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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Blicke.
    »Ich pack das Ding nicht an«, sagte Alabama schließlich mit einem Nicken in Richtung des Affenkopfes.
    Seals trat hinzu und starrte mit ausdruckslosem Gesicht in die Bäume hinauf. Dann ging er in die Hocke, beugte sich über den Toten und nahm dessen Briefe aus der Brusttasche. Er schob sie in seine eigene Jacke, nahm seinen Helm ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Schließlich zog er sein Messer und durchtrennte die Kordeln, die den Schimpansenkopf auf dem Hals des Toten hielten. Sekunden später rollte der Kopf zu Boden und kam auf verrotteten Blättern zum Liegen.
    »Ich lasse keinen meiner Männer so zurück!«, sagte Seals, packte den Affenkopf und schleuderte ihn in den Dschungel.
    »Wer hat das getan?«, fragte Alabama leise.
    »Was denken Sie?«, entgegnete Seals. »Die Japse sind eine Bande von verdammten Tieren!«
    Alabama nickte, doch Eric bemerkte, dass er wenig überzeugt schien.
    Die Männer starrten betreten zu Boden. »Jemand soll ein Gebet für ihn sprechen«, forderte Seals sie auf.
    Die Männer sahen sich an, dann blickten sie zu Jersey, der eine katholische Highschool besucht hatte.
    »Was … was soll ich denn sagen?«, fragte Jersey.
    »Irgendein Gebet, Mann. Sagen Sie irgendein Gebet für ihn«, entgegnete Seals in scharfem Tonfall.
    »Der Mann ist tot«, sagte Alabama. »Ich glaub nicht, dass er wählerisch ist.«
    Jersey nickte und murmelte ein leises Gebet. Die Männer bekreuzigten sich. Sadlons Augen starrten leer und glasig in den Himmel wie die Augen eines toten Fisches. Seals drückte sie zu.
    Er setzte seinen Helm wieder auf und erhob sich. »Begraben wir ihn. Ich will nicht, dass die Japse wiederkommen und irgendwelche Souvenirs finden.«
    Er ging ein paar Schritte von dem Toten weg, bevor er stehen blieb und sich zu den Männern umdrehte. »Im Krieg gibt’s nun mal Tote«, sagte er. »Der Sinn der Sache ist, mehr Menschen zu töten als der Gegner, dann hat man eine ziemlich gute Chance, den Krieg zu gewinnen. Ihr werdet noch eine ganze Menge mehr Leichen sehen, bevor das alles vorbei ist. Am besten, ihr gewöhnt euch jetzt schon daran.«
    »Ich hab so was noch nie gesehen«, sagte Keaveney und starrte auf den aufgeschlitzten Leichnam seines Kameraden, der verkrümmt am Boden lag, »und ich werd mich nie daran gewöhnen.«
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Seals scharf.
    »Nichts, Sarge.«
    »Also gut. In Ordnung, Männer!« Seals klatschte in die Hände. »An die Arbeit. Bringen wir es hinter uns, bevor es zu heiß wird.«
    Drei Soldaten gruben eine halbe Stunde lang, bis sie ein Loch im nassen Boden geschaufelt hatten, das tief genug für den Toten war. Eric Davis und die anderen suchten nach dem zweiten vermissten Marine, fanden aber keine Spur von ihm. Es war, als hätte der Dschungel ihn verschluckt.
    Eine Stunde später hatten sie Sadlons Grab hinter sich gelassen, einen rechteckigen Hügel frisch ausgehobener Erde inmitten des grünen Dschungels. Gewehr und Helm des Toten ersetzten den Grabstein. Die Männer folgten in einer lang gezogenen Reihe einem schmalen Pfad, der immer tiefer in den Urwald führte. Vierzehn Marines, Zigaretten in den Mundwinkeln, die Waffen in der einen Hand, die andere zur Seite ausgestreckt, um in dem sumpfigen Gelände das Gleichgewicht zu wahren.
    Die Luft war erstickend, und bald fühlten sich die Männer, als wäre ihre Haut mit einer klebrigen Schicht öliger Lumpen bedeckt. Blutegel wimmelten im Wasser und saugten sich windend an Stiefeln und Hosenbeinen fest. Bienen, so groß wie Halbdollarstücke, landeten auf ungeschützter Haut, angezogen vom Salz menschlichen Schweißes. Die Bienen waren harmlos, solange sie nicht provoziert wurden; sie saugten lediglich den Schweiß auf und flogen wieder davon. Eric schauderte jedes Mal, wenn eines der Insekten auf seinem ungeschützten Gesicht landete, darauf herumkroch und sich in Richtung seiner Augen oder seines Mundes bewegte. Oder in sein Ohr eindrang. Skorpione flüchteten mit hoch erhobenem Stachelschwanz, wenn die Soldaten sich näherten.
    Schließlich legten sie eine Rast ein, und dankbar nahm Eric seine Feldflasche hervor, um ein paar Schluck warmes Wasser zu trinken.
    Ringsum wurden Rufe laut: »Ich hab nichts mehr!«, und Männer drehten ihre leeren Feldflaschen um.
    Eric spürte irgendetwas an seinem Bein. Er blickte nach unten: Seine Hosenbeine sahen aus, als wären sie lebendig geworden. Der Stoff war in zuckende, krabbelnde Bewegung

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