Dämon
Reihe vor den Zelten Aufstellung – dreizehn Marines. Die meisten Männer wirkten erschöpft und unsicher und hatten dunkle Ringe unter den Augen wie verlaufene Schminke.
Alabama hielt seinen Helm in der Hand und kratzte sich am Kopf. Keaveney kaute auf einem Kaugummi; die weiße Masse leuchtete immer wieder zwischen seinen Zähnen auf. Leichter Regen hatte eingesetzt, sammelte sich auf den Blättern, fiel in großen Tropfen wie durch ein Sieb auf die Männer und tauchte sie in kühle Nässe.
Eric wischte sich den Regen aus den Augen und wartete darauf, dass Seals begann.
»Wie ihr wisst, Männer, hatten wir letzte Nacht eine Begegnung mit dem Feind. Zwei Kameraden werden vermisst. Aber wir sind ja auch nicht hergekommen, um mit den Japanern Freundschaft zu schließen. Oder hier eine Art Pfadfinderlager aufzuschlagen. Oder Geschichten am Lagerfeuer zu erzählen und Steaks mit Bohnen zu essen, ohne dass die Gefahr besteht, jemand könnte dran glauben müssen.« Seals verstummte für einen Augenblick und sah die Männer der Reihe nach an. »Schlagt euch diese Vorstellung jetzt besser aus dem Kopf.«
Er atmete laut aus. Auf seiner Oberlippe hatten sich Schweißperlen gebildet, und er rieb sich mit der Hand den Nacken.
»Sehen wir zu, dass wir herausfinden, was sich letzte Nacht ereignet hat. Zweiergruppen bilden, und zusammenbleiben. Sucht nach Leichen, aber achtet auf Fallen – ich will heute Morgen keine weitere böse Überraschung erleben.«
Sie setzten sich in Bewegung, mit schussbereiten Waffen, während sie nervös nach rechts und links blickten und sich tiefer in den Dschungel vorarbeiteten. Der Regen tropfte kalt von oben herab. Dunstschwaden zogen über den Boden und hüllten alles in Weiß. Große dunkle Blätter ragten aus dem Nebel und schienen die Männer einhüllen zu wollen. Eric schob Äste und Lianen mit dem Gewehrlauf aus dem Weg und schlich in geduckter Haltung voran, voller innerer Anspannung.
Alabama war neben ihm, schwer atmend. Keaveney befand sich auf der anderen Seite. Eric blickte sich nach den anderen um und sah, dass der Rest der Kompanie sich mit der gleichen misstrauischen Vorsicht durchs Unterholz bewegte. Der Dunst am Boden war dicht genug, dass ein Mann sich darin verstecken konnte, wenn er sich hinlegte. Einen Augenblick lang wünschte sich Eric einen hübschen trockenen Fleck, wo er sich verkriechen und das Ende dieser Sache abwarten konnte.
Dann entdeckte er Sadlons Leiche.
Der Soldat war noch immer an den mächtigen Stamm eines Towanbaums gefesselt, mit durchgebogenem, gekrümmtem Rücken. In seiner Brust klafften tiefe Schnitte, und Eric sah weiße Knochen durch die Wunden schimmern. Ein Schnitt ging quer über Sadlons Bauch, und Eingeweide quollen daraus hervor. Fliegen hatten sich auf dem Leichnam versammelt und bildeten wimmelnde schwarze Klumpen auf den tiefen Wunden.
Der Schimpansenkopf war nach vorn gesunken, und die Augen starrten blicklos zu Boden.
Alabama entdeckte den Toten eine Sekunde später und stieß einen dumpfen Laut des Entsetzens aus. Dann wandte er den Kopf zur Seite.
»Wir haben ihn gefunden!«, rief Eric. »Er ist hier drüben!«
Im ersten Augenblick hätte man glauben können, Sadlon sei von einem wilden Tier angefallen worden war, einer Dschungelkatze oder etwas Ähnlichem. Die Wunden sahen aus, als wären sie von scharfen Krallen verursacht worden.
»Das kann nicht sein!«, stieß Alabama hervor und starrte auf den Toten.
Die anderen Männer näherten sich aus sämtlichen Richtungen. Eric hörte, wie sie durch den Dunst kamen. Langsam schälten sie sich aus dem milchigen Weiß, bis sie mit schockierten Gesichtern vor dem Toten standen.
»Gütiger Gott!«, sagte Jersey, als er vor Sadlons sterblichen Überresten stand. Eric sah, wie Jerseys Kehlkopf arbeitete, als er gegen den Drang ankämpfte, sich zu übergeben. Andere Marines kamen hinzu und bildeten einen Kreis um den Baum mit dem Toten. Irgendjemand verlor die Kontrolle über seinen Magen und kotzte die Morgenration geräuschvoll auf den Dschungelboden.
»Herr im Himmel!«, ächzte Seals mit einem Blick auf den verstümmelten Leichnam.
Er schwieg ein paar Sekunden, dann befahl er: »Schneidet ihn runter. Und nehmt ihm diesen verdammten Affenkopf ab! Mein Gott!«
Eric und Alabama traten vor, zückten ihre Messer und durchschnitten die dicken Lianen, mit denen Sadlons Arme hinter den Baum gefesselt waren. Der Leichnam kippte vornüber zu Boden. Eric und Alabama wechselten
Weitere Kostenlose Bücher