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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Frau, gefolgt vom Knall der beiden Airbags, die aus dem Armaturenbrett und dem Lenkrad explodierten.
    Brogan spürte, wie er zur Seite geschleudert wurde, als der Wagen von der Straße glitt und mit dem Heck gegen die Leitplanken krachte. Ein Reifen explodierte mit der Lautstärke eines Kanonenschusses, und der Wagen neigte sich zur Seite, bevor er endlich zum Stehen kam. Durch die zerfetzte Scheibe sah Brogan den großen schwarzen Ford Expedition, der in sie gerast war. Der Truck lag quer vor ihrem eigenen winzigen Fahrzeug.
    Eine Hupe lärmte monoton, und jemand schrie vor Schmerz so laut, dass er das Geräusch der Hupe und das Pfeifen des Wasserdampfs aus dem geborstenen Kühler übertönte.
    Neben Brogan lag seine Frau vornübergebeugt auf dem langsam in sich zusammenfallenden Airbag. Ihre Augen waren geschlossen, ein Arm lag über dem Kopf, und die Hand ruhte auf dem weißen Material des Airbags. Trotz des Aufpralls spürte Brogan keinen Schmerz. Er wollte sich zu seiner Frau herüberbeugen, doch der Sicherheitsgurt hielt ihn fest. Er blickte nach unten und erkannte, dass das Schloss verbogen war und der Gurt sich nicht mehr öffnen ließ.
    Seine Frau lehnte immer noch bewegungslos über dem Lenkrad; der Anblick erinnerte Brogan an die tausend Male, die er mitten in der Nacht aufgewacht war, wenn seine Frau neben ihm geschlafen hatte, den Kopf ins weiße Federkissen gedrückt. Der Lärm der Hupe erstarb nach und nach, das Geräusch herannahender Sirenen, die Schmerzensschreie, alles schien zu verhallen, bis Brogan ganz allein mit seiner Frau war, umgeben von Stille. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihr Gesichtsausdruck war friedlich. Es sah aus, als würde sie auf dem Airbag-Kissen schlafen.
    Er betrachtete sie einen Augenblick lang. Er wusste, dass sie tot war, doch er konnte sie nicht erreichen, weil er durch den Gurt in seinem Sitz gefangen war. Ihre Augen zuckten einmal wie im Schlaf, dann öffnete sie sie langsam und blickte ihn unter ihren langen Wimpern hervor an. Brogan spürte, wie es ihm die Brust zusammenschnürte, das vertraute Gefühl von Beklemmung. Die Glassplitter waren aus ihrem Haar verschwunden, und wie sie dort auf dem Airbag lag, schien sie schwach weiß zu leuchten, ein Licht aus ihrem Innern. Ihre Augen standen offen, und sie lehnte sich im Sitz zurück. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn lange mit traurig zur Seite geneigtem Kopf an.
    »Das ist ein Traum«, sagte Brogan leise.
    »Ja«, antwortete seine Frau.
    »Bleib bei mir.«
    Sie nickte, dann lächelte sie schwach, hob die Hand, legte die Finger an die Lippen und blies ihm einen Kuss zu. Schließlich wandte sie sich ab, schwang die Wagentür auf und stieg aus. Brogan streckte erneut die Hand nach ihr aus, doch der Gurt hielt ihn fest. Sie schloss die Tür mit einem leisen Klicken, dann ging sie langsam die Ausfahrt hinunter und zu dem zerstörten Expedition. Ein junger Mann hing aus dem Fahrerfenster, fast noch ein Kind, vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre alt. Er war mit dem Kopf durch die Scheibe gekracht, und seine linke Schläfe lag auf dem zersplitterten Glas, das aus dem Türrahmen ragte. Blut strömte über den Lack der Tür und befleckte die schwarze Farbe.
    Die Augen des Jungen blickten leer und leblos nach unten auf den mit Glassplittern übersäten Asphalt. Als Brogans Frau an ihm vorbeikam, streckte sie eine Hand aus und legte zwei Finger an seinen Kopf. Der Tote schüttelte sich einmal, dann sah Brogan, wie unvermittelt wieder Leben in seine Augen und ein Stöhnen über seine Lippen kam. Er setzte sich auf, eine Hand auf den Schnitt an seiner Schläfe gepresst.
    Brogans Frau ging weiter. Sie bewegte sich auf eine Straßenlaterne am Ende der Ausfahrt zu. Unten erschienen die ersten Polizeifahrzeuge und jagten auf dem Weg zur Unfallstelle an ihr vorbei. Sie drehte sich ein letztes Mal um, und ihr Blick begegnete Brogans. Sie lächelte, hob die Hand und winkte. Für eine Sekunde versperrten die Polizeifahrzeuge und ihre blitzenden Blau- und Rotlichter die Sicht. Als Brogan wieder ungehindert sehen konnte, war sein Frau verschwunden.
    Brogan setzte sich im Bett auf. Die Laken klebten an seiner schweißnassen Haut. Seine Füße waren in die Decke gewickelt, und er strampelte sie von sich in dem Versuch, sich ein wenig abzukühlen. Der Raum war erstickend heiß, die Luft dick und schwül. Er legte sich aufs Bett zurück, nachdem er das Kissen mit der kühleren Unterseite nach oben gedreht hatte. Er streckte die Arme zu

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