Daemon von Karanda
ich schon sagte, Polizisten können manchmal zu allerhand nützlich sein.«
Während der nächsten Tage stellte Garion fest, daß das Kaiserschloß in Mal Zeth anders als jeder Hof im Westen war. Da alle Macht in Zakaths Hand ruhte, wetteiferten Bürokraten und Höflinge um die Gunst des Kaisers, und bemühten sich mit oft verrückten und komplizierten Kom-plotten, ihre Gegner in ein schlechtes Licht zu bringen. Die Hofintrige erreichte eine bisher ungeahnte Höhe, als nun gewissermaßen auch noch Silk, Sammet und Sadi begannen, in diesem trüben Wasser zu fischen. Das Trio erwähnte scheinbar beiläufig, welch enge Freunde Garion und Zakath waren, und vergaß nicht darauf aufmerksam zu machen, daß sie selbst das uneingeschränkte Vertrauen des Rivanischen Königs besaßen.
Dann warteten sie ruhig ab, wie die Dinge sich entwickelten.
Die Beamten und Höflinge im Schloß erkannten rasch, welche Gelegenheiten sich ihnen durch diesen neuen Weg zum Ohr des Kaisers boten.
Ohne daß es irgendwelcher Worte bedurfte, teilte dieses Trio aus dem Westen die möglichen Wirkungskreise auf. Silk konzentrierte sich auf kommerzielle Dinge, Sammet auf Politik, und Sadi tauchte seine langfing-rigen Hände behutsam in die Welt des hohen Verbrechens. Obwohl alle subtil durchblicken ließen, daß sie Bestechungen für angebracht hielten, bekundeten sie auch, daß sie durchaus bereit wären, die verschiedensten Ersuchen im Austausch gegen Information weiterzuleiten. Und so stellte Garion fest, daß ihm ein sehr leistungsfähiger Nachrichtendienst zur Verfügung stand. Silk und Sammet manipulierten die Ängste, Ambitionen und Habgier jener, die an sie herantraten, virtuos und spielten mit ihnen wie auf fachmännisch gestimmten Instrumenten. Sadis Methoden, die er der auf Salmissras Hof gesammelter Erfahrung verdankte, waren in manchen Fällen sogar noch subtiler, in anderen dagegen schmerzhaft direkt.
Der Inhalt seines roten Lederkästchens brachte ihm Höchstpreise, und mehrere Verbrecher aus den allerobersten Kreisen, Männer, denen im wahrsten Sinne des Wortes ganze Abteilungen von Bürokraten gehörten, ja selbst Generale, starben plötzlich unter sonderbaren Umständen – einer kippte sogar in Anwesenheit des Kaisers mit dunkel verfärbtem Gesicht und hervorquellenden Augen um.
Zakath, der die Regsamkeit der drei mit insgeheimer Belustigung verfolgte, zog bei diesem Punkt einen Schlußstrich. Während ihres üblichen abendlichen Treffens am nächsten Tag sprach er ein sehr ernstes Wort mit Garion darüber.
»Es stört mich im Grund genommen nicht, was sie tun, Garion«, begann er, während er abwesend den Kopf eines rötlichen Kätzchens streichelte, das schnurrend auf seinem Schoß lag. »Sie bringen all dieses Geschmeiß, das sich in den dunklen Winkeln des Schlosses herumtreibt, in Verwirrung. Ich habe absolut nichts dagegen, wenn diese Kriecher erschrocken und unsicher sind, da sie dann leichter zu lenken sind. Doch Gift kann ich nicht dulden. Zu leicht könnten einem unerfahrenen Gift-meuchler Fehler unterlaufen.«
»Sadi könnte mühelos bei einem Bankett von hundert Gästen einen ganz bestimmten einzelnen vergiften, wenn er es darauf anlegte«, beruhigte ihn Garion.
»Ich zweifle absolut nicht an seinen Fähigkeiten«, versicherte ihm Zakath, »aber die Sache ist, daß nicht er persönlich irgend jemanden vergiftet, sondern seine Mixturen an blutige Anfänger verkauft. Es gibt ein paar Personen im Palast, die ich brauche. Jeder weiß, wer sie sind, und das schützt sie vor einem Messer in den Rücken. Ein Versehen mit Gift könnte jedoch ganze Teile meiner Regierung ausrotten. Könntest du Sadi bitten, nichts mehr davon hier im Schloß zu verkaufen? Ich würde ja selbst mit ihm sprechen, doch dann sähe es wie eine offizielle Rüge aus.«
»Ich rede mit ihm«, versprach Garion.
»Dafür wäre ich dir dankbar, Garion.« Die Augen des Kaisers wurden verschmitzt, als er fortfuhr: »Aber nur die Gifte, Garion. Die Wirkung einiger seiner anderen Mittel finde ich recht erheiternd. Erst gestern sah ich einen fünfundachtzigjährigen General hinter einer jungen Kammerzofe herjagen. Der alte Narr kannte solche Gedanken seit mindestens fünfundzwanzig Jahren nicht mehr. Und vorgestern versuchte der Arbeitsminister
– ein pompöser Dummkopf, allein bei dessen Anblick mir schon übel wird
– eine gute halbe Stunde, vor Dutzenden von Zeugen eine Gebäudewand hochzusteigen. So sehr habe ich seit Jahren nicht mehr
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