Daemon von Karanda
»Und plaudere in dum-mem Ärger nicht aus der Schule.«
Sammet senkte den Blick. »Verzeiht, Lady Polgara.«
Zakath blickte sie an, schwieg jedoch. Er schwang sich aus dem Sattel.
Sofort rannten drei Stallknechte herbei, um ihm die Zügel abzunehmen.
»Kommt mit«, forderte er Garion und die anderen auf. »Ich möchte Euch herumführen.« Er zwinkerte Sammet zu. »Ich hoffe die Markgräfin ver-zeiht mir, daß es mir wie jedem Hausbesitzer geht, und ich stolz auf meine vier Wände bin, so bescheiden sie auch sind.«
Sammet lachte herzlich.
Garion saß ab und strich liebevoll über Chretiennes stolzen Nacken. Nur ungern überließ er ihm der Fürsorge eines wartenden Pferdeknechts.
Sie betraten das Schloß durch eine breite, vergoldete Flügeltür und gelangten in eine runde Kuppelhalle, die in der Bauweise jener des Kaiser-palasts in Tol Honeth sehr ähnlich war, allerdings fehlten dieser hier die Marmorbüsten, durch die Varanas Eingangshalle vage an ein Mausoleum erinnerte. Eine Schar Hofbeamte, sowohl Militär wie Zivilisten, erwartete den Kaiser, und jeder hielt ein Bündel mit wichtig aussehenden Schriftstücken in der Hand.
Zakath seufzte, als er sie sah. »Ich fürchte, wir werden die große Besichtigungstour verschieben müssen. Ich bin sicher, Ihr wollt ohnehin lieber erst ein Bad nehmen und Euch umziehen – und Euch vielleicht auch ein bißchen ausruhen, ehe wir mit dem üblichen Zeremoniell beginnen. Brador, seid Ihr so gut und zeigt unseren Gästen ihre Gemächer, und sorgt dafür, daß sie ein leichtes Mittagsmahl bekommen?«
»Selbstverständlich, Eure Majestät.«
»Ich glaube, der Ostflügel wäre am günstigsten, er liegt abseits von dem Trubel in diesem Teil des Schlosses.«
»Genau das wollte ich vorschlagen, Eure Majestät.«
Zakath lächelte ihnen allen zu. »Wir speisen heute abend miteinander«, versprach er. Sein Lächeln wurde ironisch. »Ein intimes kleines Abend-mahl mit nicht mehr als zwei- oder dreihundert Gästen.« Er blickte auf die sichtlich nervösen Hofbeamten und verzog das Gesicht. »Also dann, bis heute abend.«
Brador führte sie durch die hallenden Marmorkorridore, durch die Bedienstete und kleinere Höflinge fast gedrängt in beide Richtungen eilten.
»Ziemlich groß«, bemerkte Belgarath nach etwa zehn Minuten ihres Marsches durch das Schloß. Der alte Mann hatte seit ihrer Ankunft in der Stadt kaum den Mund aufgemacht, sondern wie üblich auf seinem Pferd gedöst.
Trotzdem war Garion überzeugt, daß den fast geschlossenen Augen seines Großvaters wenig entgangen war.
»Ja«, bestätigte Brador. »Der erste Kaiser, Kallath, hatte manchmal grandiose Einfälle.«
Belgarath brummte: »Damit sind die meisten Herrscher geschlagen. Ich glaube, es hat etwas mit Unsicherheit zu tun.«
»Sagt mir, Brador«, wandte Silk sich an ihn, »irgendwo habe ich gehört, daß der Geheimdienst Eurem Ministerium untersteht, stimmt das?«
Brador nickte mit leicht abwertendem Lächeln. »Er gehört zu meinem Verantwortungsbereich, Fürst Kheldar. Ich muß wissen, was im Reich vorgeht und stets auf dem laufenden sein, also blieb mir gar nichts anderes übrig, als einen bescheidenen Nachrichtendienst aufzubauen – er reicht natürlich nicht an Königin Porenns heran.«
»Er wird mit der Zeit wachsen«, versicherte ihm Sammet. »Aus irgend-welchem Grund kommt das bei dergleichem von selbst.«
Der Ostflügel des Palasts lag etwas abseits vom Rest der Gebäude und hatte einen eigenen Innenhof oder vielmehr einen Garten mit blühenden exotischen Pflanzen und einem Becken mit spiegelndem Wasser in der Mitte. Kolibris huschten wie fliegende Juwelen von Blüte zu Blüte und verschönten die Farbenpracht noch mit bewegten schillernden Tupfen.
Polgaras Augen leuchteten auf, als Brador die Tür zu der Gemächerflucht öffnete, die für sie und Durnik bestimmt war. Ein Blick aus dem Wohngemach durch einen Türbogen zeigte ihr ein Marmorbecken, in den Boden eingelassen, aus dem Dampf aufstieg. »Oh! Endlich wieder Zivilisation!« rief sie.
»Aber sieh zu, daß du nicht aufweichst, Polgara«, warnte Belgarath.
»Schon gut, Vater«, antwortete sie abwesend, ohne den verlangenden Blick von der großen Wanne zu nehmen.
»Bedeutet dir das wirklich so viel, Pol?« fragte er.
»Ja, Vater«, antwortete sie. »Wirklich.«
»Dieses Vorurteil gegen Schmutz ist wahrhaft unvernünftig.« Er grinste die anderen an. »Ich persönlich mochte Schmutz schon immer gern.«
»Ganz offensichtlich«,
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