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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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nickte. »Offenbar kannte Sinatra eine Menge Wärter und Sträflinge im Blade; schließlich hat er nicht wenige von ihnen vor Gericht verteidigt. Er hat Older als Koch eingestellt. Older hat ihm wahrscheinlich von Zeit zu Zeit neue Mandanten zugeschustert.«
    Jefferson beugte sich über den Leichnam. »Darf ich?«
    »Tu dir keinen Zwang an, wenn du meinst, dass du es verträgst«, entgegnete Vincent.
    Jefferson zog sich ein paar Latexhandschuhe über, stopfte seine Krawatte ins Hemd und ging über dem Leichnam des Kochs in die Hocke. Er vermied es, den Kopf anzusehen und die groben Stiche aus derber Schnur, die den Hyänenkopf auf den Schultern des Toten hielten. Stattdessen tastete er den Leichnam vorsichtig ab. In der Gesäßtasche des Mannes fand er eine rechteckige Erhebung. Er schob die Finger in die Tasche und zog vorsichtig eine lederne Geldbörse heraus. Er öffnete die Börse und überprüfte das Scheinfach. Ein paar grüne Banknoten und ein paar weiße Benzinquittungen. Dann begann er, die Kreditkartenfächer zu untersuchen. Er zog Plastikkarten hervor, Videothekenausweise, einen Führerschein, der den Inhaber als Gary Older auswies, und ein paar Fotos. Er betrachtete eines der Fotos für einen Moment, eine nichts sagend aussehende Frau vor dem St.-Louis-Bogen mit einem Baby auf dem Arm.
    Vorsichtig schob er die Bilder wieder zurück und machte sich daran, die andere Klappe der Geldbörse zu inspizieren. Er fand einen Zettel, zog ihn langsam hervor und entfaltete ihn. Sieben Zahlen waren darauf gekritzelt – eine Telefonnummer. Er drehte den Zettel um und sah drei Buchstaben: R J D.
    Jefferson notierte die Nummer und die Buchstabenfolge in seinem Notizblock, faltete den Zettel zusammen und schob ihn vorsichtig in Olders Geldbörse zurück.
    »Alles in Ordnung?« Vincents unvermittelte Frage ließ Jefferson zusammenzucken.
    »Ja, ja«, sagte er und erhob sich. »Alles bestens.«
    Er blickte sich im restlichen Zimmer um.
    Gegenüber dem Leichnam hatte jemand einen Gartenzwerg aus Keramik aufgestellt, eine kleine, grinsende Gestalt auf dem Teppich direkt an einer Zimmerwand. Es war ein Gartenzwerg, doch hier oben wirkte er unheimlich.
    Was hat dieses Ding hier zu suchen?, fragte sich Jefferson.
    Die Keramikfigur war höchstens sechzig Zentimeter hoch, doch die Art und Weise, wie sie die Cops mit ihren stumpfen Augen anzustarren schien, drei Meter vom sich zersetzenden Leichnam entfernt, wirkte geradezu gespenstisch. Eine Hand hing schlaff an der Seite, die andere war ausgestreckt und schien etwas zu halten. Jefferson trat einen Schritt näher, um die Sache in Augenschein zu nehmen, und spürte, wie ihm schwindlig wurde.
    Die kleine Zwergenhand hielt einen abgetrennten menschlichen Finger.
    Brogan legte die Hand vor den Mund und schluckte. Er wandte sich ab und blickte durch die offene Tür hinaus in den Gang.
    »Als wir dieses Zimmer nach Abdrücken untersuchten, fanden wir eine Menge menschliches Körperfett an der Wand dort drüben«, sagte Vincent und deutete auf eine große freie Fläche neben dem Gartenzwerg. »Also haben wir den Raum mit Laserlicht abgesucht, um herauszufinden, was es damit auf sich hat.«
    Jefferson nickte. Gerichtsmediziner setzten häufig Laserlicht ein, um Spuren zu finden.
    Vincent schloss die Tür und schaltete das Licht aus. Im Zimmer wurde es stockdunkel. Jeffersons Körper spannte sich unwillkürlich bei dem Gedanken an den grauenvollen Leichnam und den unheimlichen Gartenzwerg, die mit ihnen zusammen im Raum waren. Er wusste nicht zu sagen, was von beiden schlimmer war, der Tote oder der Zwerg. Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken.
    »Meine Güte, mach das Licht wieder an!«, sagte Brogan.
    »Ja, mach es wieder an«, sagte auch Jefferson.
    Ein metallisches Kratzen erklang, gefolgt von Vincents Antwort. »Okay, nur einen Augenblick, ich muss dieses Ding erst ausrichten.«
    Ein Klicken, und augenblicklich war das Zimmer von einem irisierenden bläulichen Leuchten erfüllt. Das Licht erinnerte Jefferson an eine flackernde Kerze, die Schatten in die tieferen Ecken des Raums warf. Der Eindruck war friedlich, so, als würde man am Grund eines leuchtend blauen Ozeans schwimmen.
    Das Licht brachte die chemischen Substanzen in menschlichem Hautfett zum Fluoreszieren und machte sonst unsichtbare Finger- und Handabdrücke im Zimmer sichtbar. Jefferson erkannte verschmierte Flecken und zufällige, wahllos verteilte Abdrücke. An einer Stelle jedoch kamen sämtliche Abdrücke

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