Dämon
lehnte sich zu Jefferson herüber. »Man fühlt sich richtig fehl am Platze hier, wie?«, brummte er. »Mitten unter diesen Cowboys.«
Sie saßen auf Bürostühlen im Hintergrund des Raumes. Die übrigen Mitglieder des SWAT -Teams füllten das Zimmer. Die meisten saßen auf dem Boden, mit dem Rücken gegen Schränke oder Wände gelehnt, die schwere Ausrüstung vor den Füßen, wo sie leicht zugänglich war: Helme, automatische Waffen, Werfer für Gas- und Blendgranaten. Zwei Mitglieder des Teams saßen in der Dunkelheit im Loch und spielten die Gefangenen. Commons hielt das Funkgerät hoch und kontaktierte seine restlichen Leute auf Position. Nirgendwo war etwas Verdächtiges vorgefallen.
»Bei dem Aufwand wird es richtig peinlich, wenn unser Mann sich nicht zeigt«, meinte Jefferson. »Wir veranstalten eine Riesenparty für ihn, und er kommt nicht zum Tanz.«
Brogan grinste und lehnte sich im Stuhl zurück. »Ich hab so ein Gefühl, dass er sich zeigen wird.«
Jefferson nickte. Das Gefühl hatte er auch.
Unten im Loch hatte Officer Chris Ross ebenfalls ein seltsames, unbestimmtes Gefühl. Es war bitterkalt hier unten, und er fror erbärmlich. Er saß auf der Steinbank und ließ die Beine auf den Fußspitzen auf und ab tanzen in dem Versuch, ein wenig Wärme unter seinen schwarzen Overall zu bekommen. Die MP5 stand neben ihn an die Bank gelehnt, während der Helm fest auf seinem Kopf saß, mehr zum Schutz gegen die Kälte als zum Schutz vor einem Angriff. Von allen undankbaren Aufgaben hatte er die undankbarste erwischt. Die Kälte aus den Steinen durchdrang die Kevlarweste und ließ seine Muskeln allmählich steif werden.
Sein Partner Marlin Perez saß ihm gegenüber auf dem Fußboden, das linke Bein ausgestreckt, das rechte angezogen. Er hatte die Augen geschlossen.
Plötzlich drang aus Ross’ Helmlautsprecher die Stimme von Commons. Er schrak zusammen. »Vegas Eins an Vegas Fünf und Sechs. Over.«
Perez riss die Augen auf. »Hier Vegas Fünf und Sechs. Hier unten tut sich nichts. Over.«
»Verstanden, Vegas Fünf und Sechs«, antwortete Commons. »Halten Sie die Augen offen, und schlafen Sie nicht ein da unten. Ende.«
Perez nickte nur und schloss erneut die Augen.
»Dieses Loch ist mir unheimlich«, sagte Ross. »Er braucht mir wirklich nicht zu sagen, dass ich wach bleiben soll. Ich könnte hier nicht mal schlafen, wenn ich Geld dafür bekäme.«
»Das kannst du laut sagen. Ist so richtig mittelalterlich hier unten … all diese Steinmauern. Wie ein Verlies«, stimmte Perez ihm zu, ohne die Augen zu öffnen.
Ross verlagerte sein Körpergewicht nach links und beugte sich zur Seite, um sein taubes rechtes Bein zu entlasten, damit das Blut wieder zirkulieren konnte, und lehnte sich an die Wand. Er wollte Perez gerade eine Frage stellen, als sein Blick auf das Gesicht seines Partners fiel. Der verträumte, ruhige Ausdruck war angespannter Konzentration gewichen. Perez hatte die Augen zusammengekniffen, hielt den Kopf leicht zur Seite geneigt und lauschte.
»Was ist?«, flüsterte Ross.
Perez schüttelte schweigend den Kopf und hob den Zeigefinger.
Ross lauschte nun ebenfalls. Er konnte nichts hören, nur das leise Tropfen von Wasser und ein kaum wahrnehmbares Pfeifen vom Wind, der über den Hof wehte und in den Schacht des Lochs strich. Dieses Loch … es war wirklich unheimlich. Ein Verlies. Er konnte kaum glauben, dass hier unten tatsächlich Männer eingesperrt wurden. Er lauschte auf das Trappeln von Rattenfüßen, doch außer dem unablässigen Tropfen war nicht das leiseste Geräusch zu hören.
Dann, plötzlich, erklang ein leises Kratzen. Wie von Metall, das langsam über Stein geschoben wird. Dann wieder Stille. Im ersten Augenblick glaubte Ross, sich alles nur eingebildet zu haben, dann hörte er es erneut. Das Kratzen. Es dauerte nur einen Moment. Als würde jemand etwas Schweres ganz vorsichtig über den Steinboden schieben.
Plötzlich fragte sich Ross, wie lange dieses Geräusch schon da war. Hätte Perez ihn nicht darauf aufmerksam gemacht, Ross hätte es niemals bemerkt.
Da war es wieder.
Leise, aber unüberhörbar in der Totenstille des Lochs.
Perez erhob sich mit kraftvoller Geschmeidigkeit. Ross griff nach unten und hob die Maschinenpistole in den Schoß. Vorsichtig legte er den Finger um den Abzug und entsicherte die Waffe. Es gab ein leises metallisches Klicken. Das Geräusch kam vom Ende des Gangs, aus dem Raum dahinter. Einer der Suchscheinwerfer von den Mauern schwenkte
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