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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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winkte ermutigend. »Gehen Sie nur. Gehen Sie ruhig rein, das ist schon in Ordnung.«
    Jefferson durchquerte die Ausstellungshalle und ging zur Tür. Die Luft im Innern des Raums roch immer noch abgestanden und verbraucht. Es war, als beträte man einen riesigen Sarg. An den Wänden rechts und links standen Pritschen. Ein Schwarzes Brett mit einem Kalender und Notizen hing an der dritten Wand.
    »Bevor das Museum eröffnet wird, werden ringsum Glasbarrieren errichtet, damit die Besucher nichts beschädigen können«, sagte der Wachmann und gesellte sich zu Jefferson.
    An der Wand neben der Tür stand etwas geschrieben, mit scharfem Metall in die Wand geritzt.
    »Was ist das?«, fragte Jefferson und deutete auf die Schrift.

Der Wachmann zuckte die Schultern. »Das weiß man nicht.«
    Die Buchstaben waren lang und gezackt, jedes Wort breit gedehnt. Jefferson trat näher, um sich die Schrift genauer anzusehen. Als er las, was dort stand, spürte er, wie sich etwas kalt in ihm zusammenzog und sein Blut erstarrte. Es war keine Einbildung – er spürte, wie sich sein Herzschlag verlangsamte und irgendetwas seine Kehle zuzuschnüren schien.
    Das Böse, das aus der Mitte des Himmels entspringt,
    das Grauen, das aus den Tiefen des Labyrinths entkommt
    Er zog ein Foto der Schriftzeichen aus der Tasche, das im Haus von Sinatra gemacht worden war und hielt es neben die Schrift an der Wand.
    Es war die gleiche Schrift.
    »Jesses …«, sagte er leise und wich zurück. Er drehte sich zu dem Wachmann um. »Wann wurde das Schiff gefunden, sagten Sie?«
    »Vor neun oder zehn Monaten.«
    »Und davor? Lag es die ganze Zeit auf dem Meeresgrund?«
    »Ja. Seit dem Zweiten Weltkrieg. Fast fünfundsechzig Jahre lang.«
    Jefferson verglich die Schrift auf dem Foto noch einmal mit den Schriftzeichen an der Wand. Sie waren ohne jeden Zweifel identisch.
    »Hatte jemand zu diesem Wrackteil Zutritt, seit es hier ruht?«, fragte er. »Könnte jemand eingebrochen sein und das da an die Wand geschmiert haben?«
    »Nun ja …« Der Wachmann rieb sich den Nacken, während er nachdachte. »Ich glaub schon. Wenn er es wirklich darauf abgesehen hatte, dann … ich meine, es wäre nicht leicht, aber durchaus möglich.«
    Jefferson nickte. Also könnte jemand ins Museum geschlichen sein, um das da an die Wand zu kritzeln. Aber warum?
    »Aber wenn Sie wegen dieser Schrift an der Wand fragen … die war bereits dort, als das Wrack geborgen wurde«, fuhr der Wachmann fort.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Oh, es wurde alles dokumentiert, als sie die Tür geöffnet haben. Alles wurde fotografiert. Was Sie hier sehen, ist ganz genau so, wie es war, als das Wrackteil geöffnet wurde.«
    »Sie sagten, dass die Besatzung des U-Boots um den zwanzigsten September starb?«, fragte Jefferson.
    »Ungefähr, ja.«
    »Und das war der Tag, an dem man das Wrack entdeckt hat?«
    »Richtig.«
    »Aber die Galla ist erst im Januar nach Boston gekommen, sagten Sie?«
    »Ja.«
    »Wo war sie dann von Ende September bis Januar?«
    Der Wachmann legte die Stirn in Falten und überlegte. »Sie wurde im Südpazifik gefunden. Von dort bis nach Boston dauert es einen guten Monat.«
    »Also hätte das Wrack Anfang oder Mitte November eintreffen müssen.«
    »Nun, es musste wohl durch den Zoll oder vielleicht in Quarantäne oder sonst was. Ich weiß es nicht genau, tut mir Leid.«
    Jefferson wusste, dass die Zollformalitäten höchstens zwei Tage dauerten. Die Galla hätte also spätestens im November in Boston eintreffen müssen. Doch sie war erst im Januar angekommen, mehr als zwei Monate zu spät.
    Wo hatte sie in dieser Zeit gesteckt?
    Irgendetwas war auf Bougainville gewesen. Dieses Schiff hatte es gefunden und war damit auf dem Rückweg in die Staaten gewesen, als es von den japanischen Bombern versenkt wurde und alles an Bord mit in die Tiefe gerissen hatte. Dort hatte es die letzten vierundsechzig Jahre gelegen. Und das Ding an Bord hatte vierundsechzig Jahre lang darauf gewartet, dass es gefunden wurde.
    Das Büro des Medical Examiner befand sich ganz hinten im alten City Hospital, das heute ein Teil des Boston Medical Center war – und der letzte Ort, an dem Jefferson damit gerechnet hätte, McKenna zu treffen.
    Doch sie war dort. Sie wartete auf einem der blauen gepolsterten Stühle im Warteraum auf ihn. Die Notaufnahme erinnerte Jefferson an ein Irrenhaus des achtzehnten Jahrhunderts. Menschen auf Rollbahren, manchmal blutig, Ärzte in grünen Kitteln, die umherrannten,

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