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Daemon von Karanda

Daemon von Karanda

Titel: Daemon von Karanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gestimmt«, sagte Durnik.
    »Ich weiß«, antwortete der Komödiant. »Der Wirbel gibt immer nach.«
    »Laßt mich sehen«, erbot sich Durnik, »vielleicht kann ich ihn richten.«
    »Er ist zu abgegriffen, fürchte ich, Freund Durnik. Es ist ein wundervolles Instrument, aber sehr alt.«
    »Eben solche sind es wert, daß man sie rettet«, antwortete Durnik. Er nahm die Laute, drehte den losen Wirbel und probierte den Klang der Saite mit dem Daumen. Dann holte er sein Messer hervor und schnitt ein paar Holzspäne. Er schob sie behutsam um den dünnen Pflock in das Wirbelloch, und klopfte sie mit dem Messergriff fest. Dann drehte er den Wirbel und stimmte die Saite. »Jetzt müßte es gehen«, meinte er. Er nahm die Laute und schlug ein paar Saiten an, dann begann er eine alte Weise zu spielen, und seine Finger wurden zusehends geschickter. Schließlich fing er die Weise von vorn an, und diesmal begleitete er zu Garions Staunen die einfache Melodie mit einem sanft auf- und abschwellenden Kon-trapunkt, so komplex, daß man kaum glauben konnte, er käme von einem einzelnen Instrument. »Sie hat einen guten Klang«, sagte er zu Feldegast.
    »Ihr seid ein Genie, Meister Schmied. Erst richtet Ihr meine Laute, und dann spielt Ihr sie auch noch viel besser, als ich es je könnte.«
    Polgaras Augen wurden groß und strahlend. »Warum hast du mir noch nie davon erzählt, Durnik?« fragte sie.
    »Ich habe es fast selbst vergessen, so lange ist es her, daß ich das letzte Mal spielte.« Er lächelte. Seine Finger tanzten auf den Saiten und entlock-ten ihnen eine vollklingende Kaskade von Tönen. »Als ich jung war, arbeitete ich eine Zeitlang für einen Lautenmacher. Er war alt und seine Finger wollten nicht mehr so recht, er mußte jedoch den Klang der Instrumente hören, die er anfertigte, also lehrte er mich, sie für ihn zu spielen.«
    Er blickte über das Feuer auf seinen hünenhaften Freund, und irgendwie verständigten sie sich. Toth nickte. Er griff unter die grobe Decke, die er um eine Schulter trug, und brachte ein seltsames Instrument zum Vorschein. Es bestand aus einer Reihe von Schilfrohrstücken verschiedener Länge, die so zusammengebunden waren, daß sie von der Seite wie eine Treppe aussahen. Der Stumme hob die Syrinx an die Lippen, als Durnik zum Anfang der Weise zurückkehrte. Die Töne, die er aus dieser einfachen Flöte hervorbrachte, hatten einen so wehmütigen Klang, daß es Garion ins Herz schnitt, während sie die komplexen Lautentöne begleitete.
    »Ich komme mir völlig unnötig vor«, erklärte Feldegast staunend. »Mein eigenes Lauten- oder Flötenspiel ist gut genug für Schenken und dergleichen, aber ich bin kein Virtuose wie diese beiden.« Er betrachtete den hü-
    nenhaften Toth. »Wie ist es möglich, daß ein so großer Mann so zarte Töne hervorbringen kann?«
    »Er ist wirklich gut«, sagte Eriond. »Er spielt manchmal für Durnik und mich – wenn die Fische nicht anbeißen.«
    »Ah, das ist ein wundervoller Klang, und viel zu schön zum Vergeuden!« Feldegast blickte über das Feuer auf Vella. »Würdet Ihr uns die Freude machen und ein bißchen tanzen, Mädchen? Sozusagen, um den Abend abzurunden?«
    »Warum nicht?« Sie warf lachend die Haare zurück, dann stand sie auf und ging zur anderen Seite des Feuers. »Achtet auf den Takt!« Sie hob die wohlgerundeten Arme über den Kopf und schnippte mit den Fingern, um den Takt anzugeben. Feldegast griff ihn auf und klatschte rhythmisch in die Hände.
    Garion hatte Vella schon tanzen gesehen – vor langer Zeit, in einer Waldschenke in Gar og Nadrak – , so wußte er mehr oder weniger, was zu erwarten war. Ihm war jedoch auch bewußt, daß Eriond ganz sicher – und Ce’Nedra wahrscheinlich – bei einer Darbietung von solcher Sinnlichkeit lieber nicht zusehen sollten. Vellas Tanz begann jedoch harmlos genug, und er dachte schon, daß er vielleicht beim letzten Mal etwas zu überemp-findlich gewesen war.
    Doch als das scharfe Stakkato ihrer schnippenden Finger und Feldegasts Klatschen schneller wurden und sie mit zunehmender Ungezwungenheit tanzte, erkannte er, daß seine Befürchtung doch berechtigt war. Eriond sollte wirklich nicht zusehen und Ce'Nedra unbedingt sofort weg-geschickt werden. Doch ihm fiel einfach nicht ein, wie er das bewerkstelli-gen könnte.
    Als das Tempo wieder langsamer wurde und Durnik und Toth zum ursprünglichen Takt zurückkehrten, beendete die Nadrakerin ihren Tanz mit der stolzen, aggressiven Haltung, die jeden Mann

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