Dämon
harter Bursche, und er hatte schon früher im Gefängnis gesessen. Der Gedanke, eingesperrt zu sein, hätte ihn nicht so sehr aus der Fassung bringen dürfen, wie es offensichtlich der Fall war. Brogan näherte sich ihm, während er sich mit der linken Hand über die Knöchel der rechten rieb. Jefferson hielt ihn zurück, indem er fast unmerklich den Kopf schüttelte.
Er blickte Saint an. Der große Mann kauerte in einer Ecke.
Saint starrte ihn aus runden, glasigen Augen angsterfüllt an. Seine Gedanken waren wieder irgendwo anders. Ganz langsam rutschte er an der Wand zu Boden, wo er schließlich mit den Knien unter dem Kinn zum Sitzen kam.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Brogan flüsternd.
»Ich bin nicht sicher.«
»Willst du ihn für eine Weile allein lassen?«
Jefferson nickte. »Ja, es ist wohl besser so. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist, aber ich hab noch nie einen Mann gesehen, der eine solche Angst hatte.«
Langsam entfernten sich die beiden Detectives aus dem Verhörzimmer. Als sie in der Tür standen, wandte Jefferson sich ein letztes Mal um und blickte auf Saint. Der saß noch immer in der Ecke, die Arme um die Knie geschlungen, und starrte geistesabwesend ins Leere.
»Wie geht es ihm?«
»Er hat sich wieder ein wenig beruhigt. So weit ist alles in Ordnung.«
Jefferson sprach mit der Polizeipsychologin Rudy Phillips. Rudy war ohnehin im Gebäude gewesen, um mit anderen Ermittlern über einen anderen Fall zu sprechen. Nach Saints Zusammenbruch hatte Jefferson sie angerufen, damit sie sich den Gefangenen ansah. Nun standen sie im Beobachtungszimmer und blickten durch den Spiegel in den Verhörraum. Saint saß wieder am Tisch, kaute wieder nervös an den Fingernägeln und starrte mit leerem Blick vor sich hin.
»Spielt er das nur?«, fragte Brogan.
Rudy schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Mir scheint eher, er hat ein schweres traumatisches Stresserlebnis hinter sich.«
»Können wir mit ihm reden?«
»Ja …«, antwortete die Psychologin zögernd. »Aber seien Sie vorsichtig. Setzen Sie ihm nicht zu sehr zu. Ich weiß nicht, was er erlebt hat, aber es hat ihn völlig aus der Fassung gebracht.« Rudy zögerte erneut. »Er hat gesagt, dass er reden will.«
»Er will reden?«
»Er hat gesagt, er kann Ihnen erzählen, was passiert ist.«
Jefferson wechselte einen Blick mit Brogan. »Nun, dann sollten wir mit ihm reden.«
Die Tür gab ein leises klickendes Geräusch von sich, als Jefferson den Knopf drehte, um das Verhörzimmer zu betreten. Brogan folgte ihm auf dem Fuß. Saint blickte zu den beiden Detectives auf. Er versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich. »Tut mir Leid wegen vorhin. Ein Mann sollte sich nicht so benehmen.«
Jefferson nahm am Verhörtisch Platz. »Ich habe Männer gesehen, die sich schlimmer benommen haben.«
»Ja, sicher …« Saint rieb sich mit der Hand den Nacken. »Ich weiß nicht, aber dieser Scheiß hat mir eine Heidenangst eingejagt. Todesangst.«
»Welcher Scheiß?«
Saint blickte sich im Raum um. Seine Blicke hafteten für einen Moment auf Brogan, der sich wieder neben der Tür hielt.
Saint seufzte. »Also schön, ich und die Jungs haben gehört, dass dieser Sinatra Kohle in seinem Haus hätte. Zwanzig Riesen oder so.«
»Welche Jungs?«, fragte Jefferson.
»Sie wissen schon«, antwortete Saint. »Sie sind alle tot. Sie haben doch ihre Leichen gefunden.«
Jefferson nickte. »Haben wir.«
»Also«, begann Saint erneut. »Jedenfalls, wir wollten diesen Anwalt beklauen, diesen Sinatra. Wir also hinten rein ins Haus, und Five und Q die Treppe rauf. Ich stehe vorn Schmiere.«
»Warten Sie.« Jefferson hob die Hand. Er blätterte durch ein kleines Notizbuch, das er aus der Brusttasche zog. »Also gut. Five ist Harry Connor, richtig? Und dieser Q, warten Sie … Wie war sein Name? Raymond Earl?«
Saint nickte. »Ja. Five heißt mit richtigem Namen Harry. Aber den Namen von Q kenne ich nicht … ich hab nie gehört, dass jemand ihn anders als Q gerufen hätte.«
Jefferson legte das Notizbuch auf den Tisch. »Schön. Erzählen Sie weiter.«
»Wo war ich?«
»Sie haben den Vordereingang im Auge behalten.«
»Ach ja, richtig. Nun, ich stehe vorn Schmiere, und dann hör ich oben den Lärm. Also will ich rauf, und dann sehe ich was.«
»Was?«
»Diese Lady. Sie sitzt im Esszimmer und beobachtet mich.«
»Ja.«
»Also gehe ich zu ihr.« Saint atmete scharf ein. »Aber sie ist schon tot.«
»Haben Sie die Frau umgebracht?«
Saint
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