Dämon
zusammen.
Auf der Wand, unmittelbar über dem grotesken Gartenzwerg, stand in ungelenker Schrift:
Vier kamen von der Galla,
kein Geld konnte sie bestechen,
kein weiblicher Leib befriedigen.
So sehr hassten sie Kinder
und entrissen sie dem Schoß der Eltern.
Jefferson starrte schweigend auf die Schrift an der Wand des verdunkelten Raumes.
Brogan beugte sich vor. »Wer macht denn so etwas?«, raunte er Jefferson ins Ohr.
»Ich weiß es nicht.«
Unmittelbar unter der Schrift stand der Gartenzwerg. Auch er war bemalt, das Gesicht zu einer böse grinsenden Fratze verzerrt, die den Zwerg hasserfüllt und dämonisch wirken ließ.
Jefferson wünschte fast, dass das Laserlicht erlosch und endlich alles wieder normal aussah.
»Genug gesehen?«, fragte Vincent.
»Ja«, antwortete Jefferson.
Vincent nickte und schaltete das Deckenlicht wieder ein. Jefferson blinzelte wegen der plötzlichen Helligkeit. Er sah zur Wand – die Schrift war verschwunden. Der enthauptete Leichnam lag noch immer in einer großen, getrockneten Blutlache auf dem Teppich.
»Nun«, begann Brogan. »In Anbetracht dessen, was wir gesehen haben … hier, im Mausoleum auf dem Friedhof und auf dem Dach des Lyerman Building …, würde ich sagen, es besteht nicht der geringste Zweifel, dass ein und derselbe Täter dahinter steckt.«
»Also übernehmt ihr beide den Fall?«, fragte Vincent.
»Sieht so aus.«
Vincent drehte die Handflächen nach oben. »Keine Sorge, ich will mich nicht beschweren.«
Er öffnete die Tür zum Korridor und ließ ein wenig Luft ins Zimmer. Jefferson atmete tief durch. Er fühlte sich, als wäre er zu lange unter Wasser gewesen und soeben aufgetaucht. Jemand klopfte an die offene Tür. Ein Beamter stand wartend da und hielt ihnen ein tragbares Telefon entgegen.
»Ich habe hier einen Anruf für Detective Jefferson oder Lieutenant Brogan«, sagte er, wobei er eine Hand über die Sprechmuschel hielt.
Brogan wechselte einen Blick mit Jefferson. »Ich übernehme das.«
Jefferson nickte und wandte sich wieder zu Vincent um. Brogan nahm das Telefon entgegen, steckte sich einen Finger ins freie Ohr und ging hinaus in den Korridor, um das Gespräch zu führen.
»Das war es so ungefähr«, sagte Vincent und kratzte sich im Nacken. »Wie ich schon sagte, wir haben ein paar gute Abdrücke, die ich ans Labor geben werde. Vielleicht kommt ja was dabei heraus.«
»Wir sind ungefähr genauso weit. Bis jetzt Fehlanzeige. Ich hasse es, tatenlos zu warten, aber es sieht so aus, als bliebe uns im Augenblick nichts anderes übrig.« Jefferson starrte auf den Keramikzwerg. »Das ist eine verflucht schlimme Geschichte.«
Vincent brummte zustimmend. »Da hast du wohl Recht. Falls es dich interessiert – Older hatte ein eigenes Zimmer in diesem Haus.«
»Wo?«
»Unten, ganz hinten im Haus und dann links.«
Jefferson nickte dankend und verließ das Trophäenzimmer mit dem Gartenzwerg und dem Toten. Er ging durch den Korridor, vorbei an uniformierten Beamten und Technikern der Spurensicherung in weißen Kitteln. Brogan stand ein wenig abseits und sprach lebhaft mit jemandem am anderen Ende der Leitung. Er blickte nicht auf, als Jefferson vorbeikam, doch Jefferson hörte ihn sagen: »Nein, bisher nicht …«
Er stieg die Treppe hinunter und ging durch den erlesen eingerichteten Flur in den hinteren Teil des Hauses. Der Flur mit seinen kunstvoll gemalten Porträts und einer Aquarelllandschaft erinnerte ihn an den Westflügel des Museum of Fine Arts, und er musste kurz daran denken, dass wahrscheinlich allein die Bilder in diesem Flur mehr gekostet hatten als sein gesamtes Apartment. Am Ende des Gangs stand eine Tür zur Linken offen; sie führte allem Anschein nach in Olders Zimmer.
Es war ein kleiner Raum, voll gestopft mit Büchern. Hunderte von gebundenen Büchern, deren Rücken vom Alter und Staub verblasst waren, reihten sich auf drei deckenhohen Regalen. Jefferson überflog die Titel. Der Graf von Monte Christo sowie Schuld und Sühne waren darunter. Zwei große Fenster durchbrachen die Eintönigkeit der Regale und ließen trübes Licht durch die gelblichen Scheiben. Vor einem der Fenster stand eine hohe Ulme, deren Zweige gegen das Glas drückten und deren Blätter dem Licht einen grünlichen Schimmer verliehen. Bei Jeffersons Eintreten wirbelten Staubflocken auf.
Jefferson nahm sein Mobiltelefon hervor und wählte die Nummer, die McKenna ihm gegeben hatte. Ihre Mailbox antwortete, also hinterließ er eine Nachricht, in der
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