Daemon von Karanda
Wieviel Gold habt Ihr?«
»Red weiter mit ihm«, murmelte Garion und schaute sich um.
»Na gut«, sagte Silk zu dem Bärtigen in einem Ton, den er gewöhnlich für ernsthafte Verhandlungen reservierte. »Besprechen wir es.«
Die Ortschaft befand sich etwa eine Viertelmeile entfernt, und die Häuser erhoben sich schmutzig und dicht gedrängt auf einer Hügelkuppe.
Garion sammelte seinen Willen, dann machte er eine unmerkliche Geste in Richtung des Dorfes, und murmelte kaum hörbar: »Rauch!«
Silk feilschte mit den bewaffneten Bauern und bemühte sich, so viel Zeit wie nur möglich zu gewinnen.
»Uh – entschuldigt«, unterbrach Garion die Verhandlung, »aber brennt da oben nicht etwas?« Er deutete.
Die Bauern drehten sich um und starrten entsetzt auf den dichten Rauch, der von ihrem Dorf aufstieg. Mit einem Schreckensschrei warfen die meisten ihre Armbrüste fort und rannten querfeldein in Richtung der scheinbaren Feuersbrunst. Der Bärtige lief ihnen nach und brüllte, daß sie sofort zurückkommen und ihre Stellung halten sollten. Dann kehrte er um und schwenkte drohend seine Armbrust. Gequält verzog er das Gesicht, hin- und hergerissen zwischen seiner Gier nach dem Geld, das er diesen Reisenden abnehmen könnte, und der schrecklichen Vorstellung, daß ein Brand ungehindert seinen ganzen Hof vernichten könnte. Schließlich wurde die Qual der Unentschlossenheit zuviel für ihn. Auch er warf seine Waffe weg und eilte hinter seinen Nachbarn her.
»Hast du das Dorf wirklich in Brand gesteckt?« fragte Silk bestürzt.
»Natürlich nicht!«
»Woher kommt dann der Rauch?«
»Oh, von vielen Stellen.« Garion zwinkerte. »Aus dem Stroh ihrer Dä-
cher, aus dem Boden zwischen den Häusern, aus den Kellern und Spei-chern – von vielen Stellen. Aber es ist nur Rauch.« Er schwang sich von Chretiennes Rücken und sammelte die Armbrüste ein. Mit der Vorderseite nach unten reihte er sie an der Barrikade auf. »Wie lange dauert es, eine Armbrust neu zu spannen?« fragte er.
»Stunden.« Plötzlich grinste Silk. »Zwei Männer müssen den Bügel mit einer Winde biegen und zwei weitere die Sehne einhängen.«
»Das dachte ich mir.« Garion zog sein altes Messer aus dem Gürtel und durchschnitt die Sehne jeder Armbrust. »Reiten wir weiter«, sagte er.
»Was ist damit?« fragte Silk und deutete auf die Barrikade.
Garion zuckte die Schultern. »Wir können außen herumreiten.«
»Was hatten sie vor?« erkundigte sich Durnik, als sie zurück waren.
»Eine geschäftstüchtige Schar Bauern hatte beschlossen, daß hier eine Mautstation nötig wäre«, erklärte Silk. »Ihnen fehlte jedoch die nötige Hartnäckigkeit. Bei der kleinsten Ablenkung rannten sie davon und ließen ihr Geschäft unbeaufsichtigt.«
Sie ritten an der nun verlassenen Barrikade vorbei, und Yarbleks Maultiere folgten schwerfällig mit traurig klingelnden Glöckchen.
»Ich glaube, wir werden uns bald trennen müssen«, wandte sich Belgarath an den Nadraker. »Wir müssen Ashaba noch in dieser Woche erreichen, und deine Maultiere halten uns auf.«
Yarblek nickte. »Niemand hat je behaupten können, daß schwerbelade-ne Lasttiere schnell sind. Ich werde ohnehin in Kürze gen Westen abbie-gen. Ihr könnt euch ja nach Karanda wagen, wenn ihr wollt, ich jedoch möchte so rasch wie möglich an die Küste.«
»Garion!« sagte Polgara. Sie blickte bedeutungsvoll auf den Rauch aus dem Dorf.
»Oh!« antwortete er. »Habe ich doch fast vergessen.« Er hob die Hand und bemühte sich, es beeindruckend aussehen zu lassen. »Genug!« rief er und setzte seinen Willen ein. Der Rauch wurde von unten her dünner und stieg losgelöst als Wolke auf.
»Übertreib nicht, Liebes«, mahnte Polgara. »Das wirkt zu protzig!«
»So machst du es doch auch«, sagte er anklagend.
»Ja, Liebes, aber ich weiß auch wie.«
Gegen Mittag ritten sie einen schrägen Hang hinauf, und als sie im strahlenden Sonnenschein über die Kuppe kamen, fanden sie sich plötzlich von malloreanischen Soldaten umzingelt. Sie trugen Kettenhemden über roten Kitteln und waren mit Speeren in den Fäusten aus Gräben hochgesprungen.
»Haltet an, Ihr!« rief der Offizier dieser Abteilung barsch. Er war ein etwas kurz geratener Mann, kleiner noch als Silk, stolzierte jedoch heran, als wäre er zehn Fuß groß.
»Selbstverständlich, Hauptmann«, versicherte ihm Yarblek und zügelte sein Pferd.
»Was sollen wir tun?« zischte Garion Silk zu.
»Überlaß es Yarblek«, riet ihm Silk leise.
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