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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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an. Selbst die Sträflinge an den Zellenfenstern schienen den grässlichen Schrei gehört zu haben. Für einen Moment war alles still; nur das Zischen der Leuchtkörper und das Bellen des Schäferhundes waren zu vernehmen.
    Schließlich übernahm Commons die Führung. Er streckte den Fuß nach der ersten Leitersprosse aus. Die anderen Männer stellten sich hinter ihm auf und machten Anstalten, ihrem Anführer zu folgen. Alles drängte auf das Loch zu.
    Jefferson kletterte ebenfalls nach unten, Hände und Füße am kalten Metall der Leiter. Als er den Boden erreicht hatte, drehte er sich um. Die Männer wandten ihm den Rücken zu, starrten zu beiden Tunnelenden. Die Schreie waren verstummt. Drückende Stille herrschte. Jemand verfeuerte Rauchgranaten. Es gab ploppende Geräusche, gefolgt von einem metallischen Aufprall und lautem Zischen. Dicker Rauch breitete sich träge aus.
    »Die Masken!«, brüllte Commons, als der Rauch sich weiter ausbreitete und die Männer einzuhüllen begann.
    Jefferson hatte nur einen Augenblick Zeit, um seine Maske hervorzuziehen und sie sich vors Gesicht zu schnallen, bevor die weiße Rauchwolke ihn umgab und Wirbel vor der Sichtplatte der Maske tanzten. Die Stimmen aus dem Funkempfänger hinter seinem Ohr klangen dünn und blechern durch den winzigen Ohrhörer.
    »Erstes Team nach Norden, bis in den vorderen Raum«, befahl Commons.
    Überall war nun Rauch. Durch die dichten Schwaden hindurch sah Jefferson die dunklen Umrisse von Männern, die nicht mehr zu unterscheiden waren. Das SWAT -Team teilte sich auf. Eine Gruppe bewegte sich nach Norden, in Richtung des unterirdischen Friedhofs, die zweite nach Süden, durch den Gang zu den übrigen Räumen. Jefferson spürte eine Berührung am Arm. Brogan stand im weißen Rauch. Er deutete nach Süden. Die Männer setzten sich in Bewegung.
    Jefferson hatte eine Heckler & Koch von den SWAT -Cowboys ausgeliehen. Eine handliche Waffe mit kurzem Lauf, jede Menge Munition im Magazin. Die Lampen an den Läufen der Waffen bewegten sich in wilden Mustern durch das ölige Weiß und erhellten die Schwaden des Gases. Links und rechts von Jefferson leuchteten vier Kugeln auf. Brogan und der Rest des Teams hielten sich dicht beieinander.
    Sie blieben im Korridor, als sie durch die offenen Türen in die dahinter liegenden Kammern leuchteten. Was verbarg sich dort? Weitere Kammern? Weitere Gänge? Lagen dort vielleicht drei tote Männer des SWAT -Teams? Und wer hatte sie umgebracht? Dieses Loch war ein Labyrinth aus Zimmern und Kammern, Gängen und Stollen. Aus dem Ohrhörer drangen die Geräusche von keuchendem Atmen, rennenden Männern, schnellen Schritten. Jefferson bewegte sich nach links und steckte den Kopf in einen der Durchgänge. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe durch den raucherfüllten Raum.
    Irgendetwas baumelte an der Decke.
    Etwas in einem schwarzen Overall und einer Kevlar-Weste. Etwas mit dem Namen Perez auf der Vorderseite des Overalls. Etwas, das vielleicht zehn Minuten vorher noch ein menschliches Wesen gewesen war, bevor ihm der Bauch aufgeschlitzt worden war.
    Brogan stand hinter ihm. In Jeffersons Ohrhörer knackte es. »Was siehst du?«
    Jefferson deutete in den Rauch. »Nichts Gutes.«
    Zwei der SWAT -Cowboys kamen hinzu. Alle starrten entsetzt auf Perez’ Leiche. Dann suchten die Männer den Rest des Raums ab, leuchteten mit ihren Taschenlampen jeden Winkel aus. Nichts zu sehen. Nasse Steinwände, zerbrochene Balken, ein altes Hemd. Die Masken hatten ein stark eingeschränktes Gesichtsfeld; es war, als würde man durch die Linse einer Kamera blicken. Man musste den Kopf ständig nach rechts und links schwenken, wollte man den gesamten Raum im Blick behalten.
    Die Männer schienen nicht allzu geschockt wegen ihres toten Kameraden – sie hatten zu viel Adrenalin im Blut. Später konnte man immer noch trauern, wenn die Sanitäter kamen, um Perez von der Decke zu schneiden. Wenn das eigene Leben sicher war, gab es genug Zeit zum Nachdenken und Trauern, nicht vorher.
    Plötzlich spielte das Funkgerät verrückt. Die Männer verharrten, wo sie waren, um dem Geschrei zu lauschen. Irgendetwas geschah da draußen, bei der anderen Gruppe. Jefferson hielt den Atem an. Die Luft in seinem Mund war warm und schmeckte nach Plastik. Er spürte, wie sich Schweiß auf seiner Stirn bildete; Feuchtigkeit, die unter der Maske nicht verdunsten konnte. Fünf oder sechs Männer redeten gleichzeitig über Funk. »Verdammt, was ist das?« – »O Gott!«

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