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Daemon von Karanda

Daemon von Karanda

Titel: Daemon von Karanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hat Fenster.«
    »Oh.« Zakath lächelte. »Das ist einer der Nachteile, wenn man dem Militär die Architektur überläßt. Sie sind sehr für Einförmigkeit, und in einer militärischen Festung haben Fenster nichts verloren. Aber jedes Haus hat seinen eigenen kleinen Garten und Fenster, die zu ihm hinausschauen. Im Sommer verbringen die Leute einen großen Teil ihrer Zeit im Garten –
    oder auf den Dächern.«
    »Sieht die ganze Stadt so aus?« erkundigte sich Durnik und betrachtete die zusammengedrängten Häuser.
    »Nein«, versicherte ihm der Kaiser. »Dieses Viertel ist für Unteroffiziere gebaut worden. Die Straßen, wo die Offiziere wohnen, sind schöner, und jene, wo die Mannschaften und Arbeiter untergebracht sind, viel schäbiger. Das Militär ist eben sehr rangbewußt, das macht sich auch in Äußerlichkeiten bemerkbar.«
    Ein paar Türen entfernt in einer Nebenstraße schrie eine dicke, rotgesichtige Frau auf ein dürres Männchen ein, während ein Trupp Soldaten Möbelstücke aus dem Haus schleppten und auf einen wackligen Karren luden. »Du konntest es also nicht lassen, Actas. Nein, du nicht! Du muß-
    test dich wieder besaufen und deinen Hauptmann beleidigen! Und was soll jetzt aus uns werden? Die ganzen Jahre, die wir in dieser Bruchbude hausten, habe ich bloß durchgehalten, weil ich dachte, irgendwann mußt du ja mal befördert werden. Und ausgerechnet jetzt, wo es fast soweit gewesen wäre, läßt du dich sinnlos vollaufen, und wirst statt dessen degradiert!«
    Das Männchen murmelte etwas.
    »Was hast du gesagt?«
    »Nichts, Schatz.«
    »Das wirst du nie vergessen, Actas, das darfst du mir glauben!«
    »Das Leben hat sein Auf und Ab, nicht wahr?« murmelte Sadi, als sie außer Hörweite waren.
    »Es ist wahrhaftig nichts, worüber man Witze macht«, rief Ce'Nedra hitzig. »Wegen einer flüchtigen Unbesonnenheit werden sie auf die Straße gesetzt. Kann ihnen denn niemand helfen?«
    Zakath blickte sie nachdenklich an, dann rief er einen seiner Geleitoffi-ziere zu sich. »Erkundigt Euch, bei welcher Einheit der arme Teufel dient«, wies er ihn an. »Dann sprecht mit seinem Hauptmann und sagt ihm, ich würde es als persönlichen Gefallen anerkennen, wenn er Actas seinen vorherigen Rang zurückgäbe – unter der Bedingung, daß er sich nicht mehr betrinkt.«
    »Sofort, Eure Majestät.« Der Offizier salutierte und ritt los.
    »O danke, Zakath.« Ce'Nedra war sichtlich überrascht.
    »Es war mir ein Vergnügen, Ce'Nedra.« Er verneigte sich. Dann lachte er. »Ich nehme an, Actas' Weib sorgt ohnehin dafür, daß er genug für seinen Leichtsinn bestraft wird.«
    »Habt Ihr keine Angst, Eure Majestät, daß Euer Eingreifen aus Mitleid Eurem Ruf schaden könnte?«
    »Nein«, antwortete Zakath. »Ein Herrscher muß sich bemühen, für un-berechenbar gehalten zu werden, Sadi.
    Das hält die Untertanen auf Trab. Außerdem stärkt es ihre Loyalität, wenn sie sehen, daß ihr Kaiser hin und wieder für sie eingreift.«
    »Tust du eigentlich nie etwas, das nicht durch Politik motiviert ist?«
    fragte Garion. Irgendwie ärgerte ihn Zakaths abfällige Erklärung für seine gute Tat.
    »Nicht, daß ich wüßte«, antwortete Zakath. »Politik ist das größte Spiel der Welt, Garion, aber man muß in ständiger Übung bleiben, um es richtig zu beherrschen.«
    Silk lachte. »Ich habe genau das gleiche über den Handel gesagt. Der einzige Unterschied, den ich sehe, ist der, daß man in meinem Spiel Geld als Punkte zählen kann. Wie macht Ihr das in Eurem?«
    Zakath antwortete halb belustigt, halb todernst: »Das ist sehr einfach, Kheldar. Wenn man am Ende des Tages noch auf dem Thron sitzt, hat man gewonnen. Ist man tot, hat man das Spiel verloren – und jeden Tag beginnt es aufs neue.«
    Silk blickte ihn lange sehr nachdenklich an, dann schaute er zu Garion hinüber und bewegte seine Finger unauffällig. Ich muß sofort mit dir reden.
    Garion nickte unmerklich, dann beugte er sich über seinen Sattel.
    »Stimmt was nicht?« erkundigte sich Zakath.
    »Ich glaube, der Gurt hat sich gelöst«, antwortete Garion und saß ab.
    »Reitet ruhig weiter, ich hole euch schon ein.«
    »Wart, ich helfe dir«, erbot sich Silk und schwang sich ebenfalls aus dem Sattel.
    »Was ist los?« fragte Garion ihn, als der mit Ce'Nedra und Sammet plaudernde Kaiser außer Hörweite war.
    »Sei vorsichtig bei ihm, Garion«, antwortete der kleine Mann leise und tat, als überprüfe er Garions Sattelgurte. »Er hat sich da ungewollt verraten.

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