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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Schultern. »Sie können Nick zu mir sagen. So hat man mich in den Staaten gerufen.«
    Ugriumov lächelte, hob die Hände und winkte einladend. »Kommen Sie, gehen wir in mein Büro, dort können wir uns in Ruhe darüber unterhalten, was Sie nach St. Petersburg geführt hat.«
    Sie gingen über den langen Korridor. Ihre Schritte hallten auf dem gefliesten Boden.
    »Ich glaube, er mag dich«, flüsterte Jefferson, während er neben McKenna herging.
    »Er scheint zu den Männern zu gehören, die alle Frauen mögen.«
    Sie passierten eine Gruppe deutscher Touristen mit vor der Brust baumelnden Kameras. Ein Reiseführer zeigte auf eine Reihe von Pastellen von Degas und hielt in flüssiger deutscher Sprache einen Vortrag.
    »Wenn ich recht informiert wurde, sind Sie im Rahmen einer Mordermittlung hier?«
    »Das ist richtig«, antwortete Jefferson.
    »Ah, Amerika. Es ist immer noch so gewalttätig wie früher. Aber das macht es auch so interessant, vermute ich.«
    »Wir danken Ihnen, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben«, antwortete Jefferson, und sein Blick schweifte zu den Deutschen. »Wir wissen es zu schätzen.«
    »Nun«, erwiderte Ugriumov, »Zeit haben wir Russen dieser Tage eine Menge.«
    Er zögerte einen Augenblick, dann öffnete er die Tür zu seinem Büro und winkte ihnen, einzutreten.
    Ugriumovs Büro war klein und mit den verschiedensten Gegenständen voll gestellt. Ein ausgestopfter Falke mit ausgebreiteten Flügeln und offenem Schnabel stand unsicher auf seinem Holzsockel oben auf einem hohen Bücherregal, das mit zerbrechlich aussehenden Bänden bestückt war. Der Schreibtisch an der Wand war übersät mit Papieren und Ordnern und ließ kaum genügend Platz, sich daran vorbeizuquetschen. Auf einem weiteren Tisch in einer Ecke stand ein alter Macintosh-Computer und summte leise vor sich hin, während fliegende Toaster über den Bildschirm ruckelten.
    Das einzige Fenster des Raumes war teilweise von dichten Vorhängen verhangen, und das Sonnenlicht, das durchs Glas fiel, erhellte die Staubpartikel, die sie bei ihrem Eintreten aufgewirbelt hatten. Ugriumov nahm in dem Ledersessel hinter seinem Schreibtisch Platz und deutete mit ausgestrecktem Arm auf zwei weitere gepolsterte Sessel. Jefferson und McKenna nahmen in den weichen Polstern Platz.
    »Ein hübsches Museum«, sagte Jefferson.
    »Danke«, antwortete Ugriumov. »Ich bin sehr fürsorglich, was das Museum angeht. Ich fühle mich für alles hier drin persönlich verantwortlich. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Ich dachte, hier bei Ihnen gäbe es nur Tee?«, fragte Jefferson.
    »Die Zeiten ändern sich. Heutzutage trinken wir hauptsächlich Coca Cola.« Ugriumov zuckte die Schultern. »Na ja, ist nicht weiter schlimm. Tee bekommt man heute nur noch selten. Jedenfalls …«
    Er verstummte und blickte Jefferson und McKenna fragend an. »Sie sind nicht wegen Tee oder Cola aus Amerika hergekommen. Bitte entschuldigen Sie, ich verschwende Ihre Zeit. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Aber nein, Sie verschwenden unsere Zeit nicht im Geringsten.« Jefferson beugte sich im Sessel vor. »Was wissen Sie über das Skelett von Qinghai?«
    Ugriumov lächelte schweigend und trommelte mit den Fingern auf seiner Brust.
    Er blickte Jefferson lange an, bevor er antwortete. »Gefunden 1932 von einer kleinen Gruppe chinesischer Bergarbeiter und Sherpas im südlichen China. Sie waren während eines Schneesturms in einer Höhle untergeschlüpft und entdeckten ein vollständig erhaltenes menschenähnliches Skelett. Das Skelett von Qinghai.«
    »Das ist alles?«, fragte Jefferson. »Mehr gibt es nicht?«
    »Das ist eine gute Frage«, antwortete Ugriumov und schaukelte im Sitz hin und her. »Niemand wusste, was dieses Skelett war, und so ist es bis zum heutigen Tag im Wesentlichen geblieben. Es war höchst eigenartig. So deformiert, dass viele Leute glaubten, es könne sich um einen Streich handeln.«
    »Einen Streich?«, fragte McKenna.
    Ugriumov zögerte und blickte durchs Fenster nach draußen auf den bevölkerten Platz vor dem Museum. »Nun, oberflächlich betrachtet war es ein menschliches Skelett. Doch selbst eine flüchtige Untersuchung zeigte eine Reihe von Unstimmigkeiten. Es war menschlich und zugleich wiederum nicht.«
    »Ich schätze, dass diese Beschreibung auf halb Boston passt«, sagte Jefferson. »Wir haben Gefängnisse, da sind ganze Flügel voll von solchen Typen.«
    »Ich glaube nicht, dass einer dieser ›Typen‹ dem entspricht, was ich meine«,

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