Dämon
Serbokroatisch?«
»Er hat ComCards bei sich.«
ComCards waren kleine, zweiseitig bedruckte, laminierte Kartons, auf denen die Aussprache wichtiger Begriffe und Wendungen festgehalten war, von »Waffe fallen lassen!« und »Gesicht auf den Boden!« bis hin zu »Wo ist das nächste Restaurant?« und »Kann man das Wasser hier trinken?«
Brogan drückte mir den Fernzünder für die Sprenggranaten in die Hand.
»Pass auf dich auf, Bruder«, sagte er.
Er huschte an der Mauer entlang zu seiner Stellung zurück, zwanzig Meter weiter in Richtung Eingang, oben hinter der Tribünenbrüstung. J. C. atmete noch immer schwer und war damit beschäftigt, seine Stiefel zu schnüren.
»Müde?«
»Außer Atem.«
»Du bist nicht mehr in Form«, frotzelte ich.
»Auf der Highschool habe ich ohne Probleme zehn von diesen Sprints hintereinander geschafft. Ich war so schnell wie Carl Lewis.«
Dann war er endlich fertig mit den Stiefeln, nahm sein Gewehr, steckte den Kopf über die Brüstung und blickte hinunter aufs Spielfeld. Er legte sein M-16 auf die Brüstung, nahm den Fernzünder von mir entgegen und platzierte ihn vor sich auf dem Boden. Ich hatte meine Reservemagazine hervorgeholt und vor mir an der Wand verteilt; J. C. machte nun das Gleiche mit seinen. Dann nahm er einen Kaugummistreifen aus der Tasche, wickelte ihn aus und schob ihn sich in den Mund.
Das Spielfeld unten lag still, die Sitzreihen waren leer und verlassen. Während ich wartete, zählte ich die Bänke. Hoch und runter und wieder hoch. Dann stellte ich mir vor, wie ich von verschiedenen Stellen aus Würfe auf die Körbe machte, wie der Ball von der Freiwurflinie ins Netz ging, von der Drei-Punkte-Linie, von der Mittellinie. Die Minuten vergingen, und meine Blase begann zu drücken. Ich zwängte die Beine zusammen.
Neben mir hatte J. C. seinen Kaugummi ausgespuckt und einen Riegel Snickers hervorgezogen. Er bemerkte, dass ich auf den Riegel starrte, brach ein Stück ab und reichte es mir. Ich nickte dankend und kaute langsam darauf.
Unter uns bewegte sich plötzlich die Tür. Fast hätte ich mich vor Überraschung verschluckt. Ich kniff die Augen zu schmalen Schlitzen und konzentrierte mich darauf, nicht zu husten. Vorsichtig schluckte ich den Rest des Riegels herunter, packte mein Gewehr und spähte über die Brüstung nach unten. Ganz langsam wurde die Tür zur Halle von außen geöffnet. J. C. kauerte neben mir und spähte ebenfalls über die niedrige Brüstung in die Tiefe. In der Hand hielt er den Funkfernzünder.
Die Tür wurde weiter aufgeschoben, und dann sah ich einen Stiefel auftauchen, dann einen Gewehrlauf und schließlich ein Gesicht. Vorsichtig schob sich ein serbischer Soldat in die Halle, suchte erst das Spielfeld ab und dann die Tribünen. Er flüsterte etwas zu einem noch unsichtbaren Mann hinter ihm, der eine Sekunde später auftauchte. Dann erschien ein dritter Mann, ein vierter … Wir beobachteten, wie sie einer nach dem anderen durch die Tür kamen und sich leise an der Wand entlangbewegten. Ich zählte mit. Es waren vierundzwanzig. Offensichtlich die gesamte Mannschaft, die auf dem Truppentransporter gesessen hatte. Der erste Mann hatte die Killzone bereits passiert, und ich sah fragend zu Brogan. Er schüttelte den Kopf und hielt fünf Finger hoch.
Die Soldaten bewegten sich mit erhobenen Waffen weiter in die Halle hinein, und ich hörte, wie sie leise miteinander redeten. Einer nach dem anderen verließ die Killzone, die Reihe von Sprenggranaten hinter den roten Bannern, doch Brogan schüttelte immer noch den Kopf. Dann hob er erneut die Hand und bog einen Finger nach dem anderen ab. Fünf … vier … drei … zwei … eins … Brogan nickte.
J. C. drückte auf den Knopf des Auslösers. Es gab eine gewaltige Detonation, und der gesamte Wandteil flog in einer grellen Stichflamme auseinander. Einige Soldaten versuchten zurückzuspringen, doch sie hatten keine Chance. Granat- und Betonsplitter zerfetzten sie. Ich sah elf Männer im Zentrum der Killzone fallen. Weitere lagen am Boden und wälzten sich im Todeskampf. Brogan hob den Kopf und eröffnete das Feuer auf die Überlebenden. Ich hob selbst das Gewehr, als der Summer der Lautsprecheranlage ertönte, ein ohrenbetäubendes Geräusch, und Vincents Stimme peitschte durch die Halle.
»Kapitulation! Kapitulation!« Gebt auf.
Seine Stimme hallte nach, als ich ein paar rasche Schüsse abgab. Einige der gegnerischen Soldaten begannen sich neu zu formieren. Sie hoben ihre Waffen
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