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Daemon von Karanda

Daemon von Karanda

Titel: Daemon von Karanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ihr rasch. »Ich freue mich nur über die Aussicht.«
    Die Gardisten der Wachabteilung am Tor trugen weder brünierte Harnische noch Federbüsche auf den Helmen wie die Wachen am Haupttor von Tol Honeth, sondern polierte Kettenhemden über den üblichen roten Wämsern, darunter pludrige Beinkleider, die in die kniehohen Stiefel geschoben waren, dazu rote Umhänge und Spitzhelme. Trotzdem sahen sie sehr soldatisch aus. Sie salutierten Kal Zakath zackig, und als der Kaiser durch das vergoldete Tor ritt, verkündeten schmetternde Fanfaren seine Ankunft.
    »Das habe ich schon immer gehaßt«, sagte der malloreanische Herrscher vertraulich zu Garion. »Es tut meinen Ohren weh.«
    »Was mich immer störte«, gestand Garion ihm, »waren die allzu dienst-eifrigen Höflinge, die um mich herumscharwenzelten, in der Hoffnung, sie könnten irgend etwas für mich tun.«
    »Das ist doch manchmal recht angenehm.«
    Garion nickte. »Manchmal schon. Aber es hörte auf, angenehm zu sein, als einer von hinten ein Messer nach mir warf.«
    »Wirklich? Ich dachte, alle deine Untertanen verehren dich.«
    »Es war auch nur ein Mißverständnis. Ich unterhielt mich mit dem jungen Mann, und er versprach, es nicht wieder zu tun.«
    »Das war alles?« rief Zakath erstaunt. »Du hast ihn nicht hinrichten lassen?«
    »Natürlich nicht! Nachdem das Mißverständnis geklärt war, erwies er sich als mir außergewöhnlich treu ergeben.« Garion seufzte traurig. »Er fiel in Thull Mardu.«
    »Tut mir leid, Garion«, bedauerte Zakath. »Wir alle haben Freunde in Thull Mardu verloren.«
    Die marmorverkleideten Gebäude des kaiserlichen Komplexes waren ein Durcheinander von architektonischen Stilrichtungen, von nüchtern zweckmäßigen zu aufdringlich prunkvollen. Irgendwie erinnerte dieses Labyrinth Garion an Anhegs Palast in Val Alorn. Zakaths Schloß bestand zwar nicht aus einem einzelnen Bau, doch waren sämtliche Nebengebäu-de durch Säulengänge und Galerien miteinander verbunden, die durch parkähnliche Anlagen mit Statuen und Marmorpavillons führten.
    Zakath brachte sie zur Mitte des Komplexes, wo ein einzelner Palast durch seine Größe und Höhe zu erkennen gab, daß er das Zentrum aller Macht im grenzenlosen Mallorea war. »Die Residenz Kallaths des Ver-einigers, meines ehrwürdigen Vorfahren«, erklärte der Kaiser ironisch.
    »Ist das nicht ein bißchen übertrieben?« fragte Ce'Nedra spitz. Sie wollte offenbar immer noch nicht zugeben, auch nicht sich selbst gegenüber, daß Mal Zeth das Zuhause ihrer Kindheit an Größe weit übertraf.
    »Natürlich ist es das«, antwortete Zakath, »aber diese Protzerei war nö-
    tig. Kallath mußte den anderen Generalen beweisen, daß er ranghöher war als sie, und in Mal Zeth spiegelt die Größe des Wohnraums den Rang.
    Kallath war ein unverkennbarer Schurke, ein Thronräuber, und mit wenig persönlichem Charme, folgedessen mußte er sich auf andere Weise zur Geltung bringen.«
    »Bist du nicht auch ganz versessen auf Politik«, fragte Sammet Ce'Nedra. »Es ist das einzige Gebiet, in welchem dem Ego unbeschränkte Möglichkeiten offenstehen – solange das Säckel prall gefüllt ist.«
    Zakath lachte. »Ich sollte Euch einen Posten in der Regierung anbieten, Markgräfin Liselle. Ich glaube, wir könnten einen Reichsluftablasser brauchen – jemanden, der eine Nadel in unsere ganze aufgeblasene Wichtig-tuerei stößt.«
    »O danke, Eure Majestät«, sagte sie mit ihrem Grübchenlächeln. »Wenn ich nicht unserem Familienbetrieb verpflichtet wäre, würde ich Euer Angebot in Erwägung ziehen. So ein Posten könnte viel Spaß machen.«
    Er seufzte. »Wo wart Ihr bloß, als ich eine Gemahlin brauchte?«
    »Wahrscheinlich in der Wiege, Eure Majestät«, antwortete sie un-schuldsvoll.
    »Das war nicht nett«, beklagte er sich.
    »Nein, das war es nicht«, gestand sie. »Aber es stimmt«, fügte sie hinzu.
    Wieder lachte er und blickte Polgara an. »Ich werde sie Euch entführen, meine Lady.«
    »Damit ich Euren Hofnarren machen, Kal Zakath?« fragte Liselle nun nicht mehr amüsiert. »Um Euch mit klugen Sticheleien und unbequemen Wahrheiten zu unterhalten? O nein, nicht ich. Ich habe noch eine andere Seite, die Euch, wie ich fürchte, nicht sehr gefallen würde. Man nennt mich ›Sammet‹ und denkt dabei an einen sanften Schmetterling, doch dieser Schmetterling hat einen Giftstachel – wie einige Personen feststellten, nachdem es bereits zu spät war.«
    »Benimm dich, Liebes«, mahnte Polgara leise.

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