal hat Schnee ihren Geist vertrieben. Glück war dabei kein Faktor.«
    »Glück ist immer ein Faktor.« Noita zog die Schultern hoch und streckte den Kopf wie eine Schildkröte nach vorn, als sie ihre Aufmerksamkeit auf Talia richtete. Sie stocherte mit ihrer Krücke an Talias Umhang herum. »Was wollt ihr von mir?«
    Talia schlug die Krücke weg.
    »Bitte«, sagte Danielle. »Wir brauchen Eure Hilfe.« Die Worte kamen langsam, denn ihre Zunge stolperte über die fremden Laute. Sie war weit davon entfernt, fließend Allesandrisch zu sprechen, aber sie kannte die Sprache gut genug, um sich verständlich zu machen.
    »Was wisst Ihr über Rose Curtanas Zauberspiegel?«, fragte Gerta.
    »Ah!« Noita stützte beide Hände auf die Krücke. Ihr Körper sackte zusammen, sodass sie noch älter wirkte. »Ich hätte es

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