Daemon von Karanda
und ein großzügiges Stück Käse aus ihrem Vorrat und gab es dem Drasnier.
Der Melcener saß ab, legte ein paar Münzen auf den Stein und führte sein Pferd einige Meter weg.
»Woher kommt Ihr, Freund?« erkundigte sich Silk, während er sich dem Felsbrocken näherte.
»Aus Akkad in Katakor«, antwortete der Mann und blickte hungrig auf Brot und Käse. »Ich war der dortige Vertreter des Ministeriums für öffentliche Arbeiten – Ihr wißt schon, Bau von Aquädukten, Straßen und dergleichen. Die Bestechungsgelder waren nicht gerade hoch, aber zum Leben reichten sie. Jedenfalls gelang mir die Flucht ein paar Stunden, ehe Mengha mit seinen Dämonen ankam.«
Silk legte Brot und Käse auf den Stein und steckte das Geld ein. Dann machte er ein paar Schritte rückwärts. »Wir hörten, daß Akkad bereits vor einiger Zeit fiel.«
Der Melcener hastete zu dem Stein und griff gierig nach Brot und Käse.
Er nahm einen großen Bissen Käse und riß ein Stück Brot ab. »Ich versteckte mich in den Bergen«, erklärte er mit vollem Mund.
»Liegt da nicht Ashaba?« fragte Silk scheinbar gleichgültig.
Der Melcener schluckte und nickte. »Deshalb bin ich auch schließlich weg.« Er stopfte sich Brot in den Mund. »Es wimmelt dort von wilden Hunden – abscheuliche Bestien, so groß wie Pferde – , auch Banden von Karandern streifen herum und töten jeden, auf den sie stoßen. Vor beiden hätte ich mich verstecken können, aber etwas Furchtbares tut sich in Ashaba. Aus dem Kastell kommen beängstigende Laute, und des Nachts sieht man seltsame Lichter am Himmel darüber. Ich will nichts mit über-natürlichen Dingen zu tun haben, deshalb floh ich.« Er seufzte glücklich und brach noch ein Stück vom Laib ab. »Noch vor einem Monat hätte ich über Schwarzbrot und Käse die Nase gerümpft. Jetzt könnte ein Festmahl nicht besser schmecken.«
»Hunger ist der beste Koch«, zitierte Silk ein altes Sprichwort.
»Wie recht Ihr habt!«
»Warum seid Ihr nicht in Venna geblieben? Habt Ihr denn nicht gewußt, daß in Mal Zeth die Pest herrscht?«
Der Melcener schauderte. »Was in Venna vorgeht, ist noch schlimmer als das in Katakor oder Mal Zeth«, antwortete er. »Ich bin mit den Nerven völlig am Ende. Ich bin Baumeister. Was verstehe ich schon von Dämonen und neuen Göttern und Magie? Was ich brauche, sind Bausteine und Holz und Mörtel und ein paar bescheidene Bestechungen. Von all dem neuen Unsinn will ich nichts wissen.«
»Neue Götter?« fragte Silk. »Wer spricht von neuen Göttern?«
»Die Chandim. Habt Ihr von ihnen gehört?«
»Gehören sie nicht Urvon, dem Jünger?«
»Ich glaube nicht, daß sie jetzt noch irgend jemandem gehören. Sie führen sich in Venna wie die Wilden auf. Und seit über einem Monat hat niemand mehr Urvon gesehen – nicht einmal die Mal Yaskaer. Die Chandim sind völlig außer Kontrolle. Sie errichten Altäre auf den Feldern und beschäftigen sich mit Doppelopferungen – das erste Herz für Torak und ein zweites für diesen neuen Gott von Angarak. Und wer sich dort oben nicht demütig vor beiden Altären niederwirft, dem wird das Herz an Ort und Stelle herausgeschnitten!«
»Das ist wahrhaftig ein guter Grund, sich von Venna fernzuhalten«, sagte Silk trocken. »Hat ihr neuer Gott einen Namen?«
»Ich habe keinen gehört. Sie reden nur von dem ›neuen Gott von Angarak, der gekommen ist, Toraks Nachfolge anzutreten und schreckliche Rache an dem Gottesbezwinger zu nehmen‹.«
»Das bist du«, murmelte Sammet Garion zu.
»Stört es dich?«
»Ich dachte nur, ich sollte dich darauf aufmerksam machen.«
»Ein offener Krieg tobt in Venna, mein Freund«, fuhr der Melcener fort.
»Ich kann Euch nur raten, einen weiten Bogen um dieses Land zu machen.«
»Krieg?«
»Innerhalb der Kirche. Die Chandim metzeln alle Grolims nieder – jene, die Torak noch ergeben sind. Die Tempelwachen haben Partei ergriffen und liefern einander blutige Schlachten im Flachland – das heißt, wenn sie nicht plündernd durch die Gegend ziehen und ganze Dörfer nie-derbrennen, nachdem sie sie ausgeraubt und alle Einwohner niederge-metzelt haben. Man könnte meinen, ganz Venna ist dem Wahnsinn verfallen. Niemand ist dort mehr seines Lebens sicher. Jeder wird angehalten und gefragt, welchen Gott er verehrt, und die falsche Antwort hat den Tod zur Folge.« Immer noch kauend machte er eine Pause. »Wißt Ihr vielleicht einen Ort, wo es ruhig ist – und sicher?«
»Versucht es doch an der Küste«, riet ihm
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