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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Hosentasche, und er hatte die Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Den Mantel hatte er offensichtlich schon früher ausgezogen. Er wandte den Kopf nach den Neuankömmlingen um und grinste, als Jefferson und Brogan das Zimmer betraten. Dann erhob er sich, um sie zu begrüßen. Es war Vincent.
    Vincent war ein hagerer Italoamerikaner mit schwarzem Haar und Schatten auf Wangen und Kinn. Seine Haut war dunkel wie die eines Südländers. Brogan und Jefferson kannten Vincent seit Jahren; alle drei hatten gemeinsam in Bosnien gedient.
    Man hätte Vincent für den nettesten Burschen der Welt halten können, hätte man ihn nicht in Zvornik gesehen, in Bosnien. Andererseits hatten dort alle ein wenig verrückt gespielt, nicht allein Vincent. Heute mochten ihn alle Kollegen gern; er war Mitte dreißig und wie Jefferson und Brogan bei der Mordkommission der Bostoner Polizei.
    »Danke, dass ihr gekommen seid, Jungs«, sagte er. Hinter ihm erblickte Jefferson etwas Weißes, bevor ein weiterer Detective ihm die Sicht versperrte. »Ich bin wirklich froh, dass ihr hier seid.«
    Vincent schälte die Latexhandschuhe ab und warf sie in den Müllbeutel neben dem Eingang. Er schüttelte Brogan und Jefferson die Hände. »Nach dem, was wir hier vorgefunden haben, scheint es zu eurem Killer zu passen. Falls dem so ist, wird der Chief euch beiden die Ermittlungen übertragen. Rein technisch gesehen bin ich hier der leitende Beamte, aber es ist euer Fall. Ich bin nur für die Laufarbeit gekommen.«
    »Danke«, antwortete Jefferson.
    »Was habt ihr denn bisher gefunden?«, fragte Brogan.
    »Nun ja …« Vincent zögerte kurz. »Am besten, ihr seht es euch selbst an.«
    Er trat zurück, und zum ersten Mal erhielt Jefferson eine Gelegenheit, das Zimmer zu betrachten. Eine Frau in einem weißen Morgenmantel lag leblos in einem Stuhl, der vom Esstisch zurückgeschoben worden war. Der Morgenmantel war locker über ihre gebräunten Beine geschlagen und schleifte über den Boden. Die Arme hingen schlaff an den Seiten herab, und eine Hand baumelte wenige Zentimeter über dem mit Teppichen ausgelegten Boden. Jeffersons Blick wanderte nach oben. Der Mörder hatte ihr den Kopf abgeschnitten und stattdessen den ausgestopften Kopf eines gelb-schwarz gepunkteten Geparden angenäht. Die Lefzen des Geparden waren zu einem Fauchen zurückgezogen, und der Kopf, viel zu groß für den Körper der Toten, war fast so breit wie ihre Schultern. Er war mit Schnüren angenäht, die durch die Haut der Toten gestochen waren. Ihr Kopf lag in der Ecke, und sie starrte mit weit aufgerissenen, blicklosen Augen ins Zimmer.
    »Allmächtiger!«, ächzte Brogan und wich unwillkürlich vor dem grauenvoll verunstalteten Leichnam zurück. »Wer kann so etwas tun?«
    Vincent schüttelte den Kopf. »Das wissen wir nicht.« Er deutete auf die verdunkelten Fenster. »Wir mussten sämtliche Jalousien unten lassen, um die Vertreter der Medien daran zu hindern, durch die Fenster zu spionieren. Wenn sie Bilder von der Schweinerei hier kriegen, gerät die ganze Stadt in Panik. Das ist schlimmer als Zvornik, was?«
    »O ja«, murmelte Brogan. Er starrte noch immer aus weit aufgerissenen Augen auf die Frau.
    Jefferson war bei der Erwähnung von Zvornik unbehaglich geworden. Vor längerer Zeit waren sie alle übereingekommen, den Namen der Stadt nie wieder zu erwähnen. Es war, als hätte es jene Nacht nie gegeben, für keinen von ihnen.
    »Wir haben oben vier weitere Leichen. Sie sind alle ähnlich grauenvoll zugerichtet. Die Köpfe sind abgeschnitten und ausgestopfte Tierköpfe angenäht.« Er deutete auf die tote Frau. »Das dort war Patricia Sinatra, die Frau von Thomas Sinatra, dem Anwalt. Er ist ebenfalls oben unter den Toten und hat einen Jaguarkopf auf den Schultern. Und noch ein Mann, Gary Older, der unter der Woche für die Familie gekocht hat.«
    Vincent führte sie nach draußen ins Foyer und deutete zur Decke hinauf. »Seht euch das an.«
    Über ihnen stand geschrieben:
    Fürchte Ihn, der die Macht besitzt,
    in die Hölle zu senden.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Jefferson.
    »Keine Ahnung.« Vincent schüttelte den Kopf und zeigte zur Treppe. »Außerdem haben wir zwei weitere Opfer oben im zweiten Stock gefunden. Wir wissen noch nicht, wie sie in die Geschichte passen. Sie sind kleine Gauner, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was sie hier zu suchen hatten. Ich kannte einen von ihnen – er trug den Spitznamen Q. Ich hab ihn persönlich

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