Dämon
zusammen und schloss die Eingangstür auf. Sinnlos, über leere Schaukeln nachzudenken. Im Innern des Hauses war es dunkel. Er bewegte sich sicher durch die vertraute Umgebung, durchquerte das Wohnzimmer und stieg leise die Holztreppe in den ersten Stock hinauf. Oben angekommen, zog er seine Schuhe aus und ging auf Socken durch den Korridor.
Die Tür zum Zimmer seiner älteren Tochter war geschlossen, und nur der schwache Lichtschein ihrer Nachttischlampe fiel unter der Tür hindurch. Leise drehte er den Knauf und schob sich in ihr Zimmer. Sarah, die Vierjährige, lag in ihrem Bett und schlief. Sie lag flach auf dem Rücken, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt, als wolle sie jemanden umarmen. Ihr Kopf war leicht zur Seite geneigt, die Haare lose mit einem pinkfarbenen Gummiband zusammengehalten, und ihr kleiner Mund stand ein wenig offen, während sie leise schnarchend atmete. Brogan beugte sich über sie und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange, bevor er sie auf die Seite drehte, damit sie sich nicht den Nacken versteifte. Ihre Arme hingen schlaff herunter, als er sie bewegte, und sie öffnete und schloss den Mund zweimal, bevor sie wieder in den Schlaf sank. Ihr Gesicht war ins Kissen gepresst, und Brogan lächelte, als sie im Traum die Nase rümpfte. Seine Kleidung roch noch immer nach Regen und nassem Teer vom Dach des Polizeireviers.
Über ihrem Bett leuchtete ein Donald-Duck-Nachtlicht blau und orange.
»Pass auf sie auf, großer Donald«, flüsterte Brogan zu dem Licht, dann wandte er sich um und verließ das Zimmer.
Das Baby schlief gleich nebenan, und Brogan streckte rasch den Kopf ins Zimmer. Ein zweites Nachtlicht, diesmal Minnie Mouse, warf trübe Schatten auf die Wände und verwandelte das Mobile an der Decke in ein Geflecht aus schattigen Linien auf den Kuscheltieren, die in einer Ecke des Zimmers am Boden lagen. Brogan trat leise zu Nicoles Krippe. Das Baby lag auf dem Bauch, bis an den Kopf zugedeckt mit einer weißen Elmo-Decke. Brogan beugte sich über das kleine Bett und brachte das Gesicht ganz nah an den Hinterkopf des Babys, bis das weiche Haar an seinem Kinn kitzelte. Er atmete tief ein und roch den Babyduft, bevor er das Kind auf den Kopf küsste.
Dann richtete er sich auf, schaltete das Babyfon neben dem Bett ein und verließ so lautlos das Zimmer, wie er es betreten hatte. Er zog die Tür hinter sich zu und ging zurück, an der Treppe vorbei und zu seinem eigenen Schlafzimmer. Es war ein großer Raum mit zwei Fenstern, eines nach hinten, eines nach der Seite, zum Haus des Nachbarn zeigend. Ein pfirsichfarbener Orientteppich lag auf dem Boden zwischen dem Bett und der hüfthohen Kommode aus Walnussholz. Auf der Rückseite der Kommode befand sich ein hoher Spiegel. Brogan blieb davor stehen und starrte auf sein Spiegelbild im Glas. Er nahm den Revolver aus der Tasche und legte die Waffe auf die glatte Oberfläche, wo sie in Leibeshöhe lag.
Er beugte sich vor, stemmte die Handflächen auf die glatte Holzplatte und ließ den Kopf hängen. Auf der Kommode standen vier weiße Keramikpferde, jedes in einer anderen Haltung, mit wilden Mähnen und mitten im Schritt eingefrorenen Hufen. Er nahm eines der Pferde in die Hand und starrte ihm in die gemalten Augen. Neben den Pferden befand sich eine kleine Spieldose aus gelacktem Holz mit aufgemalten Sternen und Monden. Brogan öffnete die Dose, und eine leise Melodie erklang. Im Innern der Dose lagen die verschiedensten Schmuckstücke, Gold, juwelenbesetzte Ohrringe und Halsketten, ein gefaltetes Bild von seiner Frau.
Während die Musik leise spielte, nahm er das Foto heraus und hielt es vorsichtig an den Rändern.
Das Bild zeigte Brogans Frau an einem Spätsommernachmittag draußen auf der Terrasse. Sie saß vorgebeugt, die Ellbogen auf den Knien, und mit einer Hand hielt sie ihre langen Haare aus dem Gesicht. Ihr Lächeln war warm, das Gesicht halb von der Kamera weggedreht, während sie mit gehobenen Augenbrauen in die Linse sah. Hinter ihr leuchtete das bunte Herbstlaub der Bäume in Orange- und Rottönen, und gelbes Sonnenlicht spielte auf ihrer Wange.
Brogan hielt das Bild vorsichtig und schob es dann in den Rahmen des Spiegels, genau auf Augenhöhe. Er starrte auf das vertraute Gesicht seiner Frau und spürte den dumpfen, bohrenden Schmerz, der sich von seiner Brust aus über den Leib ausdehnte wie Metallbänder, die enger und enger um seinen Körper geschlungen wurden. In den Monaten seit ihrem Tod waren Nächte wie diese,
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